Philosophie | Religion

Ronald Weinberger, Und sie lügen doch

h.schoenauer - 07.03.2022

ronald weinberger, und sie lügen dochWenn es um die Wahrheit geht, können Handbücher durchaus dünn ausfallen. Im Gegenteil, je umfangreicher die Absätze bei der Darstellung einer vermeintlichen Wahrheit ausfallen, umso verdächtiger erscheinen sie jemandem, der vielleicht Ludwig Wittgensteins Tractat vor Augen hat und liest: „Die Welt ist alles, was der Fall ist.“

Ronald Weinberger geht mit seinem „Sternen-Tractatus“ ähnlich kurz angebunden vor. „Astrologie erfüllt nicht die Normen, die an eine „Wissenschaft gestellt werden“ (5 ). Und als ehemaliger professioneller und noch dazu auf (vor allem „sterbende“) Sterne spezialisiert gewesener Astronom fügt er hinzu: „Mit Schindluder meine ich Horoskope. Allgemeiner ausgedrückt: die Astrologie.“

Eske Schlüters, Alles kann ein Bild von allem sein

h.schoenauer - 02.03.2022

eske schlüters, alles kann ein bild von allem seinEine Dissertation ist eine Textsorte, über die schon einmal Rechtschreib-, Gender- und Plagiatsprogramme drübergelaufen sind. In einer barrierefreien Uni kann mittlerweile jeder eine Dissertation abliefern, wenn es nicht klappt, liegt es am akademischen Personal, aber nicht an der einreichenden Person.

Diese in der Öffentlichkeit weitverbreitete Einschätzung soll vor allem eines ausdrücken: wissenschaftliche Texte sind Blasentexte. Verlassen sie ihr Biotop, gelten sie bald einmal als unlesbar.

Jože Javoršek, Primož Trubar

h.schoenauer - 11.02.2022

joze javorsek, primoz trubarDamit sich ein Staat gegenüber anderen Staaten legitimieren kann, braucht er neben Fahnen, Verfassung, Verteidigung und Währung auch den Nachweis, dass er lesen und schreiben kann. Ursprünglich mussten nur Kirchenleute und Kriegsherrn nachweisen, dass sie zumindest Urkunden lesen können, in demokratisch organisierten Gebilden ist es unumgänglich, dass es auch eine Literatur gibt, die aus dem Volk für das Volk gemacht wird.

Wie dringend dieser Nachweis für einen neuen Staat ist, merkt man beispielsweise bei den Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Zwar brodelte es als Nationalismus schon länger im Vielvölkerstaat, aber für die Unabhängigkeit war immer der Nachweis einer eigenen literarischen Identität vonnöten.

Alfred J. Noll, „Alles, was geschieht, geschieht mit Recht.“

andreas.markt-huter - 09.02.2022

alfred noll, alles was geschieht, geschieht mit recht„Wenn es etwas gibt, das uns als Zeitgenossen verbindet, dann ist es die fast feindlich gesonnene Abstinenz von allem, was nach Recht und Gesetz aussieht. Die Reste der res publica leiden an unter einer ubiquitären Rechtsphobie. Je mehr der Gesetze, desto weniger wollen wir davon wissen …“ (S. 7)

Alfred Noll bietet in seinem Sachbuch zum Thema „Recht“ ein kompaktes Panoptikum zu den zentralen Fragen einer Gesellschaft wie das Recht auf Eigentum, Sicherheit, zur Justiz oder den rechtlichen Dimensionen einer Revolution.

Hubertus Buchstein, u.a., Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart

andreas.markt-huter - 07.02.2022

hubertus buchstein, demoktratietheorien„Häufig existieren utopische und idealisierte Vorstellungen von Demokratie und überzogenen Erwartungen und Anforderungen bezüglich der Leistungsfähigkeit eines demokratischen Systems, die sich weit von der Realität entfernt haben und vor denen die alltägliche Praxis demokratischer Wirklichkeit unscheinbar, wenn nicht sogar abstoßend wirkt.“ (S. 12)

Um die Demokratie der Gegenwart besser zu verstehen ist es wichtig, sich ihre Entwicklungsschritte im Laufe der Geschichte näher zu betrachten. Das Sachbuch „Demokratietheorien“ bietet dazu mit ausgewählten Quellentexten und erläuternden Interpretationen eine Einführung in die Demokratietheorien und Theorien zur Demokratie von der Antike bis in die Gegenwart.

Slavoj Žižek, Pandemie! II

h.schoenauer - 14.01.2022

slavo zizek, pandemie 2Die Größe eines Themas misst der Bibliothekar mit dem Meterband, wenn er die Regale abgeht. Zeigt das Verzeichnis lieferbare Bücher für das erste Corona-Jahr nur 217 Treffer, so sind es im zweiten Jahr vom ersten Quartal hochgerechnet bereits 600. Und natürlich ist kein Ende der Publikationen abzusehen, bei einem so großen Thema.

Der Philosoph Slavoj Žižek nennt seine Schriften Epochen-bildend „Pandemie!“ und nummeriert sie durch. Noch vor dem zweiten Pandemiejahr liefert er bereits den zweiten Band, worin fünfzehn Aufsätze und ein Anhang versammelt sind.

Peter Sloterdijk, Den Himmel zum Sprechen bringen

h.schoenauer - 10.12.2021

peter sloterdijk, den himmel zum Sprechen bringenIn einem von Pädagogen und Psychologen getränkten Literaturbetrieb bleibt letztlich nur mehr der Infantilismus, um sich auszudrücken. Alles, was sich nicht kindgemäß sagen lässt, scheint überflüssig und wertlos zu sein. Selbst die größten Dinge zwischen Himmel und Erde müssen zu Zwitschern zurechtgestutzt werden, ohne dass daraus wenigstes Vogelklang entstünde.

Peter Sloterdijk gilt mit seiner apokalyptischen Genesis „Kritik der zynischen Vernunft“ (1983) als Jahrhundertphilosoph, legendär ist etwa das Bild von der Atombombe, die man nicht verwenden, schauen oder berühren darf, weil sonst die Erde in die Luft fliegt. Diese Bombe lässt sich nur mehr aus der Ferne anbeten mit der Hoffnung, dass sie nichts hört und ohne Reaktion bleibt.

Slavoj Žižek, Pandemie!

andreas.markt-huter - 01.12.2021

slavo zizek, pandemieIm Schrecken dient das Rufzeichen als kurzes Atemholen, um die Dimension des Desasters für einen Augenblick in den Griff zu bekommen. Pandemie! (mit Rufzeichen) entspricht dem Pest! im Mittelalter, oder auch dem Alarm Feuer!, der in allen Sprachen wirkt.

Slavoj Žižek schlägt als zeitgenössischer Philosoph sofort einmal Alarm. Pandemie! Dieser Begriff umspannt nicht nur die ganze Welt, sondern auch den gesamten Wortschatz mit all seinen Begriffen.

Es ist noch nicht klar, was dieser Schock für die Welt bedeuten wird, aber in spontanen Hochrechnungen der Begriffe zeigt sich, dass so gut wie alles sich verändert. Nichts wird mehr so sein, wie wir es einmal verschriftlicht haben.

Silviane Scharl, Jungsteinzeit

andreas.markt-huter - 12.11.2021

silviane scharl, jungsteinzeit„Die Jungsteinzeit (Neolithikum, älteste Daten aus Südosteuropa im 7. Jahrtausend v. Chr.) ist die Epoche der europäischen Prähistorie, in der die Menschen sesshaft werden und beginnen, Landwirtschaft zu betreiben.“ (S. 7)

In zwölf Kapiteln werden die wichtigsten Bereiche, Merkmale und Errungenschaften des Neolithikums von den Anfängen der bäuerlichen Wirtschaftsweise im Vorderen Orient, über die Produktion von Keramik bis hin zu Sozialstruktur, Handel, Monumentalwerken und Erfindungen wie Rad, Wagen und Kupfermetallurgie vorgestellt. Daneben stellt das Buch die wichtigsten Werkzeuge und Methoden der Erforschung der Jungsteinzeit vor.

Romain Puértolas, Der kleine Kaiser ist zurück

h.schoenauer - 05.11.2021

romain puertolas, der kleine kaiser ist zurückWenn man die verspielte Alltagsgeschichte mit dem großen Model der Historie aussticht, geht eher der Model kaputt als die Alltagsgeschichte.

Romain Puértolas hat ein schlichtes Anliegen: Er will in einem flotten, flauschigen Roman die Gegenwartskrise Frankreichs erzählen, indem er sie Napoleon als Wiedergänger kindlich staunend vor die Linse schiebt.