Ludwig Laher, was hält mich
Elementare Fragen lassen sich wenn überhaupt meist nur durch ein Gedicht klären, weil dieses ebenso unvermittelt daher kommen kann wie eine Frage.
In Ludwig Lahers Inschrift „was hält mich“ lässt sich eine Suche nach den Parametern für Orientierung genauso herauslesen wie der beinahe schon finale Seufzer, „was hält mich (noch)“.
„»Achtung, hier komme ich!«, ruft Wilbur McCloud, das kleine Propellerflugzeug. Er rast auf eine Gruppe weißer Möwen zu, die sich weit über dem Meer mit ausgebreiteten Flügeln vom Wind tragen lassen. Es ist ein wunderschöner Sommertag.“ (10)
Oft ist es ein einziges Bild, das den Zustand eines Landes nach außen trägt. Im Falle Moldawiens ist es meist ein leer gefegtes Dorf, aus dem Väter und Mütter wegen der Arbeit ausgezogen sind und worin sich die Kinder mit den Alten die Welt selbst einrichten müssen.
„Mia liebt Delfine. Jeden Tag steht sie auf ihrem Boot und schaut ihnen zu. Sie sieht, wie springen und wie sie lächeln. Sie will immer bei ihnen sein. Einen kennt sie genau. Er heißt Timo. Will du seine Geschichte lesen?“ (4)
„In diesem Band soll der Blick noch einmal intensiver auf die Subjekt- und soziale Ebene der Lesekompetenz gerichtet und gefragt werden: »Was braucht man über das flüssige Dekodieren hinaus, um ein erfolgreicher Leser zu sein?«“ (1)
„Sie lassen mich im Stich. Sie wissen genau, dass ich nicht schwimmen kann, doch es kümmert sie nicht. Ich sollte Todesangst haben, aber ich habe keine. Mir ist, als könnte ich unter Wasser atmen.“ (10)
Bücher sind ja den berühmten Eisbergen ähnlich, wir sehen mit etwas Glück das Cover aus den Katalogen ragen und den Rücken aus den Regalen schimmern. Das Wesentliche und Dauerhafte der Literatur freilich bleibt uns meist verborgen und tritt nur durch Lektüre oder Veranstaltungen manchmal ins Licht der Wahrnehmung.
„Hier wohnen Wolle und Butz: Wolle in dem kleinen Häuschen mit dem roten Dach, Butz in der Scheune – zusammen mit einem Schwalbenpärchen, das sich in dem alten Wohnwagen eingenistet hat.“
Was sich wie eine cineastische Dokumentation aus einem romantischen Gewässer anhört, ist tatsächlich nur eine von Hunderten poetischen Begegnungen, die im schrägen Sekundentakt auf den Leser einprasseln. Wolfgang Bleier nennt seine Ode an den Alltagsablauf der etwas anderen Art sehr sinnlich „Fischfang bei aufgehender Sonne“.
Um eine Gesellschaft so halbwegs allumfassend und gerecht beschreiben zu können, bedarf es eines außenliegenden Erzählstandpunktes, der ein Minimum an Überblick verspricht.