Cornelia Hermanns, Des Kaisers tönerne Krieger

„Die Terrakotta-Armee ist heute weltberühmt. Der Kaiser aber, der sie erbauen ließ, ist immer noch fast unbekannt. Wer war der Erste Kaiser von China?“

1974 entdecken Bauern beim Graben eines Brunnens zufällig eine Armee aus Ton, mehr als 7.000 Soldaten, 600 Pferde und 100 Streitwagen, die den ersten Kaiser von China, Qin Shi Huangdi, in seinem Grabmal ins Jenseits begleiten sollten. Die Legenden über sein Leben klingen wie ein Märchen, die Wirklichkeit hingegen war gezeichnet von Krieg und Gewalt.

Während die Legende das Bild eines Königs zeichnet, der den Krieg beendet und einem geeinten Land den lang ersehnten Frieden bringt, wurde Ying Zheng, der Enkel des Königs von Qin und spätere Kaiser, als politische Geisel im verfeindeten Königreich Zhao geboren. Es ist die Zeit der streitenden Reiche, die als schlimmste Zeit der chinesischen Geschichte betrachtet wird, aber auch die Zeit der großen philosophischen Schriften.

Zum Verständnis für den Hintergrund der Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen chinesischen Reichen wird die Legende von Himmel und Erde und die gegensätzlichen philosophischen Ansätze von Konfuzius und der Schule des Legalismus erläutert: Erziehung, Vorbild und Bildung stehen einem System von Gesetzen und Strafen gegenüber.

Das Königreich der Qin war ein Bauernstaat, in dem vor allem aber das System des Legalismus vorherrschend war und der von den anderen Reichen als kulturell rückständig betrachtet wurde. Shang Yang, ein Vorgänger des ersten Kaisers gelang es durch Verwaltungs- und Armeereformen das Königreich Qin zum stärksten der rivalisierenden Reiche zu machen bis es Ying Zheng im Jahr 221 v. Chr. gelingt alle Königreiche zu besiegen und zum Kaiser von China zu werden.

„Die Beamten ersannen den Titel: Qin Shi Huangdi, der Erste und erhabene und göttliche Kaiser aus dem Hause Qin. Der Kaiser ergänzte: Wir sind der Erste Kaiser und unsere Nachfolger sollen Zweiter Kaiser, Dritter Kaiser und so fort für zehntausend Generationen genannt werden.“

Auch wenn das Reich letztendlich nur kurzen Bestand hatte, ist der nach dem Herrscherhaus Qin bezeichnete Name des Landes „China“ geblieben. Daneben bietet die Darstellung der Herrschaft des Kaisers zahlreiche historische Fakten und Geschichten wie den Aufstieg und Fall seiner Berater Lü Buwei und Li Si, oder die Verwaltungs-, Währungs- und Schriftreform aber auch die Hintergründe für den Bau der chinesischen Mauer.

Neben der ersten Bücherverbrennung in der Geschichte, werden auch die religiösen und mythischen Vorstellungen aufgezeigt, die dem Bau des Grabmals zugrunde liegen. Abschließend werden der Grabhügel, das Grabmal und die Grabbeigaben des ersten chinesischen Kaiser, die Terrakottafiguren im Detail vorgestellt. Ein Glossar der wichtigsten Begriffe und Personen rundet das informative Sachbuch zu einem zentralen Abschnitt der chinesischen Geschichte ab.

Unser Schulwissen zur chinesischen Geschichte hält sich oft in Grenzen. Bekannt sind die chinesische Mauer und seit seiner Entdeckung auch Grabmal mit der gewaltigen Terrakotta-Armee. Beides wurde unter dem ersten chinesischen Kaiser errichtet, auf dessen Familiennamen sich die Bezeichnung für das ganze Land zurückführt.

„Der Kaisers tönerne Krieger“ lädt ein zu einer spannenden Reise durch die Geschichte Chinas, wobei es Cornelia Hermanns mit viel Überblick und Gespür gelingt, erzählerisch eine verständliche und nachvollziehbare Verbindung zwischen religiösen und philosophischen Weltanschauungen, Mythen und Realpolitik herzustellen.

Durch seine klare und verständliche Sprache und die zahlreichen künstlerisch hochwertigen Illustrationen bietet das überaus empfehlenswerte Sachbuch für Jugendliche und Erwachsene einen hervorragenden Einblick in die Geschichte Chinas.

Cornelia Hermanns, Des Kaisers tönerne Krieger. Qin Shi Huangdi und die Suche nach dem ewigen Leben, ill. v. Gregor Körting, ab 12 Jahren
Esslingen: Drachenhaus Verlag 2013, 100 Seiten, 23,50 €, ISBN 978-3-943314-00-7

 

Weiterführende Links:
Drachenhaus Verlag: Cornelia Hermanns, Des Kaisers tönerne Krieger
Homepage: Cornelia Hermanns

 

Andreas Markt-Huter, 10-04-2014

Bibliographie

AutorIn

Cornelia Hermanns

Buchtitel

Des Kaisers tönerne Krieger. Qin Shi Huangdi und die Suche nach dem ewigen Leben

Erscheinungsort

Esslingen

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Drachenhaus Verlag

Illustration

Gregor Körting

Seitenzahl

100

Preis in EUR

23,50

ISBN

978-3-943314-00-7

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Cornelia Hermanns hat Germanistik und Geschichte mit Schwerpunkt Osteuropageschichte studiert. Nach der Geburt der beiden Töchter begann sie, als freie Autorin Artikel und Specials zu schreiben. Sie arbeitet für den Drachenhaus Verlag, der die Geschichte und Kultur Chinas einer breiten Öffentlichkeit vermitteln möchte.