Im Hotel Ibis Mariahilf in Wien schaute ich vom zwölften Stock aus dem Vorrücken des Tageslichts um Lichtmess zu, während ich mich als Rezensent in Manfred Mixners Geschichten verstricken ließ.

Ungefähr in diesem Stil erzählt Manfred Mixner von den Stricken des Literaturbetriebs, in die er mehr oder weniger freiwillig geraten ist. Der literarische Ort macht die Literatur, heißt seine These, und sowohl für Leser als auch für Autoren ist es entscheidend, wo sie gerade ihrer Tätigkeit nachgehen. Aus diesem Grund betont Mixner auch mehrmals, dass er in einem Blockhaus lebt, was offensichtlich seinen Zugang zur Literatur maßgeblich beeinflusst.

Geheimcodes haben den Nachteil, dass sie Allgemeingut werden, sobald sie einen allgemein zugängigen Namen haben.

German writing ist natürlich ein Geheim-Code und was für einer. In der Titel gebenden Erzählung wird dem Ich-Erzähler von einer Illustrierten ein unwiderstehliches Angebot gemacht, er soll um ein Schweinegeld einen Essay über das Essen schreiben.

Manchmal ist Literatur einfach ein Spiel, das nach vorgegebenen Regeln ausgeführt wird.

In düsterer Zeit, nämlich im Tirol von 1704, sind Johann und Elisabeth in der Episode „Die Ankunft“ aufgebrochen und kommen eine Trilogie lang nicht mehr zur Ruhe. Jetzt im zweiten Teil geht das Desaster unter dem scharfen Auge Gottes weiter und nennt sich Inferno.

Die letzte Möglichkeit, in eine Orgie von Material, Ideen, Handlungen und Gedanken eine Ordnung hineinzubringen, ist das Abcedarium. Dieses Lieblings-Küchengerät der Bibliothekare ermöglicht es manchmal, so etwas wie Logik und Überblick in einen Gedanken-Teig voller Zähigkeit zu bringen.

Für einen Dichter-Giganten wie Jean Paul ist das Abecedarium die ideale Methode, Liebenswürdiges, Skurriles und Erbauliches aus seinem Werk zu krallen, zumal Jean Paul ja einmal selbst inbrünstig um eine solche Darstellung gebeten hat. „Um ein solches ABC mit bunten Bildern bitt‘ ich Sie.“

Gedichte können poetische Stationen sein, die sich hintereinander gereiht als besondere Reise durch eine eigentümliche  Landschaft auftun.

Miachael E. Sallinger hat die Gedichtform gewählt, um das Besondere hinter dem Brenner zu beschreiben. Dabei nimmt er ähnlich einer klassischen italienischen Reise einen kalten nördlichen Standpunkt ein, von dem aus der Süden hell und warm, fröhlich und prägnant beschrieben wird. In den Genuss dieser Poesie kommt in diesem Fall Südtirol, prägnant zusammengefasst mit den Wörtern „Hain, Traube und Nacht“.

Die Beschwörungsformel „In-Ewigkeit-Amen“ wird bei der alpinen Bevölkerung bis zur Unkenntlichkeit verschluckt und entstellt, wenn sie bei Begräbnissen, Toten-Rosenkränzen oder Allerseelengängen in die rurale Luft der Fassungslosigkeit gehaucht wird.

Im Allerweltsdorf Unterhirschen ist die Zeit so unauffällig unterwegs, dass sie kaum jemand mehr bemerkt und darin verdrossen selbstverständlich sein eigenes Leben installiert.

Ein Buchumschlag wie eine Formel, der Autor stark verkürzt auf die Buchstaben E. W. und Binder, der Titel als Programm, Inhalt und Aufmacher: Die Formel.

Schon vom Umschlag her reißt es einen in dieses Formel-Buch des Osttiroler Autors [Eckehard] Bichler, straff und magisch wie eine Formel legt ein Ich-Erzähler los. Der erste Eindruck ist, hier kommt Midland in Stilfs über eine Tiroler Verstörung ins Hinterzimmer von Thomas Bernhard.

Manche Berufe sind so rar und von der üblichen Arbeitswelt entlegen, dass allein ein beruflich angelegtes Journal bereits zu einem Roman ausartet. Während es Literaturhäuser wie Sand am Meer gibt, ist der sogenannte Literaturhaus-Roman etwas Seltenes geblieben.

Rainer Wieczorek erzählt mit der majestätischen Wir-Form vom Gründen, Umbauen und Etablieren eines Literaturhauses. Während einer kurzen Schifffahrt auf einem sinnlichen Binnenkanal entsteht die Idee, aus einer ehemaligen Isolierstation aus dem Jahre 1915 für Darmstadt ein Literaturhaus zu formen.

Die Literatur ist oft konkreter als jede Theorie, was liegt also näher, bei der Analyse einer  Epoche neben den historischen Quellen die entsprechende fiktionale Darstellung hinzuzufügen.

Kaum eine Epoche wird in Österreich so verdrängt wie die Zwischenkriegszeit, Zyniker behaupten, weil die Parallelen zur Gegenwart zu eklatant sind. Man denke nur an Korruption, Bankencrash oder die amorphe Bevorzugung der Stände, sei es bei Dolferl (Dollfuß) oder Wolferl (Schüssel).

In guten Krimis ist zwar der jeweilige Fall aufregend und stechfrisch wie junges Gemüse, getragen werden diese Fälle aber von der Verlässlichkeit der aufklärenden Persönlichkeiten, die mit ihrer Individualität jedes noch so freche Verbrechen in die Schranken verweisen.

Dietmar Wachter lässt nun schon zum dritten Mal den Inspektor Matteo Steininger in der lieblichen Kleinstadt Landstein in Tirol auftreten. Dieser sitzt in Erwartungshaltung in der Kanzlei, wie er seine Dienststelle hochachtungsvoll nennt, und spielt mit einem hydraulischen Bürosessel herum. Zwischendurch räumt er die Utensilien aus den früheren Fällen „Der Holzfischer“ und „Das Zingulum“ in die Asservatenkammer in den Keller.