Roddy Doyle, Wildnis

doyle_wildnis_1.jpgEinen Großteil unseres Lebens verbringen wir beim Suchen. Das können nun Schlüssel sein, die wir verlegt haben, der Sinn des Lebens, unsere Familie oder wir selbst. Am Ende besteht immer die Hoffnung, dass wir vielleicht mehr finden, als wir ursprünglich gesucht haben.

Roddy Doyles Buch Wildnis ist so ein Buch, in dem die Suche die entscheidende Rolle spielt. Eine Familie gerät in die Krise und versucht sich neu zu orientieren. Sandra lebt in Dublin und hat zwei Söhne, den zwölfjährigen Johnny und den zehnjährigen Tom. Ihr Ehemann Frank hat aus seiner ersten Ehe die achtzehnjährige Gráinne mit gebracht, die sich in einer tiefen Krise befindet, welche die Beziehung zu Sandra zunehmend belastet. Gráinnes Mutter hat die Familie vor langer Zeit verlassen, ohne sich in all den Jahren mit ihrer Tochter in Verbindung gesetzt zu haben.

Als Sandra erfährt, dass Gráinnes Mutter nach Dublin kommt, beschließt sie, gemeinsam mit ihren beiden Söhnen, eine abenteuerliche Husky-Tour in den Norden Finnlands zu unternehmen, um sich von den Spannungen mit ihrer Stieftochter erholen und einer Begegnung mit der Ex-Frau ihres Mannes aus dem Weg zu gehen.

Eine parallele Handlung erzählt die Geschichte von Gráinne, die sich von ihrem Vater und ihrer Stiefmutter nicht angenommen fühlt und die mit gespannter Nervosität die Ankunft ihrer Mutter in Dublin erwartet, die bis dahin nichts von sich hören hat lassen.

In Finnland bereiten sich Sandra und ihre Söhne, gemeinsam mit einer Gruppe irischer Touristen und einem Belgier auf die Husky-Tour vor, die von Aki, einem jungen Fremdenführer geleitet wird. Die Fahrt erweist sich als abenteuerlich und überaus anstrengend. Vor allem die Kälte macht ihnen zu schaffen. Als es zu schneien beginnt und die Dunkelheit hereinbricht, sind alle erleichtert, als sie die geplante Hütte erreichen. Alle bis auf Johnnys und Toms Mutter.

Johnny und Tom wollen nicht auf die Suchmannschaft warten und machen sich allein auf die Suche nach ihrer Mutter, die vom Husky-Schlitten geworfen worden ist. Dabei kommt ihnen ein Husky namens Rock zu Hilfe

In Dublin versuchen sich Gráinne und ihre Mutter Rosemary näher zu kommen und die Vergangenheit aufzurollen, die sich unüberwindbar zwischen den beiden aufzutürmen drohen. Gráinne hatte all ihre Hoffnungen in die Begegnung mit ihrer Mutter gesetzt und sich bereits ausgemalt, mit ihr in New York zusammen zu leben. Doch ihre Mutter erscheint ihr fremd und sie erkennt, wo sie hin gehört.

Doyles Roman ist eine Geschichte von Flucht und Suche und vom schwierigen Weg erwachsen zu werden. Während Johnny und Tom nach ihrer Mutter in der Schneewildnis Finnlands suchen, versucht sich Gráinne in der Wildnis ihrer eigenen Gefühlswelt wieder zu finden. Ein überaus spannender und aufwühlender Roman über Beziehungen und Familienbande.

Roddy Doyle, Wildnis. Übers. Andreas Steinhöfel, ab 12 Jahren
München: cbj-Verlag 2010, 208 Seiten, 13,40 EUR, ISBN 978-3-570-13553-2
 

Weiterführende Links:
cbj-Verlag: Roddy Doyle, Wildnis
Wikipedia: Roddy Doyle

 

Andreas Markt-Huter, 01-03-2010

Bibliographie

AutorIn

Roddy Doyle

Buchtitel

Wildnis

Originaltitel

Wilderness

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

cbj-Verlag

Übersetzung

Andreas Steinhöfel

Seitenzahl

208

Preis in EUR

13,40

ISBN

978-3-570-13553-2

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Roddy Doyle ist in Dublin geboren und einer der bekanntesten Vertreter der neueren irischen Literatur. Auch als Autor für Kinder hat er sich einen großen Namen gemacht. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Dublin.