Tirol

Heinrich Klier, Bergwind und Träume

h.schoenauer - 16.01.2005

Buch-Cover

Um einen Sonnenplatz in der Literaturgeschichte zu ergattern, müssen Novellen vor allem eines: Einen fulminanten Start hinlegen.

In Heinrich Kliers Sehnsuchtsnovelle gibt es eine dieser unvergesslichen Startszenen. Der Hotelier schaut in die Felswand, und um besser sehen zu können, nimmt er dem Kellner das Fernglas aus der Hand.

Jörg Zemmler, leihtöne

h.schoenauer - 13.01.2005

Buch-Cover

Schon beim Einlegen der CD muss man stark nicken, auf dem Label steht nämlich neben dem Hinweis auf das Kultursponsoring ein Gedicht, das vier Mal von oben nach unten gelesen die Botschaft ergibt:

"immer / schön / brav / nicken". Auch sonst betreibt Jörg Zemmler die Kunst durchaus unkonventionell, seinen wirklichen Namen Zemmer hat er auf Zemmler geändert, weil irgendwelche Affen auf Plakaten immer seinen Namen verhunzt haben.

 

Jörg Zemmler, leihworte

h.schoenauer - 13.01.2005

Buch-Cover

Ein Buch, das irgendwie mit der Hand geschrieben ist, erregt sofort Aufmerksamkeit.

Jörg Zemmler hat die Schnauze voll von Times und Arial und schreibt sich nicht nur die Geschichten selber sondern auch die Buchstaben.

Günther Loewit, Kosinsky und die Unsterblichkeit

h.schoenauer - 06.01.2005

Buch-Cover

Bei diesem Familienroman liegen die Erzählscheiben chronologisch disparat ausgebreitet auf wie alte Schützenscheiben, die jemand ungeordnet abgestellt hat.

Günther Loewit nennt seinen Roman eine Recherche, die Nachfahren suchen die Vorfahren, die Zeitgenossen die Familienmitglieder und alle versuchen, in ihrer Zeit zu überleben, was ja fürs erste Unsterblichkeit bedeutet.

Luise Maria Schöpf, Weiche Gitterstäbe

h.schoenauer - 06.01.2005

Buch-CoverDiese schleichenden Schicksalsschläge sind die heftigsten! Scheinbar können sich die Figuren frei bewegen, aber letzten Endes sitzen sie in ihren Käfigen wie in Gummizellen, und zwischendurch tut es nicht einmal weh.

Luise Maria Schöpf stellt ihrem Roman einen lakonischen Kommentar über die Freiheit voran. "Der Mensch muss sich den Gesetzen beugen, den Normen der Gesellschaft und der sozialen Struktur. Diese Gitterstäbe sind weich, biegsam, um durchzuschlüpfen, doch was bringt's? Der Mensch gerät mit dem Gesetz oder mit seiner Umwelt in Konflikt." Ha, und in diesem gigantischen Hamsterrad treten die Figuren nun zum Abstrampeln ihrer Biographien an.

Joseph Zoderer, Wir gingen

h.schoenauer - 26.12.2004

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Wir gingen. - Was wie ein Übungssatz aus einem Sprachbuch klingt, ist die Quintessenz einer ganzen Epoche.

Genötigt, gedemütigt, eingenebelt und gezüchtigt gehen während der sogenannten Option ab 1939 ganze Heerscharen von Südtirolern außer Landes, und das ganze Spektakel ist im ersten Schrecken in der Erinnerung zur scheinbar lapidaren Erkenntnis verklumpt "wir gingen".

Waltraud Kannonier-Finster, Eine Hitler-Jugend

andreas.markt-huter - 22.12.2004

Buch-Cover

Es gibt wohl kaum einen historischen Zeitraum der öfter und genauer erforscht worden wäre als die Zeit des Nationalsozialismus.

Ist das Thema bereits ausgereizt und die Zeit gekommen, endgültig einen Schlussstrich unter das ?kurze Intermezzo des Nationalsozialismus in Österreich? zu setzen? Dagegen spricht, dass das Argument von "Österreich, als erstem Opfer Hitler-Deutschlands" häufig immer noch dazu dient, das Verhalten von Österreicherinnen und Österreichern während der NS-Zeit zu verharmlosen. Und auch das offizielle Österreich benötigte ein halbes Jahrhundert, um eine Mitverantwortung für Verbrechen während dieser Zeit einzugestehen.

Kurt Lanthaler / Peter Kaser, :himmel & hoell

h.schoenauer - 07.12.2004

Buch-Cover

Am Umschlag dieses witzigen Buches ist eine Kartoffel abgebildet und die spielt auch die Hauptrolle.

Himmel und Hölle ist nämlich ein Projekt bei dem eine heiße goldene Kartoffel vom Himmel in die Hölle fällt. Auf diesem Weg legt sie offensichtlich 84 Stufen zurück.

Alfried Zingerle, Der gestohlene Gartenzwerg

h.schoenauer - 06.12.2004

Buch-Cover

Wie bei großen wissenschaftlichen Arbeiten ist diesem kleinen Krimi um einen verschwundenen Gartenzwerg am Ende ein Summary beigegeben, damit man nach erfolgter Lektüre noch schnell replizieren kann, was man gelesen hat.

Der Krimi geht in seinem skurrilen Kern auf eine wahre Begebenheit zurück, immerhin sind 2002 im Südtiroler Städtchen Bruneck zwei Gartenzwerge entführt worden, die dann wie ein Spuk an verschiedenen Orten in Erscheinung getreten sind.

Norbert Mayer, wortungen gedichte

h.schoenauer - 01.12.2004

Buch-CoverSchon der Titel macht alles klar und lässt alles offen. Es geht um W-ORTE, die in noch unerschlossenen Sprachgegenden gegründet werden, als Knoten- und Zielpunkte ihr Schicksal durchmachen und später einmal aufgegeben und zur Wüstung werden.

Eines der größten Themen in der Lyrik ist der Jahreskreis, das Gehen und Vergehen großer und kleiner Dinge mit unbestechlicher Ernsthaftigkeit. Norbert Mayer, der sich als ?echter Lyriker? lange verschwiegen hat, stellt in ?wortungen? den Ablauf eines sprachpotenten Jahres vor. In zwölf Sequenzen, die wohl dem Monatsabriss am Kalender entsprechen, werden Worte wie verschollene Bräuche ausgehoben, neu inszeniert und dann wieder frisch verpackt beiseite gelegt.