Belletristik und Sachbücher

Utta Roy-Seifert, Der Webfehler

h.schoenauer - 23.09.2010

Buch-CoverEs gibt diese unauffälligen Berufe, die niemand wahrnimmt, deren Dienste aber ganze Generationen in Anspruch nehmen. Das Übersetzen ist so ein Beruf.

Oft scheint nicht einmal der Name der Übersetzerin auf, dabei ist es meistens gerade sie, die einem Text erst zur Wahrnehmung verhilft, indem sie ihm originäre Substanz verleiht.

Roman Santeler, Landecker Hefte

h.schoenauer - 23.09.2010

Buch-CoverManche Orte strömen schon in ihrem Namen den vollen Hauch der Verbannung aus. Es klingt nach Ende, Sackgasse, schroffer Geographie. Landeck ist so ein Ort voller Verbannung, nicht umsonst liegt auf seiner Schulter eine aufgedunsene Kaserne.

Roman Santeler nennt seine Gedichts-Einträge von der Peripherie schlicht Landecker Hefte, zwei davon hat er angelegt, Glückliche Zeiten und Silentium. Schon das erste Gedicht macht alles klar:

Kurt Bracharz, Der zweitbeste Koch

h.schoenauer - 22.09.2010

Buch-CoverFür einen guten Krimi braucht es entweder Perversion oder Provinz. Kurt Bracharz nimmt im Zweifelsfalle gleich beides, wenn er die internationale Feinschmeckerküche auf das österreichisch-perverse Provinzniveau herunter bricht.

Nach dem Sprichwort "Hunger ist der beste Koch" kann folglich jeder noch so gute Koch nur mehr der zweitbeste sein. Der Wiener Gourmetkritiker Xaver Ypp muss sich ständig mit falschen Sprichwörtern und Rezepten herumschlagen. Die Feinschmeckerei hat sich nämlich ziemlich ins Perverse entwickelt und es ist gar nicht leicht, jeden Tag neue Trends zu kreieren.

Herbert Rosendorfer, Letzte Mahlzeiten

h.schoenauer - 21.09.2010

Buch-CoverEs gibt so gut wie keinen Anlass, zu dem man nicht essen könnte. Und der Körper kennt keine noch so wilde Verrenkung oder Stellung, in der sich nicht ein Menü einführen ließe.

So ist es kein Wunder, dass Herbert Rosendorfer, der Meister für extreme Situationen, einen lukullischen Hinrichtungsführer geschrieben hat.

Lydia Mischkulnig, Schwestern der Angst

h.schoenauer - 21.09.2010

Buch-CoverNichts lässt sich so schwer finden wie die eigene Persönlichkeit. Bis sich so ein Individuum zu einem singulären Ereignis zusammengerappelt hat, bedarf es oft eines lebenslangen Kampfes.

Im Roman Schwestern der Angst geht es vordergründig um eine Dreiecksgeschichte, in der Substanz jedoch um Leben und Tod und Identität.

Bastian Zach / Matthias Bauer, Morbus Dei

h.schoenauer - 20.09.2010

Buch-CoverManchmal entsteht das Ungeheure durch bloße Entlegenheit. In der Story Morbus Dei ist so ziemlich alles versteckt, entrückt und entlegen, in einem unscheinbaren Dorf in Tyrol spielen sich zu einem unauffälligen Zeitloch nach dem dreißig Jährigen Krieg vorerst unsichtbare Besonderheiten ab.

Der Deserteur Johann ist aus einem der permanenten Kriege übrig und am Leben geblieben, weil er offensichtlich rechtzeitig desertiert ist.

Bernhard Kathan, Hungerkünstler

h.schoenauer - 20.09.2010

Buch-CoverDer Künstlerberuf wird im Volksmund gerne als Hungerleider-Beruf dargestellt, das heißt, kaum jemand kann von seiner Kunst leben. Dass es das Hungern auch als Kunstinhalt gibt und der Trance-Zustand beim Verhungern in künstlerische Höchst-Sphären führen kann, ist die andere Seite des Hungerns.

Bernhard Kathan, Experte für Ernährung in der Literatur und essbare und nichtessbare Tiere im Kulturbetrieb, geht in seinem Essay einigen Hungerkünstlern nach. So gibt es erstaunlich viele Texte, die einfach mit dem Hunger zu tun haben, ob bei Knut Hamsun, Daniil Charms, Gogol oder Kafka.

Gunter Dueck, Aufbrechen!

h.schoenauer - 20.09.2010

Buch-CoverDer Befehl "Aufbrechen!" ist sehr ermunternd, besagt er doch, dass man seinen Hintern in die Höhe lüpfen und sich einerseits auf den Weg machen soll und andererseits das bestehende System aufknacken muss.

Offensichtlich gibt es in jeder Gesellschaft einen gewissen Aufbruchs-Quotienten, der sich dann jeweils in Aufbruchs-Büchern niederschlägt.

Andreas Maier, Das Zimmer

h.schoenauer - 20.09.2010

Buch-CoverJeder von uns kennt so ein Zimmer aus der Kindheit, manchmal war es versperrt, manchmal roch es seltsam, manchmal sahen wir eine fremde Person darin.

Andreas Maier nennt seinen Roman über die Kindheit, die Vergangenheit und über Außenseiter in den sechziger Jahren streng im Sinne einer Erinnerungskammer: Das Zimmer. Ein ganzes Jahrzehnt ist an der Figur des Onkels J. aufgezäumt, dem dieses Erinnerungszimmer gehört hat, aber der Erzähler gibt unumwunden zu: "Ich habe J.s Zimmer nie betreten." (15)

Jeremy Black (Hrsg.), Atlas der Weltgeschichte

andreas.markt-huter - 14.09.2010

Buch-CoverDie Erstellung einer historischen Karte erfordert nicht nur geographische Kenntnisse, sondern vor allem ein umfassendes geschichtliches Hintergrundwissen. Am Beginn steht aber die schwierige Entscheidung, welche Schwerpunkte die Darstellung setzen soll, die dem Werk die entsprechende Note verleiht.

Jeremy Blacks Atlas der Weltgeschichte verdient die Bezeichnung Weltgeschichte zu Recht, indem bei der Ausrichtung und beim Aufbau des Nachschlagwerkes das Augenmerk bewusst auf die Vergleichbarkeit der Ereignisse im weltweitgeschichtlichen Maßstab gelegt worden ist.