Bernard Evslin, Vom Kampf um Troja
Wohl wenige Geschichten wurden so häufig für junge Leserinnen und Leser nacherzählt und bearbeitet wie Homers Ilias und Odyssee, was die Anziehungskraft bestätigt, die von den beiden ältesten literarischen Zeugnissen Europas nach wie vor ausgehen.
Bernard Evslins Jugendbuch Vom Kampf um Troja hat mittlerweile ebenfalls das stattliche Alter von 40 Jahren erreicht, seit es zum ersten mal erschienen ist. Nun wurde seine Nacherzählung der Ilias in der Reihe Hanser neu übersetzt und mit Bildern von Dieter Wiesmüller illustriert herausgegeben. Eine gute Entscheidung, denn Evslins Neuerzählung des berühmten Sagenstoffes liest sich auch heute noch spannend und bietet einen ausgezeichneten Einstieg, in die Geschichte um den Kampf um Troja.
Evslins Neuerzählung der Ilias ist ein Roman, der geschickt die antiken Sagen rund um die Anfänge und Ursachen des Trojanischen Krieges mit in die Handlung einbaut, wobei auch der Humor nicht zu kurz kommt. So macht sich gleich zu Beginn der Geschichte Odysseus als Hausierer verkleidet auf den Weg zu der abgelegenen Insel Skyros, wo er nach dem großen Helden Achilles sucht. Inmitten der Töchter des Königs von Skyros entdeckt Odysseus mit Hilfe einer List den als Mädchen verkleideten Achill.
Auf ihrer Fahrt nach Aulis berichtet Odysseus dem kriegsbegeisterten Achilleus den Grund für den Kriegszug der Griechen gegen Troja und so erfahren auch die Leser die Geschichte vom Urteil des Paris und von der Entführung der Helena aus Sparta, aber auch wie Odysseus selbst überlistet worden war, damit er sich dem Krieg anschließt.
Evslin erzählt nun die Geschichte des Trojanischen Krieges von der Ankunft der Griechen bis zur Zerstörung der Stadt durch die List mit dem Trojanischen Pferd. Wir erleben den Zorn des Achill auf den griechischen Heerführer Agamemnon, einen nicht sehr rühmlichen Auftritt des trojanischen Prinzen Paris beim Zweikampf gegen seinen Kontrahenten Menelaos.
Auf einer anderen Ebene erleben wir die Welt der Götter, deren Rachsucht maßgeblich für den Krieg verantwortlich ist. Ein Teil der Götter unterstützt die Griechen ein anderer Teil die Trojaner in ihrem Kampf. Dazwischen steht Zeus, der es den Göttern verbietet, auf der Seite der Menschen in den Kampf einzugreifen. Mit viel Sinn für Humor schildert Evslin das Intrigenspiel im Olymp, z.B. wie der Göttervater Zeus von seiner Frau Hera verführt wird, damit die anderen Götter während dessen den Griechen ungestört zu Hilfe eilen können.
Und die Menschen, die in dem Dorf am Fuß des Berges lebten, spürten, wie das massive Felsgestein bebte, sahen, wie ihre Berghänge erzitterten, und hörten die gewaltigen Laute des Zeus in seiner Lust. (168)
Bernard Evslins Neuerzählung der Ilias gelingt es, die Spannung des Originals am Leben zu erhalten. Mit viel Sinn für Humor, einer fesselnden Erzählweise und beeindruckenden Illustrationen bietet Vom Kampf um Troja einen empfehlenswerten Einstieg in die Welt der homerischen Epen- und Sagenwelt.
Bernard Evslin, Vom Kampf um Troja. Die Ilias neu erzählt, Ill. Dieter Wiesmüller, Übers. Isabell Lorenz, ab 11 Jahren
München: dtv-Junior Reihe Hanser 2010, 256 Seiten, 13,40 EUR, ISBN 978-3-423-62440-4
Weiterführende Links:
Dtv-Junior: Bernard Evslin, Vom Kampf um Troja
Wikipedia: Bernard Evslin (engl.)
Andreas Markt-Huter, 24-03-2010