Aktuelle Buchtipps

 

Joke van Leeuwen, Ich bin hier!

andreas.markt-huter - 08.10.2024

joke van leeuwen, ich bin hier!„Wolem war ein Städtchen mit schmalen Straßen. Die Menschen von Wolem sahen über ihrem Kopf nicht mehr als einen kleinen Streifen vom riesigen Himmel. Ein Gebäude dort ragte hoch über alle Häuser hinaus. Es war ein Gebäude mit dreißig Stockwerken. Niemand fand es schön, aber alle sagten, dass Wolem mit diesem Gebäude auf der Höhe der Zeit sei. Jona verstand nicht ganz, was das bedeutete. Dann musste die Zeit ja wohl hoch sein, dachte sie. (S. 9)

Jonas Mutter ist nach einer schweren Krankheit gestorben. Kurz zuvor hat sie Jonas Vater gebeten, sich um ihr Kind zu kümmern und wichtiger zu nehmen als seine Arbeit. Seit dieser Zeit besucht Jona ihren Vater nach der Schule immer in seinem Büro im zwanzigsten Stock eines riesigen Hochhauses.

Bernhard Setzwein, Kafkas Reise durch die bucklige Welt

h.schoenauer - 07.10.2024

bernhard setzwein, kafkas reise durch die bucklige weltAufregende Vorstellung: Franz Kafka hat 1924 seinen Tod nur vorgetäuscht, ist untergetaucht, hat die Nazis überlebt und erscheint nach 1945 in Meran, wo er im Apollo-Kino Karten abreißt. Als Qualifikation für diese Tätigkeit dient ihm die eigene Erzählung vom Türhüter, welcher bekanntlich streng darauf achtet, dass niemand Falscher das Gebäude betritt.

Bernhard Setzwein schöpft mit seinem Roman „Kafkas Reise durch die bucklige Welt“ in vollen Zügen aus dem Mythos „Kafkaniens“. In diesem Reich halten sich das Groteske, Bürokratische und Entgleiste die Waage. Südtirol ist als wundersamer Fixpunkt verankert: Seit 1920 Franz Kafka eine schwere Depression in Meran zu lindern versucht, wird in der Literaturszenerie diese Kurstadt zum Inbegriff für schwermütige Heilungsversuche.

Katja Brandis, Der Fuchs von Aramir

andreas.markt-huter - 05.10.2024

katja brandis, der fuchs von aramir„»Was passiert, wenn ich das nicht schaffe?« »Im Hafen liegt gerade eine Galeere aus Aelius, sie muss nach einem Gefecht repariert werden«, sagte Fürst Jolon gut gelaunt. »Ich habe gehört, dass der Kapitän gerade Ruderer anheuert … oder kauft. Einen kräftigen Burschen wie Euch können die bestimmt gebrauchen.« Üblicherweise erkenne ich einen Witz, wenn ich ihn höre. Das hier war keiner. Eigentlich war Sklaverei in unserem Stadtstaat und in den meisten umliegenden Ländern längst abgeschafft.“ (S. 14)

Devan KeNorall arbeitet als Fuchs und steht im Ruf, scheinbar aussichtslose Aufträge erfüllen zu können. Nach dem Scheitern einer misslungenen Waffenbergung vom Meeresgrund verlangt sein Auftraggeber Jolon SiMano den Wert der Ladung bis zum nächsten Tag zu begleichen. Sollte ihm dies nicht gelingen, droht das mächtige Mitglied des Herrscherclans der Stadt Aramir Devan als Sklave auf eine Galeere zu verkaufen.

Mike Markart / Martin G. Wanko, Triest

h.schoenauer - 04.10.2024

mike markart / martin g. wanko, triestDie großen Porträts über Städte berichten nicht von den Umtrieben der Helden darin, sondern von den Anreisen, Annäherungen und Fluchten in deren Hinterland. Mike Markart und Martin G. Wanko erzählen von der magischen Stadt „Triest“ aus einer steirischen Hinterlandperspektive heraus. Die konnotierten Träume zum schroffen „Triest“ bestehen aus Meer, Stadt, Nacht und Wind.

Mike Makart nähert sich Triest in fünf Erzählungen. Dabei ist die Stadt unverwechselbar erkennbar, aber die vorgeschalteten Erlebnisfilter machen den schwärmenden, vazierenden und flanierenden Ich-Helden zum Hauptthema.

Rebecca Gugger / Simon Röthlisberger, Der Wortschatz

andreas.markt-huter - 03.10.2024

rebecca gugger. der wortschatz„An einem milden Herbstmorgen war Oscar beim täglichen Löcherbuddeln. Da entdeckte er eine prächtige Holztruhe. Fabelhaft! Was könnte wohl in der alten Truhe verborgen sein? Zwei Tage später. Im Nu hatte Oscar die Truhe geöffnet. Ganz anders als erwartet lagen da bloß Wörter herum. Allerhand Wörter. Ein beachtliches Durcheinander.“

Oscar findet eine große Truhe vollgefüllt mit Wörtern. Ein wenig enttäuscht, weiß er nicht wirklich etwas damit anzufangen. Er holt das Wort „QUIETSCHGELB“ heraus und quetscht und zieht und dehnt es und wirft es dann gelangweilt fort. Aber bald schon stellt sich heraus, dass in den Wörtern mehr steckt, als er zunächst geahnt hat.

Christopher Clark, Frühling der Revolution

andreas.markt-huter - 02.10.2024

christopher clark, frühling der revolution„In ihrer Intensität und geographischen Reichweite waren die Revolutionen von 1848 einzigartig – zumindest in der europäischen Geschichte. Weder die Französische Revolution von 1789 noch die Revolution von 1830, weder die Pariser Kommune von 1871 noch die russischen Revolutionen von 1905 und 1917 lösten eine vergleichbare transkontinentale Lawine aus.“ (S. 9)

Der Historiker Christopher Clark setzt sich in seinem fulminanten umfangreichen Werk mit Vorgeschichte, Verlauf und den Auswirkungen der Revolution von 1848 auseinander, die trotz scheinbarer Erfolglosigkeit die Grundlagen für die sozialen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen im späten 19. und 20. Jahrhundert gelegt hat.

Sabrina J. Kirschner, Die unlangweiligste Schule der Welt - Der Zauber-Kaugummi

andreas.markt-huter - 01.10.2024

sabrina j. kirschner, der zauberkaugummi„Ding, dang, dong! Es klingelt zur Pause. Maxe wacht auf. Er hat geschlummert wie ein Murmeltier. Andere Kinder schlafen noch. Ein Junge schnarcht laut. »Ab in die Pause«, sagt Frau Penne. Sie ist die Lehrerin. Maxe und Friede laufen auf den Schulhof. »Nicht rennen!«, ruft die Lehrerin.“ (S. 10-11)

Max und Frieda besuchen die langweiligste Schule der Welt. Schuld daran ist Schulleiter Schnittlich, der 777 Schulregeln eingeführt führt, in denen Süßigkeiten und selbst Lachen verboten werden. Nur gut, dass Inspektor Rumpus von der Behörde für Langeweile-Bekämpfung dagegen vorgeht.

Ilse Kilic, Das Schlaue vom Himmel

h.schoenauer - 30.09.2024

ilse kilic, das schlaue vom himmelVielleicht ist Literatur eine flüchtige Art von Materie, die sich manchmal um eine Lebensweisheit versammelt, die nach deren Verzehr wieder verschwindet.

Ilse Kilic ist mit ihrer blau-hörig machenden Fügung vom „Schalauen vom Himmel“ mit einer Versuchsunordnung unterwegs. Ihre Bücher sind eine Art Vorlesung für nicht planbare Überlegungen, die an einer Weiche aus einem Hauptstrang entspringen oder wie streunende Texte durch die Regale ziehen. „Weiche“ und „streunende Texte“ werden ermunternd im programmatischen Vorspann erklärt, der stracks in die Versuchsunordnung hineinführt.

Sam Kennedy u.a., Bauwerke der Menschheit

andreas.markt-huter - 28.09.2024

bauwerke der menschheit„Im Laufe der Geschichte haben Menschen auf der ganzen Welt viele außergewöhnliche Bauwerke errichtet. Dieses Buch erzählt die Geschichte von 18 dieser architektonischen Wunder auf fünf Kontinenten. Die Karte auf dieser Seite zeigt Bauwerke, die oft als die „Sieben Weltwunder“ bezeichnet werden.“ (S. 6)

Das Kindersachbuch „Bauwerke der Menschheit“ lädt seine jungen Leserinnen und Leser ein auf eine Reise durch eine Welt ausgewählter archetektonischer Glanzleistungen von der Antike bis in die Neuzeit, von Europa bis nach Asien, Afrika, Nord- und Südamerika.

Axel Karner, popanz

h.schoenauer - 27.09.2024

axel karner, popanzGedichtbände springen einen oft aus dem vollen Regal heraus an, wenn sie von der semantischen Schnellkraft eines einzigen Wortes getrieben jäh ihre Dynamik entfalten.

Axel Karner hält seinen Gedichtband unter dem Begriff „popanz“ vorerst in Zaum, ehe er dem Streusel-Spiel Mikado ähnlich seine Gedichte unvermittelt auswirft. Unter Popanz ist im sprachlichen Umgangsgebrauch ein aufgeblasener Typ gemeint, ein Schreckgespenst, die Kunst der Überschätzung oder die aufgeplusterte Meinung schlechthin. Der Popanz kann überall und jederzeit auftreten, im Alltag vor allem als Buhmann, Fake oder Drohkulisse.