"Meine Geschichte beginnt damit, dass ich auf dem Bett sitze und durchs Fenster sehe. Ich weiß, das hört sich nicht gerade vielversprechend an. Aber dazu muss man wissen, wo sich das Bett befindet und welchen Blick ich aus dem Fenster habe." (8)

In einer dystopischen Gesellschaft der Zukunft, in der keine Tiere mehr vorkommen, lebt der zwölfjährige Kester im Mentorium, einer Art Jugendheim für verhaltensgestörte Kinder. Er gilt als Problemkind, weil er seit dem Tod seiner Mutter kein Wort mehr gesprochen hat. Kester hält sich selber für verrückt, als er eines Tages erkennen muss, dass er die Sprache der Tiere versteht.

Zu Zeiten, wo sich größere Bevölkerungsschichten aufmachen, so etwas wie Bildung und Lebenssinn zu inhalieren, boomen gerne die Hauskalender und Schatzkästlein, worin für alle Stimmungs- und Lebenslagen gute Tipps nachzulesen sind.

Stefan Abermann greift diesen Bildungshunger nach Snack-Portionen und Apps auf und destilliert aus diversen Abenden des Poetry-Slams lebensnotwendige Texte für den Hausgebrauch heraus. Kurze Auftritte, die vor allem auf der euphorischen Tagesverfassung des Vortragenden aufbauen, werden im Schatzkästlein zu pragmatischen Anleitungen, mustergültigen Fallgeschichten oder Breitband-Medikamenten gegen allerlei Fährnisse des Alltags herunter gebrochen.

„Zwei Buben und drei Mädchen stehen noch in der Mitte des Turnsaals und warten darauf, in eine Mannschaft gewählt zu werden. »Beeilt euch!«, sagt die Lehrerin. Sarah schaut auf ihre Füße. Sie weiß schon, dass sie als Letzte übrig bleiben wird. Sie ist die Neue.“ (5)

Sarah und ihr Vater sind vor ein paar Monaten umgezogen, nachdem ihr Papa sich einen alten Wunschtraum erfüllt hat, indem er den Buchladen seines Onkels übernommen hat. Als Sarah drei Jahre alt war, ist ihre Mutter gestorben und seitdem leben ihr Vater und sie allein. Der Wechsel an die neue Schule fällt ihr schwer, vor allem aber, weil sie noch keine neue Freunde hat. Sarah kennt sich auch noch nicht gut in der Schule aus, gilt immer noch als „die Neue“ in der Klasse und fühlt sich von allen ausgelacht.

Wundersame Geschichten, die in ihrem Verlaufe die Konsistenz der Glaubwürdigkeit wechseln, tun gut daran, handfest in den Händen der Leserschaft zu liegen und nicht als Fließtext aus der Cloud zu tröpfeln. Das ist auch der Grund, warum Martin Kolozs als Leiter des Kyrene Verlags dieses romantische Hauptwerk in eine bibliophile Ausstattung gegossen hat, gilt doch der romantische Adelbert von Chamisso als geheimer Heiliger für Phantasie und Standfestigkeit in einer bodenlosen Umgebung.

Adelbert von Chamisso ist mit seiner Schattengeschichte vom Peter Schlemihl zu einer Ikone geworden, geht es doch ähnlich wie beim Faust darum, zu erkennen, wer man ist.

„Bei der Planung habe ich viel Wert darauf gelegt, dass Kinder mit dem Buch selbstständig entdecken können und erfahren, wie einzigartig und wie wertvoll unsere Erde ist. Ganz von allein können die neugierigen Kinder so mit diesem Buch zu kleinen Experten werden. Das ist Wissen, das ihr Denken und Handeln von Anfang an unterstützen kann und sie hoffentlich offen macht für die überwältigende Vielfalt unserer Erde.“ (2)

„One earth kids“ ist ein magnetisches Spielbuch in Leporellofalzung, das geöffnet, die respektablen Ausmaße von 162 x 58 cm umfasst. Auf einer der beiden Seiten befindet sich eine Karte mit der gesamten Erde, mit den Kontinenten und Ozeanen als Satellitenbild, auf denen zusätzlich die Gebirge der Ozeane und die Plattentektonik zu erkennen ist. Die andere Seite der Karte ist ganz Europa gewidmet und zeigt neben einer Satellitenkarte Europas, Bilder mit typischen Symbolen zu den einzelnen Ländern. Ziel der Karten ist es, die Welt und Europa spielerisch zu entdecken.

Gegenwelten haben immer etwas Geheimnisvolles, Subversives und Freches an sich. Jedes Kunstwerk hat ein Stück Gegenwelt in sich eingebaut womit es beweist, dass die jeweils gegenwärtige Welt auch ganz anders sein könnte.

Der gewaltige „Gegenwelten-Katalog“ begleitet Ausstellungen in Heidelberg, Innsbruck und Schloss Ambras sowie ein umfangreiches Symposium an der Theologischen Fakultät in Innsbruck im Jahre 2013. Neben unzähligen Theorien und Gedankenentwürfen besticht die Matrix, auf der die Ausstellung in Schloss Ambras aufgebaut ist. Zum einen sind die seismischen Entwürfe der Künstler jeweils Gegenwelten zur offiziell verwalteten und kartographierten, andererseits wird das Archiv zu einer Gegenwelt der Gegenwart, was immer es auch sammelt.

„Als Victoria Wright zwölf Jahre alt war, hatte sie exakt einen Freund. Genaugenommen war er der einzige Freund, den sie überhaupt je gehabt hatte. Er hieß Lawrence Prewitt, und am Dienstag, dem 11. Oktober des Jahres, in dem Victoria und Lawrence zwölf Jahre alt waren, verschwand Lawrence.“ (5)

Victoria Wright ist eine wahre Musterschülerin, die immer schon Klassenbeste gewesen ist und sich durch einen bereits übertriebenen Drang zur Perfektion auszeichnet. Lawrence hingegen interessiert sich allein für sein Klavier und legt auf seine Kleidung und sein Aussehen keinen großen Wert. Nachdem Lawrence bereits mit neun Jahren seine ersten grauen Haare wuchsen, hat Victoria beschlossen, dass er ihre Hilfe braucht und ihn zu ihrem persönlichen Projekt zu machen.

Noch mehr als bei üblichen Buchtiteln kommt es bei Gedichtbänden darauf an, im Titel bereits jene Poesie auszuleuchten, die in den Gedichten später aufgesucht wird.

Renate Aichingers Wortkosmos „wundstill“ erweckt sofort Bilder, die ins lyrische Herz treffen. Vielleicht kommt nach dem Schreien der Verwundeten in Trakls Grodek jene Stille auf, die wundstill ist, vielleicht ist es das Kind, das sich verletzt hat und jetzt wundstill gemacht ist, vielleicht ist es die Wunde, die einen ein Leben lang schon quält, und jetzt in eine Stille eingetreten ist hinter dem Pochen.

„Dieses Werk beginnt mit einem etwas unkonventionellen vierfachen Einstieg. Die Fragen, die uns bei der Erstellung der Bilddokumentation bewegten, lauteten: Was steht für das alte, was für das wiedererstandene, was für das neue und was in gewisser Weise immer noch für das heutige Österreich?“ (7)

Der Fotobildband des Zeitzeugen und heute weltberühmten Fotografen und Meisters der Fotoreportage Erich Lessing erzählt die Geschichte der Anfänge der 2. Republik Österreich vom Kriegsende im Jahr 1945 über das Ende der alliierten Besatzung 1955 bis zum Jahr 1961. In den Fotodokumenten erwacht die Zeit des Wiederaufbaus, des Kalten Krieges und der Besatzung zu neuem Leben. Der Historiker Michael Gehler liefert die historischen Hintergrundinformationen zu den Anfängen der 2. Republik und zu den einzelnen Fotografien.

„Aber wenn ich mich etwas länger im Spiegel anschaue, etwa eine Viertelstunde lang, dann bekomme ich ein sonderbares Gefühl. Ich nenne es das »Ich-Gefühl«. Dann schaue und schaue ich mich selbst an, so genau und so lange, wie ich es aushalte, und plötzlich passiert es, und ich verstehe nicht mehr, dass das im Spiegel ich bin!“ (12)

Mickan ist acht Jahre und besucht die 2. Klasse. Sie macht sich viele Gedanken über sich selbst, wer sie ist oder wie sie aussieht. Sie findet sich selbst recht hübsch, aber zum Glück nicht so hübsch, dass sie ständig angestarrt würde. In der Schule verhält sie sich sehr ruhig und ist dann alles andere als erfreut, wenn die Lehrerin sie ständig drannimmt, obwohl sie sich nicht meldet. Und überhaupt bietet das Alltagsleben für Mickan so manche Merkwürdigkeiten und Herausforderungen.