Tom Llewellyn, Das Haus, in dem es schräge Böden, sprechende Tiere und Wachstumspulver gibt

„[…] »Das Haus wurde mit dieser Schräge gebaut. Wenn Sie es nicht glauben, kann ich Ihnen die Baupläne im Original zeigen.« Mama fragte zweifelnd: »Sie meinen, das ganze Haus ist so?« »Ja, so ist es. Jedes Zimmer.« »Warum baut jemand ein Haus mit schrägen Böden? « »Ich weiß es nicht«, antwortete Mrs. Fleming und sah auf ihre Uhr. »Es ist ziemlich geheimnisvoll. «“ (8)

Jacob Hensley übersiedelt mit seiner Familie in ein neues Haus, das zwar viel mehr Zimmer zu bieten hat, als ihre alte Wohnung, ansonsten aber mehr als merkwürdig erscheint. Alle Böden sind schräg und weisen eine Neigung von drei Grad auf und fast sämtliche Wände, Geländer und Böden sind mit Worten, Ziffern, Diagrammen und Zeichnungen bedeckt.

Während Jacobs Vater Jack, der in einem Kunstmuseum arbeitet, von der geheimnisvollen Ausstrahlung des Hauses und dem niedrigen Preis sofort begeistert ist, hält sich diese bei seiner Mutter in Grenzen. Dennoch wird das Haus gekauft und die und Jacob zieht mit seinen Eltern, seinem Bruder Charly und seinem Großpapa in das Haus mit den schrägen Böden ein. Lola, das einzige Kind in der Nachbarschaft, vermittelt Jacob gleich bei der ersten Begegnung ein unangenehmes Gefühl.

„Und ihr wohnt im seltsamsten Haus von allen. Jeder sagt das. Die schrägen Böden sind erst der Anfang.“ (13)

Lola spielt auf den geheimnisvollen Vorbesitzer an, der 60 Jahre lang im Haus gewohnt hat, ohne dass er jemals von einem Menschen gesehen worden ist.

Bei ihren Erkundungen durch die einzelnen Zimmer des Hauses müssen Jacob, Charlie und ihr Vater rasch feststellen, dass sich im Dachboden eine ganze Rattenfamilie eingenistet hat. Als Jack versehentlich aus Panik ein Rattenkind tötet, bekommt er es mit Mr. Daga, dem sprechenden Oberhaupt der Rattenfamilie zu tun. Dieser fordert als Sühne die Familie Hensley auf, sofort sein Haus zu verlassen. Als sich dieser weigert, dauert es nicht lange, bis im ganzen Haus der Strom ausfällt und sie einen Zettel entdecken, mit den drohenden Worten:

Zeit zu bezahlen! (28)

Dabei soll es bei der Auseinandersetzung mit den Ratten nicht verbleiben. Ein wenig später z.B. fallen Jacob und Charlie zwei mysteriöse Leichenbestatter mit einer geheimnisvollen Liste auf, die immer bereits am Vortag eines Todesfalles die jeweiligen Familien besuchen. Jacob und Charlie geraten in Panik, als die beiden eines Tages bei ihnen läuten und nach Charlie fragen.

Tom Llewellyn Kinderbuch „Das Haus, in dem es schräge Böden, sprechende Tiere und Wachstumspulver gibt“ ist ein außergewöhnliches Buch voll aberwitziger Fantasie und schrägen Humors. Dabei ist die Fiktion in den einzelnen Geschichten wohl dosiert, sodass die jungen Leserinnen und Leser der gruselige Schauer der Unsicherheit über den Rücken läuft.

Da erscheint es ganz selbstverständlich, dass Ratten sprechen und über ganz außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen, ein Wachstumspulver beinahe eine verheerende Katastrophe auslöst oder eine Liste bevorstehender Todesfälle Angst und Schrecken verbreitet, wenn zwischendurch wieder Alltagsfragen wie das Ausmalen von Wänden oder die Reparatur des Dachbodenbodens anstehen.

Tom Llewellyns Geschichten sprühen vor Witz und Lust am Fabulieren und ziehen die Leserinnen und Leser von Beginn weg in ihren Bann. Ein überaus empfehlenswertes Buch für alle die gute Unterhaltung mit einer spannenden, gruseligen vor allem aber humorvollen Lektüre zu schätzen wissen.

Tom Llewellyn, Das Haus, in dem es schräge Böden, sprechende Tiere und Wachstumspulver gibt. Ill. v. Maximilian Meinzold, übers. v. Petra Sparrer [Orig. Titel: The Tilting House], ab 10 Jahren
Stuttgart: Thienemann Verlag 2014, 192 Seiten, 10,30 €, ISBN 978-3-522-18339-0

Weiterführender Link:
Thienemann Verlag: Tom Llewellyn, Das Haus, in dem es schräge Böden, sprechende Tiere und Wachstumspulver gibt

Andreas Markt-Huter, 21-04-2015