Jennifer L. Holm, Der vierzehnte Goldfisch

„Ich blicke den Jungen an. »Großvater?«, platzt es aus mir heraus. »Wen hast du erwartet?«, fragt er. »Die Zahnfee?« Er wirkt wie ein dreizehnjähriger Junge, aber wenn ich ihn mir genau ansehe, kann ich in ihm meinen Großvater erahnen.“ (21 f)

Ellie Cruz ist eine elfjährige Schülerin, die in der Bay Area, nahe San Francisco lebt. Ihre Eltern habe sich getrennt, als sie noch ein Kinder war und ihre Erzieherin im Kindergarten hat versucht ihr den „Lauf des Lebens“ näherzubringen, indem sie allen Kindern einen Goldfisch geschenkt hat. Erst sieben Jahre später musste sie erkennen, dass das verstorbene Tier kein außergewöhnlich alter sondern bereits der dreizehnte Goldfisch war, den ihre Mutter immer wieder ausgetauscht hatte.

Ellie fühlt sich unwohl in der Middle School, vor allem, weil ihre beste Freundin Brianna keine Zeit mehr für sie hat, sondern ihre Liebe zu Volleyball entdeckt hat. Ihre Mutter Lissa arbeitet als Schauspiellehrerin an der hiesigen Highschool und leidet seit ihrer Scheidung noch immer unter Beziehungsproblemen und hat alle Heiratsanträge ihres neuen Freundes Ben zurückgewiesen.

Ellies Großvater ist der 76-jährige Melvin Sagarsky, ein Eigenbrötler und ganz seinen Forschungen verfallener Wissenschaftler, dem eines Tages eine unglaubliche Erfindung gelingt, die auch das Leben seiner Enkelin Ellie von Grund auf verändern wird. Als ihre Mutter eines Tages einen dreizehnjährigen Jungen mit nach Hause bringt, muss Ellie rasch feststellen, dass es sich bei diesem um ihren Großvater Melvin handelt. Es war ihm gelungen, ein Verjüngungsserum zu erfinden und an sich selbst auszuprobieren.

Während Ellies Großvater das Aussehen eines Teenagers hat, sind sein Geist, sein Geschmack, sein Verhalten und seine Umgangsformen aber die ihres Großvaters geblieben. So bevormundet der „Dreizehnjährige“ ihre Mutter Lissa weiterhin wie seine Tochter und auch mit seiner Kleidung sticht er aus dem durchschnittlichen Erscheinungsbild an Ellies Schule heraus.

Melvin besucht mit Ellie gemeinsam die hiesige Middle School, wo sie Raj kennenlernen, den Melvin zu seinem Gehilfen macht. Melvin will mit aller Kraft aus dem Kühlschrank seines ehemaligen Labors den T. melvinus, eine seltene Quallenart stehlen, um weitere Forschungen zum Verjüngungsserum anzustellen. Er träumt davon, damit den Nobelpreis zu erringen.

Melvin besitzt zwar noch seine alte Schlüsselkarte, wird beim Eindringen in das Labor jedoch vom Wachmann erwischt und aus dem Labor geworfen. Danach versucht er mit Ellie und später mit Raj doch noch seine Qualle zu kommen. Währenddessen lernt Ellie ihren Großvater immer besser kennen und beginnt sich immer mehr für Wissenschaft und Forschung zu interessieren, ohne dabei die wahren Werte des Lebens zu vergessen.

Jennifer Holms Geschichte überzeugt durch ihre liebenswürdigen und eigenwilligen Charaktere, die alle, ganz unabhängig von ihrem Alter, mit ihren persönlichen Problemen durch Leben ziehen. So bleibt für den 76-jährigen Großvater im Körper eines Dreizehnjährigen seine Tochter immer noch ein Kind, was in dieser skurrilen Situation, einen besonders offenbarenden Witz erhält. Aber auch sein ungebremster Drang, als Wissenschaftler berühmt zu werden, ohne die Folgen seiner Wissenschaft zu berücksichtigen, dreht die Verhältnisse auf den Kopf, wenn die elfjährige Ellie, nach ihrer Beschäftigung mit dem Physiker Robert Oppenheimer, sich der Gefahren der Folgewirkungen von Wissenschaft bewusst wird.

Aber auch Nebenfiguren, wie Ellies Freundin Brianna, wird viel Aufmerksamkeit  geschenkt. Sie erscheint überaus lebendig und real, wenn sie zwar für Volleyball schwärmt, aber darunter leidet, dass der Sport sämtliche Freizeit zu rauben scheint. Den wunderschönen Kinder- und Jugendroman durchweht ein stetiger Hauch von J. D. Sallingers Jugendroman „Der Fänger im Roggen“, dem auch im Buch eine wichtige Rolle zukommt.

„Der vierzehnte Goldfisch“ ist eine überaus empfehlenswerte Geschichte von den Veränderungen des Lebens und dem Erwachsenwerden, die nicht nur jugendliche Leserinnen und Leser sondern auch Erwachsene begeistern wird.

Jennifer L. Holm, Der vierzehnte Goldfisch. Glaub an das (Un)mögliche, übers. v. Beate Brammertz [Orig. Titel: The Fourteenth Goldfish], ab 11 Jahren
München: Heyne fliegt Verlag 2015, 176 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-453-27022-0

 

Weiterführende Links:
Heyne fliegt Verlag: Jennifer L. Holm, Der vierzehnte Goldfisch
Wikipedia: Jennifer Holm (engl.)

 

Andreas Markt-Huter, 16-03-2016

Bibliographie

AutorIn

Jennifer L. Holm

Buchtitel

Der vierzehnte Goldfisch. Glaub an das (Un)mögliche

Originaltitel

The Fourteenth Goldfish

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Heyne fliegt Verlag

Übersetzung

Beate Brammertz

Seitenzahl

176

Preis in EUR

13,40

ISBN

978-3-453-27022-0

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Nach dem Studium und Jobs beim Fernsehen erkannte Jennifer Holm bald, dass das Schreiben ihre wahre Berufung ist. Sie hat schon zahlreiche sehr beliebte Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.