li mollet_späterWährend politische Entscheidungsfragen überall auf der Welt mit ja oder nein beantwortet werden, sagt man in Österreich auf eine Entscheidungsfrage oft: „später“. Bereits Kindern wird dieses Wort beigebracht, wenn sie um etwas betteln. Ein Leben lang beherrscht dieses Wort die Entscheidungsfindung, und selbst wenn in hohem Alter jemand um Sterbeassistenz bittet, wird er auf später verwiesen.

Li Mollet hat mit ihrem Besinnungsbuch über diese Zeitangabe natürlich anderes im Sinn. Bei ihr geht es um „Zeitinstallationen“, die womöglich nicht in der Gegenwart dechiffriert werden können, sondern einen späteren Zeitpunkt der Realisation ins Auge fassen.

dominic sandbrook, eroberer der meer - die wikinger„Die Wikinger plünderten sich durch England, Schottland, Wales und Irland, verwüsteten Ortschaften und Klöster und versklavten ihre Bewohner. Sie wüteten in Frankreich und belagerten zweimal Paris. Sie attackierten die goldenen Städte im Süden Spaniens. Ihre Eroberungszüge führten sie bis nach Italien und ins ferne Nordafrika.“ (S. 13 f)

Selbst nach über 1.000 Jahren werden mit der Bezeichnung Wikinger Raubzüge, Überfälle und Schreckensgeschichte aber auch erstaunliche Leistungen auf dem Gebiet der Seefahrt assoziiert. Das Kindersachbuch „Eroberer der Meere – Die Wikinger“ erzählt die Geschichte der gefürchteten Nordmänner vom ersten Angriff auf das englische Kloster Lindisfarne im Jahr 793 bis zur letzten Schlacht des Harald Hardrada im Jahr 1066.

jonathan perry, auf der flucht„Lebt mit Frau und Kind in St. Pölten.“ – Diese zu einer Inschrift verdichtete Bio-Zeile beschreibt auch gleich jenen Kosmos, in dem der Gedichtband „Auf der Flucht“ spielt.

Jonathan Perry hat seine Gedichte auf der Drehbank eines St. Pöltener Kammerstückes eingespannt, die einzelnen Texte werden in Drehung versetzt und benehmen sich wie auf der Flucht. Das heißt, sie sind selbst noch nicht am Ziel angekommen, gleichzeitig verändern sie jedoch den Aggregatszustand und werden „flüchtig“, wie man das über Stoffe sagt, die allmählich aus sich selbst verschwinden.

erwin moser, der wunschhase„Es waren einmal zwei Hasen, das waren so richtige Angsthasen. Sie hatten vor allem Angst. Das begann schon am Morgen, wenn sie aufwachten. »Hoffentlich regnet es heute nicht!« Das war das Erste, was sie zueinander sagten, noch vor »Guten Morgen«, denn sie fürchteten sich vor dem Blitz und dem Donner und dem Wasser.“ (S. 8)

Erwin Mosers Geschichten handeln von Hasen, Luchsen und Füchsen, von Fröschen, Kellerasseln und Schmetterlingen, von Krebsen und Quallen, von Mäusen, Störchen und Kirschen, Hühnern, Habichten, Hamstern, von Schildkröten, Schnecken und Steinen. Alle erzählen von fantastischen Abenteuern und Mut und davon, wie sich die Schwachen gegen die Starken durchsetzen können.

hans platzgumer, großes spielWir feiern die verrücktesten Jubiläen, ohne oft genau zu wissen, welche Katastrophen und Kämpfe da dahinterstecken. Vor genau hundert Jahren, am 1. September 1923, wurde Tokio durch Brand und Erdbeben vernichtet. In einer dieser Erdbebenspalten verschwand auch das bisherige Regierungssystem und führte zu einem brutalen Machtkampf im Schatten des Kaisertums.

Hans Platzgumer greift diesen historisch und geographisch entlegenen Katastrophenfall auf, um durchzuspielen, wie sich Epochen an einer politischen Verwerfungskante reiben und Verwüstung anrichten.

malcoml shuttleworth, the book of wonderful words„Auch wenn Sie im Englischunterricht immer Klassenbester waren: Wissen Sie, was ein >fag end< ist? Oder was mit >gobsmacked< gemeint sein könnte? Mit Malcolm Shuttleworths unterhaltsamem und humorvoll illustriertem Wortschatztrainer lernen Sie diese und viele andere Vokabeln, die nicht im Schulbuch stehen, für flüssige (Alltags-)Gespräche mit Native Speakern aber äußerst wertvoll sind.“ (Buchrücken)

„The Book of Wonderful Words“ bietet eine Fülle an Wörtern und Redewendungen wie sie bei einem Englandbesuch im Gespräch mit Einheimischen hilfreich sind. Dazu zählen Kurzformen ebenso wie eigenwillige und originelle Bezeichnungen, die jetzt nicht unbedingt einem feinen Oxford-English entsprechen, dafür aber in Alltagsgesprächen reichlich Verwendung finden.

caroline wahl, 22 bahnenManchmal wird der Literatur ein Programm übergestülpt, das ihre Kundschaft zuerst abarbeiten muss, ehe sie sich dem eigentlichen Text zuwenden darf. So sind es oft Literaturpreise, die vorerst in Marketing-Manier den Text zuschütten, ehe er sich verspätet der Leserschaft erschließt.

Gerne gesehen ist Literatur auch als Prüfungsstoff, wenn in sadistischer Anwandlung Prüflinge gequält und für die Literatur verloren gemacht werden. Eine Radikal-Methode, ein unwissendes Publikum mit Literatur zu beträufeln, besteht schließlich in diversen Kommunal-Aktionen, wenn etwa die Bewohner einer Kleinstadt mit einem Gratis-Roman beglückt werden. Auch hier steht das Programm der Stadt vorerst über dem literarischen Text, der als solcher erst freigeschaufelt werden muss.

gudrun tielsch, der kleine basilisk„Weißt du, was ein Basilisk ist? Ich wusste es auch lange nicht, obwohl ich selbst einer bin. Ich erzähle dir, wie ich darauf kam. Und was ich dann alles erlebte! Hast du dich hingesetzt, das wäre nämlich gut, denn die Geschichte, die du jetzt hörst, wird dich umhauen. Wenn du stehst, halte dich irgendwo fest. Mit einer Hand zumindest.“ (S. 5)

Der kleine Basilisk Basileus heißt mit vollem Namen Meusewin Tragebodo Wortwinus Helfrich Emichio Antonius Dudo Basileus. Wie gut für alle jungen Leserinnen und Leser, dass seine Freunde einfach nur Basileus zu ihm sagen. Seine Geschichtet spielt im Wien des Jahres 1215, wo er mit seiner Mama, einer Kröte, in einem Brunnen in der Schönlaterngasse lebt.

tom holland, herrschaft„Mein Buch untersucht, wodurch das Christentum so subversiv und revolutionär wurde; wie vollständig es die Grundhaltung der lateinischen Christenheit imprägnierte; und warum in einer westlichen Welt, die häufig ein so kompliziertes Verhältnis zu religiösen Ansprüchen hat, so viele ihrer Instinkte nach wie vor – im Guten wie im Schlechten – durch und durch christlich sind. Kurz: Es geht um die größte Geschichte aller Zeiten.“ (S. 27 f)

Tom Holland geht der überaus interessanten Fragestellung nach, wie eine Religion, deren zentrale Bezugsperson als Verbrecher verurteilt und auf grausamste Weise ums Leben gebracht wurde, eine dermaßen prägende Wirkung auf die Welt entwickeln konnte. Dazu werden die zentralen Strömungen des christlichen Einflusses auf die Entwicklung globaler Wertvorstellungen bis in die Gegenwart nachgezeichnet.

cameron spires, na dann, gute nacht„Das ist ein Buch. Du kannst es noch nicht lesen. Halt dich einfach an die Bilder. Der Text ist für deine Eltern. Die sollen auch mal wieder was zu lachen haben“ Diese etwas überraschende Einleitung in ein Bilderbuch für die Allerkleinsten gibt bereits die Richtung des Buches vor: Die fröhlichen bunten Bilder sind zum Betrachten für die Kinder, während die sarkastischen Begleittexte dem Aufmuntern überforderter Eltern dienen, die es im Grunde nicht erwarten können, bis ihr Kind endlich schläft.

Dass die Abende und Nächte mit Kleinkindern nicht immer leicht sind, haben wohl schon alle Eltern erfahren müssen, denen im ersten Lebensjahr ihres Kindes der Schlafmangel ins Gesicht geschrieben steht. All diesen Kindern und Eltern hat Cameron Spires sein fröhliches Kinderbuch gewidmet, das sich, für Kinder unbemerkt mit seinen spitzen Texten an die Eltern richtet.