Arne Rautenberg, Der Sperrmüllkönig
In einem trivialen Wohnhaus in unauffälliger Gegend spielen sich oft die philosophischsten Episoden ab. Wie in der Vorabendserie Lindenstraße wohnen x-beliebige Leute miteinander und untereinander, jeder hat einen liebenswerten Vogel im Hirn, der ihm verlässlich hilft den Alltag zu bewältigen.
In Arne Rautenbergs Roman vom "Sperrmüllkönig" zieht ein Dichter mit seiner Freundin in das Wohnhaus ein und ertastet sich allmählich die Umgebung.
Manchmal läuft die Zeitgeschichte so verrückt ab, dass man sie sich selbst als Zeitgenosse nicht glaubt.
In einer Bücherwelt voller trostspendender Allerweltsbroschüren ist ein Buch geradezu sensationell, das von vorne herein davon ausgeht, dass etwas oder jemand nicht bei Trost ist.
Es gibt einen Fluch im touristisch erschlossenen Alpengebiet: "Tote Saison!" Die Touristikwirtschaft hasst diese Zeit, die Politik fürchtet sie und die Bewohner erschrecken vor ihr, denn die tote Saison hält allen den Spiegel vor: Diese Alpengegenden sind toter als jede Hose!
Im Volksmund gibt es das gnadenlos genaue Wort vom ?Hirnwixen, wenn ein etwas unrunder Zustand zwischen Körper und Geist dargestellt werden soll.
Manchmal entsteht sogar in der Arbeitswelt der Hauch von Verzückung und Geheimnis. Zumindest für den Leser gibt es nichts Schöneres, als durch das längst ausgestorbene Buchstabenreich einer alten Druckerei zu wandern.
In einer mittelmäßigen Kleinstadt muss ein Schriftsteller immer damit rechnen, dass er argwöhnisch beäugt wird, wenn er etwas schreibt. Andererseits hinterlassen die Menschen einer solchen Stadt auch immer Wünsche, was der Autor als nächstes schreiben soll.
Der gebildete Leser denkt beim großen Durst natürlich an den Wissensdurst, zumal es sich bei Dominik Bernet's Roman im vagen Sinn um einen Bildungsroman handelt. Aber in diesem konkreten Durst ist alles anders, denn es ist ein Bildungsroman der besonderen Art.
Manchmal kann der Stoff für eine idyllische Kleinfamilie zu einem epochalen biographischen Desaster führen.