Aktuelle Buchtipps

 

Leena Parkkinen, Nach dir, Max

h.schoenauer - 26.11.2012

Immer wieder werden in der Literatur zeitgeschichtliche Epochen aus der Sicht eines Außenseiters erzählt, man denke nur an die berüchtigte Blechtrommel, wo im wahrsten Sinne des Wortes laut von unten erzählt wird.

Leene Parkkinen erzählt eine Zirkusgeschichte aus den goldenen Zwanziger Jahren, aber die Erzählfigur nimmt alles doppelt war. Es handelt sich um den Ich-Erzähler Isaak, der mit seinem Bruder Max an der Hüfte zusammengewachsen ist.

Ursel Scheffler, Alle nannten ihn Tomate

andreas.markt-huter - 23.11.2012

„Seht doch den Mann! Wie der uns beobachtet! Und wie der aussieht mit seiner Tomatennase! Jetzt zieht er den Schal vor das Gesicht, wahrscheinlich, damit ihn niemand erkennt! Bestimmt ist er ein Räuber!“

Ursel Scheffler thematisiert in ihrem Kinderbuch „Alle nannten ihn Tomate“ was es heißt ein Außenseiter zu sein, dem die Menschen mit Vorurteilen und Verdächtigungen gegenübertreten.

Martin Kolozs, Immer November

h.schoenauer - 23.11.2012

Ein verstörter Held, der seine Verstörung durch einen wahnwitzigen Amerika-Trip bekämpfen will, wird in den Klassikern Kafkas, Handkes und Gerhard Roths jeweils noch verstörter, um entweder hinter Oklahoma für immer zu verschwinden oder in der eigenen Mythologie zu Grunde zu gehen.

Martin Kolozs schickt seinen kaputten Helden Hans Salten durchaus mit dem Gefühl literarischer November-Figuren nach Amerika. Salten hat zu Hause in der Alpen-Provinz ein ziemlich bodenloses Gefühl mit sich selbst und vertraut sich daher einem literarischen Psycho-Therapeuten an. Dieser entdeckt bald einmal, dass er es mit einer Art Literaturwahn zu tun hat, welcher seinen Patient tagein tagaus, mit und ohne Buch verfolgt.

Linda Chapman / Lee Weatherly, Die Nebelkönigin

andreas.markt-huter - 21.11.2012

„Sophie überkam langsam das Gefühl als stecke sie mitten in einem Horrorfilm. Es war ja fast so, als wären sie allesamt verhext.“ (59)

Sophie Smith wurde als Nachfolgerin ihres Großvaters Wächterin der Pforte, ein Portal, das die Schattenwelt von der Menschenwelt trennt und verhindert, dass die Schattenwesen Unheil bei den Menschen verrichten können.

Roman Maria Koidl, Blender

h.schoenauer - 21.11.2012

Ein Untertitel, der straff ins Unterbewusstsein fährt und dort Zustimmung auslöst, zwingt einen geradezu, auch den Obertitel und das ganze Buch dazu zu lesen. Denn wer kommt nicht in euphorische Zustimmung, wenn behauptet wird, dass immer die Falschen Karriere machen?

Roman Maria Koidl nennt diese Typen, die in allen Gesellschaftsschichten den Ton angeben, Blender. Und die potentiellen Leser sind also offensichtlich das Gegenteil, nämlich aufgeklärte, nicht verblendete Erscheinungspuristen.

Friederun Reichenstetter, Der kleine Fuchs und seine Freunde

andreas.markt-huter - 19.11.2012

„Vor dem Fuchsbau tollen die kleinen Füchse umher. Draußen gefällt es ihnen jetzt viel besser. Was gibt es da nicht alles zu sehen, zu beschnuppern und zu zerbeißen. Wozu hat man schließlich Zähne“ (10)

Im ersten Abschnitte erleben wir anhand der Geschichte eines kleinen Fuchses mit einer dunklen Schwanzspitze die Lebensgeschichte eines Fuchses hautnah mit.

Elisabeth R. Hager, Kometen

h.schoenauer - 19.11.2012

Das Leben gleicht in seiner physikalischen Unermesslichkeit tatsächlich einem Kometen, der einer geheimen Flugbahn folgend jäh am Firmament aufleuchtet und als helles Gas-Gebilde verschwindet.

Elisabeth R. Hager nimmt dieses kometenhafte Aufblitzen und Verschwinden zum Anlass, um ihre Heldin zum Leuchten zu bringen, ehe sie verglüht. Klara Bergerer, die rundherum Bubi genannt wird, erwischt in Berlin eine Droge, die sie aus den Socken wirft. Ein gewisser Hans hat ihr das Zeug eingeflößt und Bubi erfährt daraufhin einen Filmriss, in der Literatur wunderschön dargestellt mit jeweils ein paar leeren Seiten.

Rüdiger Bertram, Die magischen Vier, retten die Welt mit einer Taschenlampe …

andreas.markt-huter - 16.11.2012

„Kannst du mir sagen, wo ich bin?“ „Du bist wirklich komisch“, krächzte der Rabe und betrachtete zufrieden seine Federn. Sie glänzten weiß wie frische Milch. „Wo sollst du schon sein? In Nirvanien natürlich!“ (25f)

Als Leo eines Nachts aufwacht, um aufs Klo zu gehen, bemerkt er, dass sein Meerschweinchen verschwunden ist. Als er auf der Straße mit seiner Taschenlampe nach dem kleinen Haustier sucht, hört er plötzlich Stimmen wie aus dem Nichts und aus einer Litfaßsäule treten plötzlich ein runder Mann in einem langen Mantel, mit langem Bart, einem Spitzhut und einer Sonnenbrille sowie ein Mädchen mit orangefarbenen Haar und langem Kleid.

Harald Gordon, Die Memoiren des Fredi P.

h.schoenauer - 16.11.2012

Wenn man das Leben ernsthaft genug betreibt, hat man auf jeden Fall genug Stoff für seine Memoiren.

Harald Gordon lässt seinen dreizehnjährigen Fredi mit kühner Miene aufmarschieren, ähnlich dem Oskar in der Blechtrommel ist er irgendwie fertig auf die Welt gekommen und hat auch schon als Schüler einen ziemlichen Überblick über die Welt.

Jenny Downham, Ich gegen dich

andreas.markt-huter - 14.11.2012

„Sie hat gesagt, ich soll in meinem Scheiß-Bikini auf eine Party gehen können, wenn ich will. Ich soll tanzen, trinken und spät nach Hause kommen können. Ich soll sogar Tom Parker bis zur Bewusstlosigkeit abknutschen dürfen, alles das heißt noch lange nicht, dass er mit mir machen darf, was er gemacht hat.“ (292)

Die fünfzehnjährige Karyn McKenzie ist auf einer Party von Tom Parker vergewaltigt worden. Während Karyn in tristen sozialen Verhältnisse, gemeinsam mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter, ihrem älteren Bruder Mickey und ihrer kleinen Schwester Holly in einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus lebt, ist Tom Parker ein Sohn aus reichem Haus, dessen Eltern die besten Anwälte engagieren, um ihn vor einer Anklage wegen Vergewaltigung zu schützen.