Akram El-Bahay, Henriette und der Traumdieb

„Und in der Nacht, die nun anbrach, verirrte sich Henriette auf eine dieser gefährlichen Straßen. Als sie am nächsten Morgen aufwachte und sich erschrocken im Bett aufsetzte, wusste sie, dass etwas Schreckliches geschehen war. Etwas unvorstellbar Gemeines und Hinterhältiges. Ein Verbrechen. Jemand hatte ihren Traum gestohlen.“ (16)

Henriette ist eine hervorragende Träumerin, die sich an all ihre Träume bis auf kleinste Detail erinnern kann. Umso großer ist der Schock als sie eines Morgens aufwacht und erkennen muss, dass sie sich nicht mehr an ihren letzten Traum erinnern kann. Als sie ihrem Zwillingsbruder Nick vom Diebstahl ihres Traumes erzählt, macht sich dieser, wie so oft über Henriette lustig. Völlig verwirrt von ihrem Erlebnis, beschließt sie, den geheimnisvollen Buchhändler Anobium um Rat zu fragen.

Nicht weniger überrascht ist ihr Bruder Nick, als dieser eines Nachts in seinem Traum auf eine dunkle Gestalt trifft, deren Gesicht unter einer Kapuze verborgen liegt. Er folgt dem Mann hinter eine offen gebliebene goldene Tür und findet sich plötzlich im Traum seiner Schwester wieder. Als die beiden Herrn Anobium von ihrem Erlebnis erzählen, ist dieser zutiefst besorgt. In einem alten Buch findet er den Schlüssel zu Henriettes Problemen:

„In deinem Kopf“, sagte er, „steckt ein Traumdieb.“ (46)

Nick erkennt in der Illustration des Traumdiebes im Buch die gleiche Gestalt, die er in Henriettes Traum beobachtet hat. Der Buchhändler warnt die beiden vor den Gefahren, die von Traumdieben und Alben ausgehen, was Nick jedoch nicht davon abhalten kann, neuerlich seine Schwester in ihrem Traum zu besuchen. Dabei begegnet er zunächst auf merkwürdige Rittergestalten wie den doppelten Ritter oder den Hauptmann, der sein Pferd auf dem Rücken trägt. Im Schloss trifft er auf die überraschte Henriette und Badra, ihren Traummeister, der ihn zunächst für den Traumdieb hält.

Vom Traummeister Badra erfährt Henriette, dass sie ein mächtige Wünschträumerin sei, die aber erst noch lernen müsse, ihre Träume zu kontrollieren. In ihrem Traum folgen die beiden Geschwister Badra zu seinem Zelt in der Wüste, wo sie zu einer schwarzen Tür kommen, hinter der sich ein Albtraum befindet. Trotz aller Warnungen muss Henriette wie durch einen inneren Zwang durch die Tür treten, wo sie schließlich auf den Traumdieb trifft, der ihren Traum stiehlt und in eine silberne Kugel sperrt. Nick kommt zu spät, um seiner Schwester zu helfen, als sich der Traum aufzulösen beginnt und Henriette wieder einmal ohne Erinnerung an ihren Traum aufwacht.

Herr Anobium rät den beiden Kindern, den Traumdieb in einem nächsten Traum bewusst zu suchen und endgültig zu vernichten. Gefolgt von ihren Freunden, dem Traummeister Badra, dessen Sohn Habib und den Rittern machen sich Henriette und Nick auf den gefährlichen Weg in den Finsterwald, der von alptraumhaften Hexen und Alben bewohnt wird und in dem sich der Traumdieb verstecken soll. Eine Jagd auf Leben und Tod beginnt, die aber bald eine unerwartete Wendung nimmt.

„Henriette und der Traumdieb“ erzählt von Träumen und Albträumen, von unterbewussten Ängsten und verdrängten Erinnerungen, die in fantastische Welten eingebettet worden sind um die Schmerzen der Wirklichkeit zu ertragen. Das Buch handelt aber ebenso von Verständnis und Verzeihen und von der Kraft der Freundschaft.

Eine überaus lesenswerte Fantasygeschichte, in der die jungen Leserinnen und Leser in eine bunte Fantasie- und Traumwelt entführt werden und sie von der ersten Seite weg in ihren Bann zu ziehen vermag.

Akram El-Bahay, Henriette und der Traumdieb. Ab 11 Jahren
Berlin: Ueberreuter Verlag 2017, 400 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-7641-5112-6

 

Weiterführende Links:
Ueberreuter Verlag: Akram El-Bahay, Henriette und der Traumdieb
Phantastik Autoren: Akram El-Bahay

 

Andreas Markt-Huter, 03-10-2017

Bibliographie

AutorIn

Akram El-Bahay

Buchtitel

Henriette und der Traumdieb

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

Ueberreuter Verlag

Seitenzahl

400

Preis in EUR

15,40

ISBN

978-3-7641-5112-6

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Akram El-Bahay hat viele Jahre als Journalist gearbeitet und schreibt nun mit Vorliebe Bücher, die ebenso märchenhaft wie fantastisch sind. Nicht selten finden sich in ihnen orientalische Motive – ganz so, wie es sich für Geschichten eines Halbägypters gehört.