Akram El-Bahay, Lias und der Herr der Wellen

akram el-bahay, lias und der herr der wellen„Das Haus hatte eine Stimme gehört, die ihm unbekannt war. Und doch schien sie auf wundersame Weise vertraut. Es war eine Stimme, die der Wind ganz unerwartet mit sich brachte. Und in der eine Geschichte sicher hervorragend klingen würde. Lebendig. Aufregend. Echt. Eine Stimme, die der Geschichte, in der das Haus selbst steckte, womöglich eine Wendung zum Guten geben konnte.“ (S. 9)

Lias ist alles andere als begeistert, als er mit seinen Eltern aus seiner vertrauten Umgebung in der Stadt in ein altes, heruntergekommenes Haus übersiedeln muss. Nach dem unerwarteten Verschwinden seiner Großtante Hermine war die Familie von einem Notar über die Schenkung des Hauses verständigt worden.

Lias Eltern sind vom alten Haus begeistert, während er sich nichts sehnlicher wünscht, als so rasch als möglich wieder zu verschwinden. Zahlreiche Türen des Hauses sind verschlossen und die passenden Schlüssel nicht zu finden. Doch das Haus scheint den Jungen willkommen zu heißen. Ein Blatt mit der Aufschrift „Willkommen“ flattert ihm beim Hauseingang vor die Füße, die Läden des Hauses klappern aufgeregt und die Tür zum Arbeitszimmer seiner Großtante öffnet sich, wie als Einladung, von selbst.

Großtante Hermine war Schriftstellerin, die zahlreiche Abenteuerromane verfasst hat. „Der Herr der Wellen“ war ihr erstes Buch, mit dem sie auch berühmt geworden war. Lias Mutter erinnert sich mit Begeisterung an ihre Zeit im Haus der Geschichten ihrer Tante, doch die Zimmer und vor allem der Dachboden sind ziemlich heruntergekommen und brauchen viel Arbeit und vor allem Geld.

Beim notdürftigen Einrichten seines Zimmers überkommt Lias das Gefühl, dass das Haus mit ihm Sprechen würde. Mit merkwürdigen Quietsch- und Knarrlauten reagiert es seine Bemerkungen und Äußerungen. Als er das Buch seiner Großtante „Der Herr der Wellen“ zu lesen beginnt, fühlt er sich auf magische Weise von der Geschichte angezogen, vor allem vom jungen Helden des Buches namens Sila.

Als er in der Nacht von einem Rauschen aus dem Arbeitszimmer seiner Tante geweckt wird, geht Lias der Sache nach und findet einen merkwürdigen Schlüssel. Merkwürdige Geräusche, die aus dem Haus zu kommen scheinen, führen ihn zu einem Raum, der sich mit dem Schlüssel öffnen lässt. Als er durch die Tür tritt, findet er sich auf einem Segelschiff wieder, das genauso aussieht, wie das Piratenschiff aus dem Roman „Der Herr der Wellen“. Lias befindet sich plötzlich mitten in der Geschichte seiner Großtante wieder und muss rasch bemerken, dass er die Fähigkeit besitzt, in die Handlung einzugreifen.

Von den Piraten erfährt er, dass Hermine seit längerer Zeit auf unerklärliche Weise, vielleicht in eine ihrer Geschichten verschwunden sei. Während Lias beschließt, sich auf die Suche nach seiner Großtante zu machen, erhalten seine Eltern ein Kaufangebot für das alte verfallene Haus. Für Lias beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

Akram El-Bahay verbindet auf packende Weise reale Welt und Fiction und lässt seinen Helden aktiv in eine märchenhafte Geschichtenwelt eintauchen. Dabei durchläuft er eine Entwicklung, in der er seine große Fantasie und sein Talent als Geschichtenerzähler immer mutiger und gezielt einzusetzen lernt um die Bedrohungen in der realen und fiktiven Welt zu meistern.

Ein überaus spannend erzählter und lesenswerter Fantasy-Roman für Kinder und Jugendliche, der ganz besonders durch seinen Bilderreichtum, seine exotischen Landschaften und seine zahlreichen originellen Protagonisten zu überzeugen weiß, wobei die reale Welt und Lias Verhältnis zu seinen Eltern im Vergleich zur Fantasiewelt der Romangeschichten ein wenig blass erscheint.

Akram El-Bahay, Lias und der Herr der Wellen. Ab 11 Jahren
Berlin: Ueberreuter Verlag 2021, 352 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-7641-7114-8

 

Weiterführende Links:
Ueberreuter Verlag: Akram El-Bahay, Lias und der Herr der Wellen
Wikipedia: Akram El-Bahay

 

Andreas Markt-Huter, 06-04-2021

Bibliographie

AutorIn

Akram El-Bahay

Buchtitel

Lias und der Herr der Wellen

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

2021

Verlag

Ueberreuter Verlag

Seitenzahl

352

Preis in EUR

17,50

ISBN

978-3-7641-7114-8

Lesealter

Altersangabe Verlag

11

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Akram El-Bahay hat viele Jahre als Journalist gearbeitet und schreibt nun mit Vorliebe Bücher, die ebenso märchenhaft wie fantastisch sind. Nicht selten finden sich in ihnen orientalische Motive – ganz so, wie es sich für Geschichten eines Halbägypters gehört.