Belletristik und Sachbücher

Dietmar Füssel, Diesseits von Eden

h.schoenauer - 08.09.2010

Buch-CoverSatiren greifen oft einen voluminösen Titel auf um ihn dann ordentlich aufzublasen und zum Platzen zu bringen.

Dietmar Füssel hat nichts Gewaltigeres vor, als das Paradies aus literarischer Sicht zu schildern und die darin eingelagerten Wahnvorstellungen zum Platzen zu bringen.

Gerhard Ruiss / Oswald von Wolkenstein, So sie mir pfiff zum Katzenlohn

h.schoenauer - 08.09.2010

Buch-Cover

Manchmal ist auch die Literatur zu weltrekordverdächtigen Aktionen fähig. Sechshundert Jahre nach ihrer Entstehung sind die Gedichte von Oswald von Wolkenstein erstmals komplett als Gedichte in einer zeitgenössischen Sprache greifbar.

Zu verdanken ist dieses Mammut-Unterfangen dem Autor, Liedermacher und Dichter-Gewerkschafter Gerhard Ruiss.

Eva Rossmann, Evelyns Fall

h.schoenauer - 07.09.2010

Buch-CoverWenn man die gesellschaftliche Seele eines Landes kennen lernen will, tut man oft gut daran, sich an einen Gesellschafts-Krimi zu halten. Darin kommen in Figurenführung, Themenwahl und Didaktik der Alltagsbewältigung oft mehr Dinge zum Vorschein als in einem Landes-Knigge.

Eva Rossmann führt mit ihrer aufklärenden Journalistin Mira Valensky schon seit Jahren elegant und raffiniert durch die Untiefen der Österreichischen Seele. In ihrem mittlerweile zwölften Krimi, geht es um das Problem Armut, Sozialhilfe, Negativ-Karriere. In einem abgewohnten Haus, das man in der ersten Klischee-Empfindung in Rumänien ansiedeln möchte und nicht in einem Wiener Vorort, wird die tote Evelyn Maier entdeckt.

Manfred Josef Manius Stieg, Florileg akut

h.schoenauer - 07.09.2010

Buch-CoverManche Bücher treten schon in Aufmachung und Titel als Rarität hervor, verheißen einen Ausstieg aus der Zeit und eine Reise in einen ungewöhnlichen Gedankenkosmos.

Manfred Josef Manius Stieg zelebriert nach alter Weise seinen Namen als singuläres Programm und gibt dem jüngsten Buch den aufmerksam-feinen Titel Florileg. Darunter ist eine Art Blütenlese zu verstehen, die Darbietungen des Autors sind vielleicht ein Blütenkorso durch die Gedankenwelt voller Aphorismen und Epigramme. Dass dabei zwischendurch das Lateinische verwendet wird, gibt den Gedankengängen einen zusätzlichen zeitlosen Touch.

Sigitas Parulskis, Drei Sekunden Himmel

h.schoenauer - 06.09.2010

Buch-CoverManchmal fassen Romane einen zeitkritischen Löffel aus und kratzen damit die Geschehnisse eine ganzen Generation mit ein paar Sätzen aus dem Topf der Zeit.

Sigitas Parulskis nennt seinen Roman drei Sekunden, weil sich offensichtlich die wesentlichsten Ereignisse auf diese Zeiteinheit zusammenstutzen lassen. Die drei Sekunden haben freilich noch einen handfesten Sinn, militärischen Fallschirmspringer müssen aus Sicherheitsgründen drei Sekunden im freien Fall die Luft anhalten, ehe sich der Schirm öffnet (oder auch nicht).

Christine Dobretsberger (Hrsg.), Polizisten weinen nicht

h.schoenauer - 05.09.2010

Buch-CoverOk, Polizisten weinen nicht, im Sinne der Gender-Semantik kann getrost angenommen werden, dass Polizistinnen auch nicht weinen.

Im Polizisten-Reader kommen ausnahmsweise die Gefühle bei Amtshandlungen zur Sprache. Von der Journalistin und "Ghostwriterin" Christine Dobretsberger wurden pensionierte und traumatisierte Beamte angespornt, die Gefühle bei ihren jeweils spektakulärsten Fällen in Form von Reimgedichten oder Erlebnisaufsätzen darzustellen.

Luis Raffeiner, Wir waren keine Menschen mehr

h.schoenauer - 05.09.2010

Buch-CoverWehrmachtserinnerungen lösen bei den Nach-Nachfahren immer ein recht unbeholfenes Gefühl aus, einerseits ist das Genre durch allzu beschönigende Literatur in der Political Correctness ziemlich geächtet, andererseits stellt sich die Frage, warum man sich nach siebzig Jahren diese Erlebnis-Literatur der makaberen Art antun soll.

Die Antwort gibt im Nachwort Hannes Heer mit einem Karl-Kraus-Zitat über den ersten Weltkrieg:

Norbert Gstrein, Die ganze Wahrheit

h.schoenauer - 02.09.2010

Buch-CoverWenn man vor und nach der Lektüre nicht weiß, wie man den Roman lesen soll, dann ist er vor allem eines: aufregend gelungen.

Norbert Gstrein, der Meister des Verunsicherungstextes, lässt in seinem Roman Die ganze Wahrheit den Leser immer wieder ins Leere laufen. Denn auf den ersten Blick erzählt er eine verkorkste Liebes- und Ehegeschichte, deren Trivialität nur deshalb von Interesse ist, weil sie im Verleger-Milieu spielt.

Elfriede Kehrer, schärfe die schatten

h.schoenauer - 31.08.2010

Buch-CoverWas haben eine Wand, ein Leintuch und ein frisch eingeschneiter Rasen gemeinsam? Jede kreative Seele wird durch die schreiend leere Flächen ermuntert, zu sprühen, zu markieren oder einfach mit den Füßen durchzuwaten.

Interessante Lyrik besteht vorerst immer aus einer weißen Fläche, die zum Aufzeichnen oder Einritzen herausfordert. Das Weiße zwischen den Zeilen ist quasi die Urleinwand der Lyrik, deren Zeichen und Wörter sich darauf mehr oder minder scharf konturiert bewegen.

Ljubko Deresch, Intent!

h.schoenauer - 30.08.2010

Buch-CoverDas größte Abenteuer ist sicher das allmähliche Hineinwachsen in die eigene Person.

In Ljubko Dereschs Roman Intent! wächst Petro Pjatotschkin nicht nur in sich selbst hinein sondern über sich hinaus.