Anna Herzog, Der Tag, an dem Weihnachten verschwand

„»Jedes Jahr der gleiche Ärger«, seufzte die junge Bäckerin und wischte sich mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn. Die alte Dame vor ihr nickte. »Weihnachten ist nur noch lästig«, sagte sie leise und die Bäckerin zuckte die Achseln. Der hochgewachsene, hagere Herr hinter ihr zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte kaum merklich den Kopf.“ (10)

In der Stadt herrscht ein hektisches Treiben. Weihnachten steht vor der Tür und viele Menschen fühlen sich von dem aufgeregten Treiben gestresst. Eine Bäckerin findet Weihnachten nur noch lästig, einem Mann im Anzug fehlt die Geduld und schimpft den Busfahrer, der seiner Meinung nach zu lange braucht, um das Wechselgeld herauszugeben. Und niemand beachtet die weihnachtliche Dekoration und den weihnachtlichen Duft nach Glühwein und Lebkuchen.

Nur ein großer, alter Mann mit einem langen, grauen, geflochtenem Zopf bemerkt diese scheinbar unwesentlichen Ereignisse und stellt sich die Frage, ob es unter den Menschen wirklich niemanden mehr gibt, der sich auf Weihnachten freut. Selbst am Himmel, wo zahlreiche Flugzeuge über der Stadt donnerten, erblickte er keinerlei keine Spuren von weihnachtlicher Ruhe.

In einem dieser Flugzeuge sitzen drei Geschwister, Myriam, die Älteste, Joseph und die kleine Yule. Die drei kommen gerade von ihrem Vater, der seit zwei Monaten in einer Einzimmerwohnung in München lebt. Als Yule von Myriam wissen will, ob ihr Vater zu Weihnachten nach Hause kommen wird, ignoriert sie zunächst die Frage ihrer kleinen Schwester. Als diese aber immer weiter bohrt, platzt es voll Wut aus der großen Schwester heraus, dass ihr Vater zu Weihnachten nicht kommen wird. Dabei lässt sie ihre Wut auch auf Weihnachten aus, das nichts als Konsumterror sei.

Als Joseph ihr mutig entgegenhält, dass sie das nur glaube, weil sie selbst noch kein Weihnachtsgeschenk besorgt habe, schreit sie:

„Weihnachten … ist … krass überflüssig, falls du es immer noch nicht begriffen hast. Es … gehört … abgeschafft!“ (17)

Sie ahnen nicht, dass sich ganz in ihrer Nähe ein alter Mann mit grauem Zopf befindet, der alles mithören kann. In diesem Augenblick macht das Flugzeug eine große Rechtskurve und aus den Wolken kommt ein merkwürdige Licht. Als das Flugzeug landet, scheint aus unerklärlichen Gründen die Sonne und auf dem Rollfeld liegt kein einziges Flöckchen Schnee. Es weht ein warmer Wind und aus einem Wäldchen können sei den Ruf eines Kuckucks hören.

Als die drei Kinder von ihrer Mutter abgeholt werden und Yule bemerkt, dass es viel zu heiß für Weihnachten sei. Ihre Mutter ist erstaunt:

„Weihnachten?“, fragte sie und zog die Brauen zusammen. „Wer ist den Weihnachten?“ (22)

Zu ihrem Entsetzen müssen Yule, Joseph und Myriam feststellen, dass Weihnachten verschwunden ist. Aufgeregt machen sich die drei auf die Suche nach Weihnachten, doch bleibt ihnen bis zum Weihnachtsabend nur noch vier Tage Zeit.

Anna Herzog lässt aus dem unbedachten Wunsch Weihnachten verschwinden zu lassen, eine spannende Abenteuergeschichte erstehen. In einem Wettlauf mit der Zeit versuchen die drei Kinder Weihnachten zu finden, aber niemand scheint ihnen helfen zu können, niemand weiß, was Weihnachten sein soll.

Die liebevoll erzählte Geschichte rund um Weihnachten regt zum Nachdenken über den eigentlichen Sinn des Festes an und kann allen jungen Leserinnen und Lesern gerne weiterempfohlen werden. Ein schönes Buch für unterhaltsame Stunden zum Vorlesen aber auch zum Lesen alleine.

Anna Herzog, Der Tag, an dem Weihnachten verschwand. Ill. v. Joëlle Tourlonias, ab 8 Jahren
Ravensburg: Ravensburger Verlag 2017, 160 Seiten, 7,20 €, ISBN 978-3-473-52575-1

 

Weiterführende Links:
Ravensburger Verlag: Anna Herzog, Der Tag, an dem Weihnachten verschwand
Homepage: Anna Herzog
Wikipedia: Joëlle Tourlonias

 

Andreas Markt-Huter, 27-11-2017

Bibliographie

AutorIn

Anna Herzog

Buchtitel

Der Tag, an dem Weihnachten verschwand

Erscheinungsort

Ravensburg

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

Ravensburger Verlag

Illustration

Joëlle Tourlonias

Seitenzahl

160

Preis in EUR

7,20

ISBN

978-3-473-52575-1

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Wenn Anna Herzog nicht gerade schreibt, ist sie Ärztin und lebt mit ihrem Mann, ihren vier Kindern und zahlreichen Haustieren in einem alten Haus im Ruhrgebiet.<br />Joëlle Tourlonias hat Visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Illustration und Malerei an der Bauhaus Universität Weimar studiert. 2009 machte sie sich selbständig und zeichnet, malt und lebt in Düsseldorf.