Manchmal muss man für sich Entfernungen in die richtigen Relationen setzen, um eine Geschichte begreifen zu können. So sind etwa mit dem Auge der Monarchie gemessen die Städte Lemberg und Meran gleich weit von Wien entfernt.

Ada Zapperi Zucker beschreibt in ihrem Roman „Theater der Schatten“ den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie an ihren Rändern.

Historische Ereignisse erlangen schließlich eine gewisse Zeitlosigkeit, wenn sie den Stoff für Romane abgeben. Es gibt sogar die Vermutung, dass etwas erst dann bewältigt ist, wenn es darüber einen Roman gibt.

Jeannine Meighörner wendet sich nach entfernt liegenden Stoffen wie der Frau des Andreas Hofer oder der Philippine Welser einem recht zeitnahen Ereignis zu. Vor fünfzig Jahren zerstörte im oberitalienischen Longarone eine Flutwelle alles Leben, nachdem ein ganzer Berg in einen Stausee gerutscht war.

Die Erziehung hängt an uns herunter wie das Fell an einem Bären. Darf man noch zu Lebzeiten an diesem Fell herumzupfen?

Erika Kronabitter beschreitet mit einsichtigen Bildern eine Führung durch die Seele einer gequälten Kindheit. Zu diesem Zweck setzt sie den Roman auf ein Doppelgleis, einmal wird in poetischen Standbildern das Verhalten von Menschen an gewissen unauffälligen Knackpunkten abgeknipst, zum anderen leisten sich zwei Figuren im Sinne Musils eine Analyse mit friedfertigem Ausgang.

Die Esoterik boomt wie kaum ein Wissens- und Wirtschaftszweig, dennoch aber gibt es kaum Mitglieder dieses Treibens, denn jeder betritt inkognito das Reich der Halbwahrheiten.

Johannes Fischler beschäftigt sich mit diesem finanziellen Giga-Reich, das kontinental über die Seelen der Sinnsucher ausgelegt ist. Da sich das Meiste mittlerweile im Netz abspielt und die Teilnehmer mit Mausklick oder Touchscreen hyper-aktiv an diesem Spiel teilnehmen dürfen, bietet sich der Ausdruck für scheinbar interaktives Handeln an: Esoterik 2.0.

Was für eine verheißungsvolle Erzählkonstellation! In einer Bar unter dem Wasser sind die Figuren offensichtlich ausgesetzt dem relaxenden Gefühl bei Getränken und dem Druck schwerer Geschichten, die auf ihnen lasten wie auf einem U-Boot.

Christoph W. Bauer führt in 19 Erzählungen tatsächlich unscheinbare Gegebenheiten unter dem Druck lang angestauter Verhältnisse einem explosiven Ausbruch zu. Es sind fast immer flach atmende Leute, denen einmal im Leben etwas aus dem Ruder läuft und sie somit aus ihrer Gewöhnlichkeit wirft.

In der dichtesten Form des Romans fallen Inhalt und Anwendung zusammen und es entsteht oft eine eigene Roman-Gattung.

Herbert J. Wimmer konzipiert mit seinem Membran-Roman eine Vorgehensweise, bei der die Trennschicht zwischen Text und Leser möglichst dünnhäutig ist, so dass Teile der Leseranwendung in den Text strömen und dieser sich im Leser verfestigt.

„Gemälde haben oft eine versteckte Bedeutung. Entschlüsselt man die richtigen Hinweise, fügt sich alles zusammen. Ein Gemälde zu erkunden, ist wie eine Entdeckungsreise – unendlich faszinierend und äußerst lohnend.“ (7)

Das Kunstsachbuch „Meisterwerke - Weltberühmte Gemälde im Detail“ stellt 66 Gemälde vom 12. Jahrhundert bis in unsere Gegenwart detailliert vor. Neben dem historischen Kontext erfahren die Leserinnen und Leser auch informatives Hintergrundwissen zu den einzelnen Werken wie z.B. die Verwendung von Farben, Perspektiven und Techniken oder den Umgang mit Licht und Schatten.

Alles Neue beginnt mit einer Krankheit, weil Neues nur entstehen kann, wenn das Alte abgeworfen wird, und das Loswerden des Alten bezeichnet Egon Friedell als Krankheit.

In Elias Schneitters Erzählung „Zirl. Innweg 8“ kämpft ein erzählendes Ich ein Leben lang damit, die Kindheit im Lebensprogramm unterzubringen und als gelungen zu beschreiben.

Wenn man eine sogenannte Heimat halb zu sich heranzoomt, breitet sich triefende Ergriffenheit aus, wenn man sie ganz zu sich heranlässt, führt sie in ihrer Skurrilität zu befreiendem Gelächter.

Markus Linder, Beute-Tiroler, Musiker, Schriftsteller und Entertainer, zoomt sich als mittlerweile Außenstehender mit Herz-Saft in seine Ur-Heimat zurück. „Voradelberg“ nennt sich seine Exkursion, denn die Vorarlberger adeln sich selbst, indem sie ihr Land schludrig aussprechen und zu Voradelberg machen.

Bei den wirklich aufregenden Themen geht es meist um richtiges Argumentieren zu einer falschen Zeit.

Norbert Gstrein malt für seine Romane oft ein eigenes Ziffernblatt des Erzählens, worin er die Figuren Gedanken der Unzeit platzieren lässt. „Eine Ahnung vom Anfang“ deutet gleich zweifach in etwas Ungewisses, es handelt sich zum einen um eine Ahnung und keine Gewissheit, zum anderen beginnt zwar etwas, aber es ist noch lange nicht klar, was es genau sein wird.