Beate Troyer, Mein Popo ist meine Sache

beate troyer, mein popo ist meine sacheIm Sagenschatz der Habenichtse gilt der Popo als das wichtigste Organ, mit ihm kann man auch dann noch einen Haufen machen, wenn man sonst nichts mehr besitzt. Der Popo ist nicht nur das witzigste Organ des Menschen, er ist auch der größte Geschichtenerzähler, weil er vor allem mit Tabus handelt und diese elegant umschreibt.

Bei jeglicher Vorbereitung eines Kindes auf die Rituale in der Erwachsenenwelt gibt es einen Punkt, wo man ein Tabu installieren muss, ohne es dabei allzu sehr in den Vordergrund zu stellen. Beate Troyer gibt mit drei Szenen den Erwachsenen Geschichten in die Hand, mit denen sie beim Kind unverfänglich über die Scham, das sexuelle Lodern und die Grundhygiene des Hinterteils reden können, ohne selbst in Gesichtsverfärbung oder Gelächter zu verfallen.

Die Storys sind klar wie ein Comic. Lotti wird selbstständig und geht aufs Töpfchen, dabei braucht es eine gewisse Aura, die nur für die Akteurin bestimmt ist. Das Töpfchen kommuniziert mit dem Popo, die Gespräche sind geheim, da braucht niemand zuzusehen.

Da fühlt sich Lotti irgendwie nicht mehr wohl. Natürlich möchte sie groß sein, aber wenn schon, dann so, wie die Großen hier alle sitzen. Und überhaupt: Die sind ja auch ungestört, wenn sie mal müssen!

Merke: Aufs Klo geht man solo.

Paul baut eine passable Strandburg und wundert sich, dass ihm alle nachsehen. Erst als man ihm diskret eine Badehose verpasst, kann das Publikum wieder beruhigt auf die Sandburg schauen und die Nackedei negieren.

Beim abendlichen Bummel kauft ihm Mama eine neue Badehose. Sogar mit Rittern drauf. Und Paul ist mächtig stolz!

Merke: Das Genital ist nicht dazu da, dass man damit angibt.

Greta liebt ihre Schaumbäder, aus denen sie das eine oder andere Stück Fleisch herausstreckt. Besonders schaumig wirken die Bilder aus der Badewanne, wenn man sie ins Netz stellt und dabei wie eine Influencerin posiert. Merke: Das Netz vergisst nichts, weshalb nackte Sachen darin nichts verloren haben.

In pfiffiger Weise zeichnet Hubert Flattinger um die Nackedeis aufregende Gesichter herum, sodass man vergisst, dass es am anderen Ende des Gesichtes etwas gibt, was man besser nicht zur Schau stellt.

Hinter den Bildergeschichten steckt natürlich ein handfester Folder, der die Kids vor Gefahren im Netz, vor sexuellen Übergriffen und vor falscher Scham bewahren soll. Es geht um Spielregeln, die verhindern, dass die Kinder bloßgestellt und zu geschändeten Seelen werden. Ergebnis ist ein frecher Popo-Kult, der es selbstbewusst mit der seltsam lüsternen Erwachsenenwelt aufnimmt.

Beate Troyer, Mein Popo ist meine Sache. Illustr. v. Hubert Flattinger, ab 3 Jahren
Innsbruck: Limbus Verlag 2020, 32 Seiten, 16,00 €, ISBN 978-3-99039-164-8

 

Weiterführende Links:
Limbus Verlag: Beate Troyer, Mein Popo ist meine Sache
Wikipedia: Hubert Flattinger

 

Helmuth Schönauer, 15-02-2020

Bibliographie

AutorIn

Beate Troyer

Buchtitel

Mein Popo ist meine Sache

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2020

Verlag

Limbus Verlag

Illustration

Hubert Flattinger

Seitenzahl

32

Preis in EUR

16,00

ISBN

978-3-99039-164-8

Lesealter

Altersangabe Verlag

3

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Beate Troyer war langjährig tätig für das Jugendamt der Stadt Innsbruck.

Hubert Flattinger, geb. 1960 in Innsbruck, lebt in der Nähe von Wien.