Aktuelle Buchtipps

 

Carissa Broadbent, The Serpent and the Wings of Night

andreas.markt-huter - 14.09.2024

carissa broaddbent, the serpent and the wings of night„Damals ahnte der König noch nicht, dass seine größte Liebe sein Untergang sein würde – auch nicht, dass beides in Gestalt eines kleinen hilflosen Menschenkindes in Erscheinung treten würde. Wie ein Häufchen Elend lag sie verlassen in all der Verwüstung da, die einzige Sterbliche im Umkreis von 100 Meilen, die noch lebte.“ (S. 7)

Bei einem grausamen Überfall der Rishan-Vampire auf eine Menschensiedlung bleibt nur ein kleines Mädchen am Leben, das von Vincent, dem Hiaj-König der Nachtgeborenen, in seine Obhut genommen und adoptiert wird. Er gibt ihr den Namen Oraya und lehrt sie, wie sie in der Welt der Vampire, in der sie von allen als potentielle Beute betrachtet wird, überleben kann.

Erwin Uhrmann, Zeitalter ohne Bedürfnisse

h.schoenauer - 13.09.2024

erwin uhrmann, zeitalter ohne BedürfnisseWenn keine Bedürfnisse mehr da sind, hat man sie entweder selbst erfüllt, oder sie sind von sich aus abgehauen und haben die bisherigen Bedürfnisträger entleert zurückgelassen.

Erwin Uhrmann nimmt gleich vom Titel an die Leser in die Pflicht. Er stellt zwar ein Ambiente für Utopie und Dystopie zur Verfügung, die Text-User aber müssen je nach ihren Bedürfnissen sich den Roman selbst ausmalen. Das ist übrigens bei allen Romanen üblich, die nicht ein vorinstalliertes Klischee abhandeln.

„Zeitalter ohne Bedürfnisse“ lässt also ein paar Figuren auftreten, die wie beim „Mensch-ärgere-dich-nicht“ nach einer selbst-gewürfelten Zahl ein paar Schritte machen, ehe sie wieder vom Feld geworfen werden. Das Spielfeld selbst ist seltsam allgemein ins Auge gefasst als eine Landkarte ohne irgendwelche Ortsangaben. Ab und zu fallen geographische Begriffe wie Himmelsrichtungen, beispielsweise Wien, Polen oder Meer, es ist jedoch den Lesern überlassen, wie sehr sie diese Angaben mit eigenen Bildern unterlegen.

Barbara Rose, Violetta Ranunkel – Die kleine Gartenhexe

andreas.markt-huter - 12.09.2024

barbara rose, violetta ranunkel„Zauberhaft knackig sehen die Karotten aus, der Kopfsalat ist verhext groß geworden. In den prallen Tomaten steckt die ganze Magie des Sommers. Bohnen, Gurken und Brokkoli leuchten im Morgenlicht verwunschen grün. Stolz betrachtet die kleine Gartenhexe Violetta Ranunkel ihre Beete. Kein einziges Mal hat sie hier den Zauberstab eingesetzt. Alles Natur!“

Die kleine Gartenhexe Violetta Ranunkel ist stolz darauf, das Gemüse in ihrem Garten ganz ohne Zauberei gezüchtet zu haben. Alles zeigt sich groß gewachsen und zum Essen bereit. Aber gerade als sie gemeinsam mit ihrer Spinnenfreundin Gwinny beschließt, aus dem herrlichen Gemüse zu Mittag einen Auflauf zu machen, verschwindet es.

Georg Bydlinski, Blättervogel

h.schoenauer - 11.09.2024

georg bydlinski, blättervogelEin richtig zusammengesetztes Wort kann in der Lyrik so etwas wie eine poetische Kernschmelze auslosen. „Blättervogel“ ist eine geniale Wortkomposition, im direkten Bild verschwindet darin ein Vogel im Blattwerk, im übertragenen Sinn geht der Vogel, lyrisches Urbild für den Flug der Zeit, in den Blättern eines Gedichtbandes auf.

Georg Bydlinski spielt in seinen Gedichten mit den Scherwinden des Blicks, die oft auftreten, wenn man einem Bild zu nahe tritt. Mit der knappen Bezeichnung „Blick“ ist dieser magische Vorgang umschrieben, der letztlich zu einer neuen Sicht auf den Tag, wenn nicht gar zu einem Gedicht führt.

„Blick // … dass ich die Welt erkenne / mit neuen Augen // sie begreife / mit Sprache / wie mit meiner Hand“ (5)

Stefanie Höfler / Philip Waechter, Ameisen in Adas Bauch

andreas.markt-huter - 10.09.2024

stefanie höfler, ameisen in adas bauch„Laila ist Adas beste Freundin. Ada und Laila haben sich auf der Rutsche kennengelernt. Ada stand unten, Laila stand oben. Da waren sie beide drei. Laila wohnte nur vier Häuser weiter und hatte ein Dreirad, das auf dem Gehweg sehr laut ratterte. Laila winkte beim Rattern und Ada guckte ihr zu. Als Ada in den Kindergarten kam, war Laila schon da. Laila hat Ada an der Hand genommen und ihr alles gezeigt.“ (S. 24)

Für die anderen ist Ada eine ängstliche Radfahrerin, die vorsichtig durch die Welt geht und aufmerksam alles beobachtet, Schokoladekuchen liebt ansonsten aber wenig isst. Sie selbst sieht sich manchmal mit dunkelblauen Wolken ausgefüllt, als neugieriges Mädchen, das sich selbst aber lieber versteckt, statt zu fragen. Sie findet ihre Stimme zu leise. Sie freut sich auf die Schule, hat aber gleichzeitig Angst davor. Sie ist ganz normal.

Christian Futscher, Der Erbsenjongleur

h.schoenauer - 09.09.2024

christian futscher, der erbsenjongleurErbsenzählen und die Prinzessin auf der Erbse – der Erbsenjongleur ist als Märchenerzähler bestens eingekleidet mit Stoff.

Christian Futscher tritt mit seinen gut vierzig Kleinodien als Märchenerzähler, Text-Wirt, Flaneur und pingelig dahin werkelnder Schriftsteller auf. Seine Miniaturen widmen sich allen erdenklichen Genres und werden dementsprechend kurz angebunden abgehandelt.

„Die letzte Seite eines Tagebuchs // Heute bin ich leider gestorben. Jetzt geht gar nichts mehr.“ (53)

Anu Stohner, Das Schaf Charlotte

andreas.markt-huter - 06.09.2024

anu stohner, das schaf charlotte„Niemand wusste, warum Charlotte anders war als alle anderen. Aber sie war es von Anfang an. Wenn die anderen Schäfchen still bei ihren Müttern standen … tobte Charlotte über Stock und Stein. Charly, der alte Hüttenhund, zeigte ihr manchmal die Zähne, aber sie hatte überhaupt keine Angst.“

Das junge Schaf Charlotte sticht aus ihrer Herde ganz besonders hervor. Sie verhält sich ganz anders als ihre Verwandten. Während die anderen Schafe brav und ruhig bei den Müttern bleiben, ist Charlotte ständig in Bewegung und probiert neugierig und voll Enthusiasmus alle möglichen Dinge aus, die den anderen Schafen merkwürdig erscheinen.

Roger Van de Velde, Knisternde Schädel

h.schoenauer - 02.09.2024

roger van de velde, knisternde schädelIn der Literatur werden Geschichten manchmal so heiß, dass man sie nur erzählen kann, wenn man gleichzeitig die Kühlelemente beschreibt, die zu ihrem Schutz installiert worden sind. „Knisternde Schädel“ sind zwanzig kleine Geschichten, die unter Überdruck in der Psychiatrie entstanden sind. Das Knistern im Kopfinnern diverser Helden deutet darauf hin, dass darin andere atmosphärische Drücke herrschen als in der sogenannten normalen Welt.

Der Journalist und Schriftsteller Roger Van de Velde wird zwangsweise und ungeplant zu einem Medium, das die Druckverhältnisse in den Schädeln von Psychiatrie-Insassen als Geschichten wiedergibt und über seine Frau in Zigarettenschachteln nach draußen schmuggeln lässt, wo angeblich die Realität vorherrscht.

Sibylle Wenzel, Magic Circle – Zusammen sind wir magisch

andreas.markt-huter - 30.08.2024

sibylle wenzel, magic circle - zusammen sind wir magisch„Dann stutzte sie plötzlich und beugte sich über das Gerät, um ein Detail genauer betrachten können. »Guckt mal hier oben. Da steht etwas!« »Echt? Was denn?« Lucy schob sich neben sie. An einer der metallenen Streben, die die Sanduhr einfassten, war zwischen einigen Verzierungen in einer altmodischen geschwungenen Schriftart etwas ausgestanzt. »Was wünscht ihr euch?«, entzifferte sie laut.“ (S. 36)

Die zwölfjährige Lucy muss mit ihrem Vater ihre Schule in der Stadt verlassen und zu Oma aufs Land ziehen, weil diese nach einer Operation Papas Hilfe braucht. Mama hat währenddessen als Raumfahrtwissenschaftlerin die Möglichkeit genutzt, ein Jahr bei der NASA in Kalifornien zu forschen. Mit ihren Mitschülern versteht sich Lucy nicht besonders und als es in der Schulkantine zu einem Streit mit ihren Mitschülern Bennet, Franzine und Tom kommt, wird sie mit diesen zum Nachsitzen verdonnert.

Melanie Laibl, In mir spielt Musik

andreas.markt-huter - 23.08.2024

melanie laibl, in mir spielt musik„Es ist in der Früh, / rund um mich ganz still. / Doch drin in mir spielt / Musik, wenn ich will. // Meine zwei Füße / unter der Decke / warten nur darauf, / dass ich sie wecke. // Trapp-trapp, die Sohlen, / klapp-klapp, die Zehen. / Pst … sachte trommeln / … Fliegenbeingehen …“

Ein junges Mädchen mit feurigem rotem Haar erwacht in der Früh und erlebt die verschiedenen Rhythmen und Geräusche, die den ganzen Körper langsam aber stetig immer in den Rhythmus der Musik eintauchen lassen.