Lauren Wolk, Echo Mountain
„Der Erste, dem ich das Leben gerettet habe, war ein Hund. Meine Mutter hielt ihn für tot, doch zum Sterben war er zu jung, er war ja gerade erst zur 
Welt gekommen, noch ganz nass und mit glänzendem Fell. Wunderschön, nur atmete er nicht.“ (S. 9)
Die Geschichte der zwölfjährigen Ellie spielt in Maine, im Jahr 1934 während der Zeit der großen Depression in den USA, in der viele Familien aufgrund des Börsenkrachs 1929 ihre Existenzgrundlage verloren haben und ihr bisheriges Leben aufgeben mussten.
Ellies Familie hat ihr Haus in der Stadt verloren, wo ihr Vater eine Schneiderwerkstatt geführt und ihre Mutter als Musiklehrerin gearbeitet hat. Völlig verarmt, habe sie mit dem letzten Geld Kühe und ein Grundstück am Fuße des Echo Mountain gekauft und mühsam ein Blockhaus errichtet. Nach einem schrecklichen Arbeitsunfall beim Holzfällen, wird Ellies Vater von einem umstürzenden Baum am Kopf getroffen und liegt seither im Koma.
Ellies ältere Schwester Esther und ihre Mutter Evelyn machen unausgesprochen Ellie für den Unfall verantwortlich, weil sie glauben, dass ihr Vater verletzt wurde, weil er Ellie vor dem umstürzenden Baum habe retten wollen. In Wirklichkeit hat Ellie ihren kleinen Bruder Samuel vor dem Baum gerettet. Um ihren Bruder zu schützen, verrät sie diesen Umstand aber nicht, auch nicht, dass eigentlich Esther auf Samuel aufpassen hätte sollen.
Das Koma des Vaters versetzt die Familie zunehmend in Lethargie. Der übliche Musikunterricht durch die Mutter entfällt und die Stimmung vor allem gegenüber Ellie wird zunehmend angespannter. Auch wenn Ellie ein Geschick beim Umgang mit Verletzungen hat, trägt es wenig zur Entspannung in der Familie bei, dass Ellie mit unorthodoxen Methoden versucht, ihren Vater aus dem Koma zu holen.
Bei ihrer Arbeit bemerkt Ellie, dass sie beobachtet wird, außerdem findet sie kleine, zierlich gestaltete Holzschnitzfiguren, die sie neugierig machen. Auch ein großer schwarzer Hund taucht immer wieder auf und führt sie eines Tages auf den Hügelrücken des Echo Mountain, wo sie in einer heruntergekommenen Holzhütte eine alte Frau namens Cathrine entdeckt, die sich schwer am Bein verletzt hat.
Ohne dass ihre Familie es merkt, beginnt sich Ellie um die als Hexe verschriene Cathrine zu kümmern. Cate, deren verstorbener Mann Arzt gewesen ist, hat vor der Wirtschaftskrise als Krankenschwester gearbeitet und gibt Ellie zahlreiche Ratschläge, wie Wunden zu versorgen sind und welche Pflanzen und Mittel heilend wirken. Bald lernt sie auch den gleichaltrigen Larkin kennen, den mit der alten Cate ein merkwürdiges Band verbindet, aber auch dessen Mutter, die der alten Frau mit unverhohlenem Hass gegenübertritt.
Ellie kümmert sich unablässig um ihren Vater und um Cate und sucht nach einem Heilwissen, um ihren Vater endlich aus dem Koma zu wecken. Ihre Mutter und ihre Schwester sind von ihren Aktivitäten alles andere als begeistert, vor allem als sie erfahren, dass sie viel Zeit, mit der „Hexe“ am Echo Mountain verbringt.
Psychologisch einfühlsam schildert Lauren Wolk eine Familie, die durch eine wirtschaftliche Katastrophe ihre Existenzgrundlage verliert und aus ihrer ursprünglichen Lebensbahn gerissen wird und durch einen Unfall mit dem täglichen Überleben kämpfen muss. Dabei überzeugt die Hauptprotagonistin, die aus dem veränderten Leben das Beste zu machen versucht und ihren Überzeugungen treu bleibt und auf ihre Intuition vertraut.
Ein spannendes Leseabenteuer, das in eine nicht allzu entfernte Vergangenheit entführt und das durch starke Charaktere in extremen Situationen zu fesseln versteht und die Leserinnen und Leser von Beginn weg in ihren Bann zu ziehen vermag.
Lauren Wolk, Echo Mountain. Übers. v. Birgitt Kollmann [Orig. Titel: Echo Mountain], ab 11 Jahren
München: Hanser Verlag 2021, 384 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-446-26959-0
Weiterführende Links:
Hanser Verlag: Lauren Wolk, Echo Mountain
Wikipedia: Lauren Wolk
Andreas Markt-Huter, 11-06-2021