„Der blöde Kalender hatte sie hereingelegt! Sie mit seinem Geglitzer neugierig gemacht, ganz zappelig vor Neugier – und dann das. Sie hatte von Anfang an recht gehabt. Es war ein blöder, langweiliger Papierkalender. Dachten die, die solche Kalender machten, etwa, Kinder fänden so was gut? Bilder von rumpeligen Dachböden statt leckerer Schokolade? Julia presste das Fenster mit der Hand wieder zu.“ (S. 21)
Die neunjährige Julia und ihr kleiner Bruder Olli warten ganz aufgeregt, bis ihre Mutter endlich nach Hause kommt und ihnen die versprochenen Adventkalender mit Schokolade bringt. Während sich Olli über seinen Kalender mit Schokolade freuen darf, zeigt sich Julia zutiefst enttäuscht, weil ihr Kalender weder Schokolade noch Bilder vom Nikolaus oder Engeln aufweist, sondern nur ein dunkles Haus mit Bäumen zeigt. Aber bald schon übt ihr Kalender eine unerklärliche Faszination auf sie aus.
Auch wenn sich keine Schokolade hinter den Türchen des Weihnachtskalenders befindet, verraucht Julias Anfangsärger immer mehr. Neugierig öffnet sie bereits vor dem 1. Dezember das ersten Fenster des Kalenders und erblickt das Bild eines düsteren Dachbodens in dem sich Kartons, eine Badewanne und ein Kleiderständer sowie ein schwarzer Mantel befinden.
Als sie am nächsten Tag gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrem Vater das Fensterchen wieder öffnet, kann sie merkwürdiger Weise keinen schwarzen Mantel mehr sehen, sondern nur mehr einen leeren Kleiderbügel. Als sie ihr Zimmer verwirrt verlassen will, glaubt sie ein Licht hinter dem ersten Fenster zu erblicken. Neugierig überprüft sich die Sache und entdeckt nun eine rot grün karierte Jacke, die am Kleiderständer hängt.
Nach dem Essen verzichtet Julia sogar auf das seltene Vergnügen fernzusehen und begibt sich rasch auf ihr Zimmer, um heimlich und ungestört das zweite Fensterchen des Kalenders zu öffnen. Hinter dem Fenster verbirgt sich eine Werkstatt mit vollgestopften Regalen, dicken Büchern, einem Globus und einem Atlas und verschiedenen Flugzeugmodellen. Sie sieht aber auch den schwarzen Mantel, der zuvor im Dachboden hinter dem ersten Fenster gehangen war. Mit Hilfe einer Lupe versucht sie die kleinen Dinge und Titel der Bücher erkennen zu können.
Als sie versucht den Propeller eines der Flieger zu bewegen, bemerkt sie, dass sie sich plötzlich mitten in der Werkstatt befindet. Kaum von ihrem Schreck erholt, betritt ein Mann mit einer zerschlissenen Hose und einem dicken Bauch und einer Lockenperücke das Zimmer, der sich als Flugmaschinenerfinder Jakobus Jammerich vorstellt. Für Julia beginnt ein wunderbares Abenteuer in einem fantastischen Königreich.
Cornelia Funke entführt in ihrem Kinderbuch die Leserinnen und Leser in eine wunderbare fantastische Welt mit Erfindern, Königen, Prinzen, Elfen, Zwergen und Heinzelmännchen, wo sie mit der liebenswerten Heldin spannende Abenteuer bestehen.
Die Neuauflage des Kinderbuchklassikers besticht durch ihre außergewöhnlichen Illustrationen, Bilder mit aufwendig modellierten Miniatureinrichtungen mit Holzfiguren, die das magische Flair der Geschichte wunderbar unterstreichen. Ein überaus empfehlenswertes Leseabenteuer eines Klassikers in neuem Gewand.
Cornelia Funke, Hinter verzauberten Fenstern. Eine geheimnisvolle Adventsgeschichte, ill. v. Sara-Christin Richter, ab 8 Jahren
Frankfurt a. Main: Fischer Sauerländer Verlag 2025, 176 Seiten, 19,10 €, ISBN 978-3-7373-7436-1
Weiterführende Links:
Fischer Sauerländer Verlag: Cornelia Funke, Hinter verzauberten Fenstern
Wikipedia: Cornelia Funke
Homepage: Sara-Christin Richter
Andreas Markt-Huter, 09-10-2025