Jeremy Lachlan, Die Wiege aller Welten
„Genug. Sie muss diesen Ort verlassen – verlassen und nie wiederkehren, denn das Wunder hinter dem Stein ist für jemand anderen bestimmt. Diese Geschichte ist nicht Winifreds Geschichte. Es ist die von Jane White. Dem Kind mit den Bernsteinaugen.“ (S. 13)
Die zwölfjähre Jane White lebt mit ihrem Vater John als Ausgestoßene auf der Insel Bluehaven im Keller der Familie Hollow. Als Baby war sie mit ihrem Vater aus dem Schloss nach Bluehaven gekommen. Als Jane eines Tages eine merkwürdige Nachricht erhält, ahnt sie nicht, dass ein großes und gefährliches Abenteuer beginnt.
Seit Jane mit ihrem Vater auf die Insel gekommen sind, bedrohen ständige Erdbeben das Land. Die beiden leben versteckt bei den Hollows, weil die Bewohner Jane und ihren Vater für die Beben verantwortlich machen. John ist in Apathie verfallen und scheint von seiner Umwelt nichts zu registrieren, während sich Jane fürsorglich um ihn kümmert.
Mit einem Trick gelingt es dem Sohn des skrupellosen Bürgermeisters Jane in die Stadt zu locken und gefangen zu nehmen. Sie soll geopfert werden, um das Schloss zu besänftigen, in dem die Bewohner der Insel früher spannende Abenteuer erleben konnten. Seit dem Auftauchen der Whites hat das Schloss keine Besucher mehr in die endlosen Räume voller Abenteuer zu gelassen.
Winifred Robin, der alte Bibliothekarin, gelingt es, Jane im letzten Augenblick vor der drohenden Opferung zu retten. Sie hat lange auf diesen Augenblick gewartet und bringt Jane zum Schloss, wo sie sich auf eine abenteuerliche Reise machen muss, um ihren Vater zu finden, der ins Schloss geflohen ist und Bluehaven zu retten. Winifred gibt ihr einen geheimnisvollen Schlüssel mit auf den Weg, mit der es ihr ermöglicht, alle Tore im Schloss zu öffnen.
Im Schloss macht sie sich auf die Suche nach ihrem Vater und findet sich in einer Schneelandschaft wieder, an deren Ende sie eine Holztür entdeckt, die sie mit ihrem Schlüssel öffnet um in einen Gang mit einem Labyrinth von Türen zu gelangen. In einem der Räume trifft sie auf den ausgemergelten und nur ein paar Jahre älter scheinenden Hickory, der ihre Stiefel stiehlt, sich nach einem kurzen Streit aber bereit zeigt, ihr bei der Suche nach ihrem Vater zu helfen.
Auf ihrer Suche nach Janes Vater werden die beiden auf dem dunklen und mit zahlreichen Fallen versehenen Weg von furchteinflößenden Kreaturen verfolgt, die von Roth, dem grausamen Herrscher des Schlosses ausgeschickt werden. Dieser ist selbst im Schloss gefangen und sucht seit langer Zeit einen Weg in die Außenwelt, um diese zu beherrschen und versklaven. Als Hickory Jane vor einem drohenden Angriff der Blech-Köter und Lederschädel rettet, ahnt sie nicht, dass er nicht der ist, der er zu sein scheint und sich ganz besonders für ihren Schlüssel interessiert.
Jeremy Lachlan schickt seine jungen Leserinnen und Leser auf eine aufregende Reise in ein Labyrinth aus Geschichten, die in immer neuen Wendungen unerwartete Richtungen eröffnen. Im Mittelpunkt steht eine starke selbstbewusste Heldin, die sich auf die Suche nach ihren eigenen Wurzeln macht und versucht ihre Familie und die Welt zu retten.
Ein überaus empfehlenswertes und spannend erzähltes Fantasy-Abenteuer, das die Leserinnen und Leser von Beginn an in ihren Bann zieht. Die außergewöhnlichen Figuren und starken Protagonisten begeistert und lassen die Fortsetzung neugierig erwarten.
Jeremy Lachlan, Die Wiege aller Welten. Übers. v. Nadine Mannchen [Orig. Titel: Jane Doe and the Cradle of all the Worlds], ab 12 Jahren
Bindlach: Loewe Verlag 2019, 400 Seiten, 18,50 €, ISBN 978-3-7432-0307-5
Weiterführende Links:
Loewe Verlag: Jeremy Lachlan, Die Wiege aller Welten
Homepage: Jeremy Lachlan (engl.)
Homepage: Nadine Mannchen
Andreas Markt-Huter, 29-10-2019