Anne Millard, Die Geschichte einer Straße

titelbild: Anne Millard, Die Geschichte einer Straße„Hast du dich schon einmal gefragt, wie die Straße, in der du lebst, vor Hunderten oder Tausenden von Jahren ausgesehen hat? Welche Gebäude hier standen, und wie die Menschen damals gelebt haben? Dieses Buch erzählt die Geschichte einer uralten Straße.“ (3)

Über einen Zeitraum von 12000 Jahren wird die Geschichte einer Stadt an einem Fluss erzählt, die sich anfangs von einem nomadischen Lagerplatz zu einer festen Siedlung, einem Dorf und am Ende einer großen Stadt entwickelt.

Auf 15 Doppelseiten wird das Siedlungsleben an ein und demselben Ort am Fluss nachgezeichnet. Die erste Darstellung zeigt eine nomadische Menschensiedlung der Steinzeit um ca. 10000 v. Chr., wo eine kleine Gruppe ihre Zelte aus Tierhäuten für das Winterlager aufgeschlagen hat. 8000 Jahre später entsteht an dieser Stelle die erste feste Siedlung von Ackerbauern, die ihr Dorf mit einem hölzernen Zaun zum Schutz vor wilden Tieren abgegrenzt haben.

Das nächst Bild führt in die Eisenzeit um 600 v. Chr. Die Holzhütten sind bereits deutlich größer und im Hintergrund lassen sich eine Festung und ein Hügelgrab erkennen. Die Gesellschaft zeigt bereits eine deutliche Arbeitsteilung mit verschiedenen Berufen wie Schmied oder Drechsler. Während der Zeit der Römer um 100 n. Chr. entstehen komplexe Steinbauten und ein Hafen eifrig Handel getrieben wird. In den luxuriös gestalteten Gebäuden befinden sich getrennte Küchen, Schlafzimmer und Toiletten.

Mit der Völkerwanderung verschwindet die römische Siedlung mit ihren Steinbauten, die wieder durch Holzhütten ersetzt werden. Nur noch Ruinen im Hintergrund erinnern an die ehemalige hochstehende Lebenskultur zur Zeit der Römer. Um 900 n. Chr. ist das Dorf christlich geworden, wovon eine Steinkirche zeugt, bei einem Wikingerüberfall werden zahlreich Holzhäuser der unbefestigten Siedlung in Brand gesteckt.

Im Mittelalter im 13. Jahrhundert blüht das Leben im angewachsenen Dorf wieder auf. Im Hintergrund thront die Burg des Ritters, der für den Schutz der Bewohner sorgt, dem sie dafür aber ihr Land als Lehen überlassen mussten. In einer Bockmühle könne sich die Bauern ihr Getreide vom Müller mahlen lassen.

Im 15. Jahrhundert entwickelt sich das Dorf durch seine günstige Lage am Fluss zu einem Handelszentrum. Die Bürger erhalten vom Herz das Stadtrecht und dürfen sich von nun an selbst verwalten. Der zunehmende Reichtum spiegelt sich in den großen Häusern wider. Die Pest im 16. Jahrhundert lässt viele Bewohner der Stadt die Flucht ergreifen. Die Pestgrube außerhalb der Stadt und ein Galgen deuten die finstere Stimmung der Zeit an.

Nicht weniger grausam verläuft die Geschichte der Stadt im 17. Jahrhundert, wo sie im Dreißigjährigen Krieg von feindlichen Soldaten überfallen und geplündert wird. Selbst die Kirche, die Burg und das Haus des Müllers werden zerstört, während sich die Soldaten in der Stadt breitmachen. Das 18. Jahrhundert bringt wieder Ruhe in die Stadt und lässt den Reichtum anwachsen. Stolze Bürgerhäuser, eine neue Kirche und das Schloss des Herzogs hinter der Burgruine geben Auskunft vom Aufschwung der Stadt.

Das 19. Jahrhundert steht im Zeichen der industriellen Revolution. Kohleschiffe befahren den Fluss und Fabriken, Hochöfen und Kohlebergwerke lassen die Luft ergrauen. Neben großen Reichtum lässt sich an den Rändern aber auch bittere Armut erkennen. Im späten 19. Jahrhundert wächst die Stadt zunehmend und ein Bahnhof eröffnet neue Reisemöglichkeiten.

Die Gegenwart zeichnet sich durch moderne Bürogebäude, Straßen mit Autos, Motorboote, Straßenbahnen und viel Hektik und Bewegung aus. Im Hintergrund besuchen Touristen die alte Ruine der mittelalterlichen Ritterburg.

„Die Geschichte einer Straße“ zeigt an einer Darstellung eines bestimmten Ortes im Laufe der Zeiten, was Geschichte, was Veränderung bedeuten kann. Die jungen Leserinnen und Leser erleben wie sich das Zusammenleben von Menschen, Gebäude, soziale Strukturen, Fortbewegungsmöglichkeiten u.v.m. verändern können, und dass in der Geschichte auch immer wieder Rückschritte möglich sind.

Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch, das mit viel Einfühlungsvermögen und Hintergrundwissen eine Ahnung und ein Bewusstsein für geschichtliche Veränderungen vermittelt. Die wunderschön gestalteten Illustrationen überzeugen durch detailtreue und geschichtskenntnis.

Anne Millard, Die Geschichte einer Straße. Eine Reise durch die Jahrtausende, ill. v. Steve Noon, übers. v. Bernd Kockerols / Susanne Patzelt [Orig. Titel: A Street through Time], ab 6 Jahren
München: Dorling Kindersley Verlag 2018, 32 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-8310-3525-0

 

Weiterführende Links:
Dorling Kindersley Verlag: Anne Millard, Die Geschichte einer Straße
Wikipedia: Steve Noon (engl.)

 

Andreas Markt-Huter, 06-06-2018

Bibliographie

AutorIn

Anne Millard

Buchtitel

Die Geschichte einer Straße. Eine Reise durch die Jahrtausende

Originaltitel

A Street through Time

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2018

Verlag

Dorling Kindersley Verlag

Illustration

Steve Noon

Übersetzung

Bernd Kockerols / Susanne Patzelt

Seitenzahl

32

Preis in EUR

17,50

ISBN

978-3-8310-3525-0

Lesealter

Altersangabe Verlag

6

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Steve Noon ist ein englischer Illustrator der am Kunst-Kolleg in Cornwall studiert hat und in Kent lebt.