Helwig Brunner, Süßwasser weinen
Die Verschönerung unseres Blickes durch Gedichte ist wie Süßwasser weinen. In diesem paradoxen Bild, dass Tränen plötzlich wunderbar genießbar und trinkbar werden, liegt das Geheimnis der Lyrik von Helwig Brunner.
Die knapp hundert Gedichte sind in drei Klare Zyklen eingeteilt: Naturalien, Musikalien, Destillate.
Ein ziemlich ungemütlicher Titel, Der Befall, erinnert an Maul- und Klauenseuche, wenn ganze Tierherden befallen werden. Und dabei ist es ein schöner, harmonischer, umfangreicher Roman.
Man sieht sie plastisch vor sich, diese abwinkende Handbewegung, die hinter dieser Bemerkung steckt: Ich glaube nicht an die große Liebe. - Ein gelassener, erkenntnisreicher und auch Lebensprogrammatischer Satz!
Liebe, Tod und Sonnenschein, und das alles vielleicht mit einem doppelten Mausklick ausgelöst. - Unglaublich schlicht und hartnäckig geht der vierte "Käfer-Roman" mit jenen Dingen um, die den Stoff für Literatur abgeben.
Grandhotels sind markante Versammlungsorte von Schicksalen, Lebensläufen und Lebensentwürfen. Oft überdauern diese edlen Einrichtungen die Jahrhunderte und spreizen sich mächtig gegen den jeweiligen Zeitgeist.
Diese österreichische Seele rostet nirgendwo so fluguntauglich dahin wie in der Provinz.
Wie lassen sich so lebenswichtige Dinge wie ein Hut, das Wasser und die Liebe unter einen Hut bringen? Funktioniert es vielleicht so nach dem Spiel "Schere, Stein Papier"?
Es gibt so Landstriche auf dem Kontinent, wo sich tatsächlich hinter jeder geographischen Krümmung eine neue Welt auftut.
Obwohl der Stoff eigentlich aus der Pigment-Biologie stammt, ist er wie geschaffen für die Literatur. Luciferin, das wie ein Putzmittel oder ein weiblicher Teufel klingt, ist ein seltsamer Leuchtstoff, halb Verwesung, halb Erotik.