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Buch-CoverGroße Journalisten lassen sich zwar nicht mit einer Zauberformel verkürzt darstellen, aber man verbindet ihr aufregendes Werk leichter mit dem eigenen Leben, wenn es eine Lebensformel zwischen Journalismus und dargestellter Welt gibt.

In den Theodor-Herzl-Vorlesungen an der Universität Wien geht es immer um Meilensteine des Journalismus. Peter Huemer hat darin beispielsweise nachgewiesen, warum das Fernsehen dümmer ist als das Radio. Seine Lebenserkenntnis lautet, sobald du als Journalist über deine Verhältnisse wohnst, bist du käuflich und gekauft.

Buch-CoverDie Schweiz exportiert nicht nur den Magnetismus von Großkonzernen, der dann allenthalben wieder das Kapital in die Schweiz schickt, Schweizer Autoren kümmern sich in ihren Texten auch um die Befindlichkeiten der Manager, die diese Konzernphilosophie bis zum jeweils bitteren Ende durchziehen müssen.

Neben dem ironischen Business-Autor Martin Suter ist es vor allem Rolf Dobelli, der seinen Managerfiguren beim Älterwerden unbarmherzig auf die Finger und in die Seele schaut.

Buch-CoverManche Texte bestehen aus einem Schleier, den man als diffuse Botschaft an Land zieht. Peter Handkes Stücke sind erst einmal ein Stück Gewebe, das alles sein kann, ein Netz, worin sich verschiedene Figuren verfangen haben, ein paar Wortschindeln, die einst zu einer Rätselhütte gehört haben, ein paar Andeutungen, die ein Regisseur bei einem Spaziergang verloren haben könnte.

Das Stück „Spuren der Verirrten“ handelt höchstens davon, wie ein Zuschauer schaut, sich im Geschauten verliert und letztlich vergisst, dass er gerade schaut. Held ist also der Zuschauer, dem eine Reihe von Bewegungen, Begegnungen und Wortwechsel wie Brosamen vorgeführt werden. Einmal heißt es deutlich sinnig, dass die Sätze vielleicht wie Brotstücke ausgeworfen worden sind.

Buch-CoverZahlen im Titel lösen immer Verdutzung aus und die Lust, diese Zahl mit einem Sinn in Verbindung zu bringen. Handelt es sich bei 96 um eine Jahreszahl, eine Route 96 oder gar um eine umgedrehte Sexstellung?

Bei Armin Baumgartner wird das Rätsel bald einmal gelöst. Etwas Fremdes hat das schreibende Ich angefallen und verlangt, dass der Schreiber 96 Seiten aufschreibt. Die Aufgabenstellung bleibt dem Erzähler ebenso unerklärlich wie dem Leser, aber verrückte Aufgabenstellungen lassen sich ohnehin selten logisch erklären. Der Erzähler flüchtet daher erst einmal in die allgemeingültige „man“-Formel, alles muss man, kann man, Bierdeckel müsste man sich besorgen.

Buch-CoverDer Unterschied zwischen einem Buch und einem Text besteht schlicht darin, dass man ein Buch begreifen muss, um es zu begreifen.

Das Buch der Bücher führt daher einmal alles vor, was ein gutes Buch ausmacht. Der Umschlag ist aus echtem Leinen, im so genannten Vorsatz wird erklärt, wie ein Buchkörper in den Umschlag geklebt ist, und am Lesebändchen steht selbstverständlich „Leseband“ drauf. Gerade die Selbstverständlichkeiten werden zu einem Abenteuer, wenn man sie in ungewöhnlicher Reihenfolge aneinander reiht.

Buch-CoverSo etwa könnte eine minimale Galaxis aussehen: Finsternis, Sonne, Ich. Wie Planeten kreisen bei Joachim Gunter Hammer diese Begriffe um einander, in seinen Gedichten nämlich können Zustände Festkörper werden und scheinbar feste Begriffe Zustände.

Der Texteindruck dieser lyrischen Galaxis ist zwischendurch so komprimiert, dass man beinahe in das berüchtigte schwarzes Loch auf der Textseite starrt, dann zieht sich der Sprachstrang wieder auseinander und federt um sich selbst. Als graphische Markierungspunkte sind Variationen eines Naturdenkmals eingelegt, in einer abgestorbenen Ast-Vagina eines Rebstocks sitzt jeweils eine Puppe zu einer Ungeburt erstarrt.

Buch-CoverWarnung: Arbeit kann zu Ihrem Tod führen! – Dieses Schild steht natürlich nirgends, aber es müsste an vielen Schauplätzen der Arbeit angebracht sein.

Michael Glawogger zeigt in seinem Film ein paar groteske Höhepunkte vernichtender Arbeit. Ein Schlachthof unter freiem Himmel in Nigeria, eine Demontage-Werft in Pakistan, eine aufgelassene Mine in der Ukraine, Phosphoradern auf den Philippinen und Stahlwerke vollautomatisiert und als Erinnerungsgarten für die Kids.

Buch-CoverWas für ein prächtiger Titel! - Man denkt sofort an fette Vorabendserien und üppige Imbisse, an mit Eiscreme abgefüllte feiste Lieblinge, an strampelnde Kuschelwesen in Stars und Stripes. Und dabei ist alles mit einem Schlag erkältet und von einer bitteren Patina durchtränkt, wenn Judy Budnitz mit einer ihrer zwölf neuen Geschichten mitten ins Amerikanische Alltagsherz zu sticheln beginnt.

In der Titelgeschichte erfährt eine Frau irgendwo im realen Fabelreich außerhalb der USA, dass jeder Mensch Amerikaner wird, wenn er dort geboren ist. Also lässt sie sich von einem Schlepper über die Grenze in die Staaten bringen, nicht zu früh, damit sie nicht abgeschoben wird, nicht zu spät, damit das Kind auch wirklich in Amerika auf die Welt kommt.

Buch-CoverÜblicherweise dienen Ratgeber dazu, das Leben zu verbessern und der Lesekundschaft Trost zu spenden. Das Entlarvungsbuch von Barbara Ehrenreich freilich berichtet davon, wie die besten Ratschläge im Sand versinken und der User als unerwünschter Trottel in der Arbeitswelt übrig bleibt.

Wir ahnen es ja alle, dass sich zwischen den schönen Worten der spritzig flinken Arbeitswelt und der Realität von verschwundenen Arbeitsplätzen eine riesige Kluft aufgetan hat. Längst gilt die Faustregel, wonach jemand nur dann erfolgreich ist, wenn er den Arbeitsplatz eines anderen vernichtet. Ein Manager kann sich nur so lange im Sattel halten, als er permanent Arbeitsplätze streicht, hat er alle Arbeitsplätze gekillt, ist er selbst fällig.

Buch-CoverDer dritte „Käfer-Roman“, nach „Die Villen der Frau Hüsch“ und „Die Schattenuhr“, wendet sich dem Narrentreiben im Ausseer Land zu. Alfred Komareks Käfer-Kosmos entfaltet sich zwischen Frost, Schnaps, Erotik und hüpfendem Zeitvertreib zu einem grotesken Provinzialismus.

Eine durchgängige Geschichte ist mehr oder weniger zufällig vorhanden, aber die Handlungsabläufe sind vor allem im Faschingstreiben am Lande ziemlich nebensächlich.