Matt Dickinson, Die Macht des Schmetterlings

„7 Uhr 37 GMT, Sauncy Wood, Wiltshire, Vereinigtes Königreich / Der Schmetterling war ein blauer Eichen-Zipfelfalter, ein neugeborenes Weibchen, noch ein wenig klebrig von seiner Verpuppung, als es den jungen Eichentrieb hinaufkletterte und von der Morgenluft kostete.“ (5)

Alles beginnt so harmlos mit einem schönen, frisch geschlüpften Schmetterling und einem kleinen jungen Kaninchen, das durch den Schmetterling aufgeschreckt auf eine Galoppstrecke flüchtet und dabei das Rennpferd Mazarin Town und seinen Jockey Keiron Wallace zu Sturz bringt. Damit wird eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, deren Folgen bis auf den Gipfel des Mount Everest reichen werden.

Minutiös werden die einzelnen Geschichten und Episoden wie eine Kette aneinander gereiht, wobei die einzelnen Schauplätze und Protagonisten sich rasch abwechseln. Zu den verschieden Schauplätzen gehören die englischen Grafschaft Wiltshire, der Mount Everest in Nepal, London, Chinchewe am Malawisee in Ostafrika, Washington D. C., die Grafschaft Berkshire, Champlain im amerikanischen Bezirk Columbia und Windsor.

Zu den zentralen Figuren des Buches zählen die beiden Jockeys Keiron Wallace und Gary Price, die, um nach dem Unfall noch rechtzeitig zum Pferderennen nach Newbury zu kommen sich mit ihrem Pferdetransporter mit Gewalt vor die Pilotin Tina einreihen, die es ebenfalls eilig hat ihren Flug zu erreichen und aus diesem Grund einen Ausweichweg durch eine Waldstraße einschlägt. Ihre Ehemann Martin arbeitet als Arzt am Malawisee in Ostafrika.

Gleichzeitig machen sich Will und Jaimie mit einem Jagdgewehr auf den Weg in den Wald. Wills Vater ist Tierarzt und hat das Rennpferd Mazarin Town untersucht, das er in Newbury vor dem Rennen noch einmal anschauen und für das Rennen freigeben soll. Nachdem er seinen Hausschlüssel in der Wohnung vergessen hat, gelingt es seinem Sohn Will an die abgesperrten Waffen seines Vaters zu kommen.

Zur selben Zeit befindet sich die achtzehnjährige Japanerin Kuni kurz unterhalb am Gipfel des Mount Everest. Vom Gipfel aus will sie unbedingt ihren Vater Ren Hayashi anrufen, um ihm die sensationelle Besteigung über eine äußerst schwierige Route selbst mitzuteilen. Dieser befindet sich währenddessen auf einer Geschäftsreise in Glasgow und erwartet aufgeregt den Anruf seiner Tochter.

Am Malawisee in Ostafrika herrscht extreme Dürre und der junge Bakili versucht verzweifelt ein paar Fische für seine Familie zu ergattern, wobei er von der amerikanischen Reporterin Maria Coster interviewt wird, die gerade eine Filmreportage über die herrschende Hungersnot macht. Das Filmmaterial schickt sie an den Videoredakteur Kev Grupper in Washington D. C., der aber noch drastischeres Material fordert.

Ebenfalls in Washington D. C. hat der Ex-Soldat Shelton Marriner seine geschiedene Frau und seine Kinder ausfindig gemacht und plant sie aus Rache für ihre Untreue mit einer selbstgebauten Autobombe in die Luft zu sprengen. Weitere Figuren die eine entscheidende Rolle in der Ereigniskette spielen sind Mick Vines, ein Flughafendieb in London, der amerikanische Luftwaffenoffizier Calder Lawton sowie Dean, ein krankhafter Spieler und seine Tochter Sophie, die gerade ihren sechsten Geburtstag feiert.

Wie in einer endlosen Chronik wechseln die verschiedenen Handlungen an den einzelnen Schauplätzen auf jeweils zwei Seiten einander ab, wobei immer wieder Berührungspunkt zwischen den einzelnen Protagonisten entstehen, die aber nur der außenstehende Leser als ein allmählich entstehendes Netzwerk an Ereignissen zu erkennen vermag, deren Fäden zielgerichtet zu einem fulminanten Finale zusammenlaufen.

Dabei erweist sich die Geschichte als gelungene literarische Umsetzung der Chaostheorie, die besagt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann. Mit den ständig wechselnden Standorten und Protagonisten gelingt es Dickinson die Leserinnen und Leser von Anfang mitten in die Geschichte hineinzuziehen und sie als außenstehende Betrachter die sich anbahnende Katastrophe erahnen zu lassen. Ein ungemein empfehlenswertes Jugendbuch, mit dem aufregende und spannende Lesestunden garantiert sind.

Matt Dickinson, Die Macht des Schmetterlings. Übers. v. Alan C. Lyne [Orig. Titel: Mortal Chaos], ab 14 Jahren
Weinheim: Gulliver Verlag 2015, 344 Seiten, 9,20 €, ISBN 978-3-407-74593-4

 

Weiterführende Links:
Gulliver Verlag: Matt Dickinson, Die Macht des Schmetterlings
Wikipedia: Matt Dickinson

 

Andreas Markt-Huter, 02-03-2016

Bibliographie

AutorIn

Matt Dickinson

Buchtitel

Die Macht des Schmetterlings

Originaltitel

Mortal Chaos

Erscheinungsort

Weinheim

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Gulliver Verlag

Übersetzung

Alan C. Lyne

Seitenzahl

344

Preis in EUR

9,20

ISBN

978-3-407-74593-4

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Matt Dickinson ist Autor und Fernsehjournalist für National Geographic TV, Discovery Channel und BBC. Er schreibt Abenteuerromane und Sachbücher über extreme Expeditionen und gehört zu den wenigen Journalisten, denen es je gelungen ist, auf dem Gipfel des Mount Everest zu drehen.