Roman

Björn Bicker, Was wir erben

h.schoenauer - 29.01.2014

An manchen Tagen gibt es in der Literatur nur das Familienthema zu bearbeiten, die einen unternehmen alles, um die Familie los zu werden, die anderen alles, um sie zu entdecken.

In Björn Bickers Roman „Was wir erben“ wird eine Ich-Erzählerin Elisabeth aus heiterem Himmel heraus dazu gezwungen, sich mit der Familie auseinanderzusetzen. Ihr ist nämlich ein Bild zugespielt worden, worauf zu erkennen ist, dass ihr Vater parallel zu seiner Frau eine Beziehung gehabt hat, aus der ebenfalls ein Kind übrig geblieben ist. Die Erzählerin schreibt dem etwa gleichaltrigen Halbbruder einen Brief und rollt ihre Hälfte des gemeinsamen Stammbaums auf.

Renato Baretic, Der achte Beauftragte

h.schoenauer - 27.01.2014

Die wahre Seele eines politischen Systems zeigt sich selten in der Hauptstadt sondern meist in vergessenen Randgebieten.

Renato Baretic fackelt in seinem Roman nicht lange mit dem Schicksal seines Protagonisten herum. Der Politiker Sinisa gilt zwar als politische Hoffnung, aber er ist für seinen Auftritt noch nicht schlitzohrig genug. Deshalb setzt man ihm Ko-Tropfen ins Glas und eine moldawische Olga ins Auto, was das vorläufige Karriere-Ende in der Hauptstadt bedeutet.

Siroos Mirzaei, Irdische Träume vom Paradies

h.schoenauer - 17.01.2014

Der Sinn des Paradieses besteht darin, dass man es sich nicht vorstellen kann und darf. Sobald man ein Bild davon hat, ist es kein Paradies mehr. Dennoch muss das Paradies für diverse Religionen und politische Strömungen als ultimatives Ziel herhalten, man denke nur an diese fatale Märtyrer-Legende mit den tausend Jungfrauen.

Siroos Mirzaei, selbst mit allerhand radikalen Strömungen im Iran vertraut gemacht, nimmt in seinem Roman das Paradies in die Erzähl-Hand, um damit ein Stück iranische Gegenwartsgeschichte zu erzählen.

Fabian Oppolzer, Kein böses Kind

h.schoenauer - 09.12.2013

Kinder oder Hunde, die sich auffällig benehmen, werden gegenüber der Umwelt oft mit den Sätzen verteidigt, der tut nichts, der ist ein braver Hund, das ist kein böses Kind!

Fabian Oppolzer erzählt von dem auffälligen aber nicht bösen Kind Paul, das offensichtlich schwer beeinträchtigt ist und seine Eltern phasenweise zur Gutmüdigkeit herausfordert.

Julia Kissina, Frühling auf dem Mond

h.schoenauer - 06.12.2013

In der Literatur ist der Mond oft für jene Verhältnisse zuständig, die auf der Erde nicht möglich sind.

Julia Kissina erzählt vom „Zustand des Lunitarismus“, den ein etwa zwölfjähriges Mädchen erlebt, ehe es dann rasch erwachsen wird. Die Ich-Erzählerin ist gerade dabei, sich als Individuum zu fassen und gewisse Lebensprogramme zu starten. Sie lebt im Umbruch mit sich selbst, und auch die Stadt Kiew, worin sie ihre Lebenserfahrungen macht, ist gerade im Umbruch.

Klaus Bielau, Die Insel von jenseits der Zeit

h.schoenauer - 04.12.2013

Manchmal ist die Rahmenhandlung aufregender als die Geschichte, die sie in ihrem Kern umrahmt.

Die Insel von jenseitiger Zeit liegt naturgemäß hinter allen Zeiten als Ort der Sehnsucht, Erlösung und gelungener Selbstverwirklichung. Klaus Bielau versteckt diese Insel mit erzähltechnischen Tricks in einem amorphen Gebinde aus Raum und Zeit.

Daniel Suckert, Kommissar Prohaska - Geldstadt Innsbruck

andreas.markt-huter - 25.11.2013

Das Verbrechen existiert nicht nur immer und überall, es hat auch immer einen handfesten Grund – Geld! Je peripherer das Böse freilich auftaucht, umso kleiner fallen die dabei unterschlagenen Summen aus, so dass es selbst in der Geldstadt Innsbruck meist um Summen geht, die du und ich beiseite räumen könnten.

In Daniel Suckerts Hypo-Roman vom verschlagenen und nach Innsbruck verschlagenen Kommissar Prohaska geht es um diese menschlichen kleinen Unebenheiten, die zwar eine Gesetzesübertretung darstellen, letztlich aber für das Funktionieren des österreichischen Gemeinwesens Voraussetzung sind.

Eva Rossmann, Krummvögel

h.schoenauer - 20.11.2013

Was tun eigentlich die Aussteiger, wenn sie aus der Stadt flüchten und sich am Land niederlassen? Gibt es eine Aussteigerkultur? Und woher wissen diese Helden, wie sie ihre Abenteuer anzugehen haben?

Eva Rossmann schickt die Ich-Erzählerin Anna und ihren Hans in eine abenteuerliche Gegend, die es durchaus mit dem Inventar des Weinviertels aufnehmen kann. Die beiden müssen eine Auszeit vom öffentlichen Leben nehmen, weil der Erzählerin im Zusammenhang mit der Ausländerpolitik der Regierung die Hand ausgekommen ist, in welcher eine Torte gelagert war, die dem Bundeskanzler ins Gesicht gezischt ist.

Mortimer M. Müller, Kabine 14

h.schoenauer - 18.11.2013

Kabinen sind der ideale Ort für Abenteuer, ob es sich nun um Sex-, Umkleide-, Telefon oder Seilbahnkabinen handelt.

Mortimer M. Müller lässt ein verdichtetes Chaos in einer der höchsten Seilbahnen über Grund in Kitzbühel spielen, dabei ist es vor allem der atemlose Schnitt in den Hals der Erzählweise, der den Leser den Atem anhalten lässt.

Otto Licha, Sieben

h.schoenauer - 15.11.2013

Vielleicht ist das Leben nur ein Streich, den man sich selber spielt, indem man jeden Tag von einem Lebenssinn in den nächsten stolpert.

Otto Licha schickt in Mark-Twain-Manier zwei Freunde durch das Leben mit der Aufgabenstellung, gefälligst durch Dick und Dünn zu gehen. Schon der Start ist fulminant: „Alessandro war dem Kindergarten noch nicht entwachsen, da beschloss er, Bankdirektor zu werden.“ (7)