Belletristik und Sachbücher

Peter Pessl, Der Brief mit der Aufschrift

andreas.markt-huter - 16.01.2007

Buch-CoverFehlende Dinge deuten oft auf etwas Kriminelles hin. So kann eine unvollständige Anschrift letztlich genau so zu einem Täter führen wie die Bezeichnung Kriminal, von der offensichtlich ein Teil fehlt. Ist es ein Kriminalroman, ein Kriminalbeamter, eine Kriminalgroteske?

Peter Pessl lässt in seinem Kriminal-Buch so gut wie alles offen. Die Sätze werden nur angedeutet, Szenen erscheinen im Halbschatten, der zweite Teil eines Dialogs fehlt fast immer, ständig werden Situationen aufgerissen und offen gelassen.

Magnus Mills, Ganze Arbeit

andreas.markt-huter - 15.01.2007

Buch-CoverManchmal reißt einen ein edler Umschlag mit poliertem Werkzeug in die düsterste Materie. Magnus Mills hat nichts Größeres vor, als die komplette Arbeitswelt als Wahnsinn darzustellen, uns Leser darin zu verstricken und dann das ganze mit Ironie in die Luft zu jagen.

Über das ganze Land verteilt gibt es ein geheimnisvoll wichtiges Transportunternehmen, das nichts anderes tut, als alle Transportgeräte und deren Fahrer in gleichmäßiger Bewegung zu halten. Zu diesem Zweck wurde der so genannte Univan erfunden, ein völlig untauglicher Klein-LKW, der außer sich selbst und den pragmatisierten Fahrern kaum etwas transportieren kann.

Peter Pessl, Die Dakini-Dialoge

andreas.markt-huter - 15.01.2007

Buch-CoverManchmal geht auch die Fiktion auf Expedition und kehrt mit einem Rucksack voller Kultgegenstände und semantisch frisch kolorierter Bilder auf den Europäischen Kontinent zurück.

Peter Pessl schickt seine Fiktion in den Himalaya, er selbst ist natürlich auch dabei und zeichnet zwischendurch Stimmungen, Lagepläne und morphologische Extremkonstellationen. Rein äußerlich handelt es sich um eine Reise in den Norden Indiens, an der Grenze zu Tibet liegt das Spiti-Tal und dort werden die Dakini-Dialoge abgehört und ausgeführt.

Iain Galbraith (Hrsg.), Intime Weiten

andreas.markt-huter - 11.01.2007

Buch-CoverObwohl Schottland ein weltbekanntes Land ist, und sei es nur wegen der kriminell guten Nebelbänke und des perfekten Whiskys, kennt fast niemand schottische Literatur. Und schon gar nicht schottische Gedichte.

Der folio-Verlag, der mit seiner Serie ‚Transfer’ entlegene Literaturen und vom literarischen Alltag abgeschottete Autoren pflegt, widmet sich mit südtirolerischem Augenzwinkern der schottischen Lyrik, immerhin setzt sich auch die schottische Literatur ähnlich der südtirolerischen aus drei Komponenten zusammen: Englisch – Gälisch –Schottisch.

Franz Kabelka, Letzte Herberge

andreas.markt-huter - 10.01.2007

Buch-CoverKein Milieu ist vor Kriminalität sicher, das macht den Beruf eines Kommissars so aufregend, er gerät nämlich mit jedem Fall in ein spezielles Milieu.

Für Tone Hagen, der seit seiner Rückkehr ins Ländle stets angefressen und widerwillig ermittelt, ist wahrscheinlich ganz Vorarlberg ein undurchsichtiges Milieu.

Alois Schöpf, Vom Sinn des Mittelmaßes

andreas.markt-huter - 08.01.2007

Buch-CoverEin guter Essay fährt wie eine Frechheit unter die Haut, wohltuend schräg, überspitzt, vielleicht auch falsch. Man will als Leser ständig kontern und weiß, dass das die Kunst des Essays ist: den Leser aus der Reserve zu locken.

Alois Schöpf, als Bewohner des Tiroler Mittelgebirges profunder Kenner der Materie, reißt das Tiroler Land mit ein paar raffinierten Gedankenschlitzen an seinen Weichteilen auf.

Tim Parks, Stille

andreas.markt-huter - 08.01.2007

Buch-CoverWieder einmal ist das Gebirge jenes Trampolin, in das sich Mittfünfzigjährige voller Erschlaffung fallen lassen in der Hoffnung, dass noch etwas Tolles wird aus dem Leben.

Tim Parks schickt seinen Helden Harold Cleaver ins putzig verrückte Südtirol, um den angeschlagenen Starjournalisten und Versagervater ein wenig für die nächsten Lebensjahre aufzumotzen, Stille ist angesagt.

Thomas Meinecke, Musik

h.schoenauer - 02.01.2007

Buch-CoverMusik ist bei Thomas Meinecke mehr als das Handling von Tönen, genau genommen gibt es ja auch eine Musik der Geschichte, eine Musik der Erotik, und alles, was zwischen zwei Körpern abläuft, ist letzten Endes so etwas wie Musik.

Musik ist eine Universalgeschichte der Gegenwart, worin so seltsam divergente Dinge wie Heimatkunde, Geschichtsbewusstsein, Kulturempfinden, Rollenverständnis und Alltagssexualität abgehandelt werden.

Dietmar Dath, Dirac

andreas.markt-huter - 20.12.2006

Buch-Cover"Gibt es Menschen, die es fertigbringen, die Welt genauer zu sehen als sie ist?" (18) – Der britische Physiker Paul Dirac (1902-1984) scheint so ein Mensch gewesen zu sein, manche seiner Beiträge zur Quantenphysik gelten heute noch als rätselhaft und lösen deshalb Bewunderung aus.

Für einen rastlosen Studenten ist so ein Mammut an Wissenschaft natürlich die ideale Messlatte, um das eigene Leben zumindest in der vagen Lebensplanung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. David beschließt, als Biograph des Genies aufzutreten, nachdem er sein Studium an den Nagel gehängt hat.

Günter Vallaster (Hrsg.), Grenzüberschneidungen

andreas.markt-huter - 20.12.2006

Buch-CoverOft sind es persönliche Bekanntschaften, die einen literarischen Transfer zwischen zwei Kulturgegenden auslösen, in der Literatur kann manchmal eben doch eine einzelne Anstrengung allerhand bewirken.

So eine einzelne Anstrengung hat jetzt auch Günter Vallaster mit seinen Grenzüberschneidungen hingelegt, dabei werden die beiden Zentren der europäischen visuellen Poesie, nämlich St. Petersburg und Österreich, in einem Sammelband kurzfristig verbunden.