„Die meisten Hexengeschichten beginnen mit einem Blick in eine magische Kugel, mit dem Ritt auf einem Zauberbesen oder mit einem bösen Fluch. Manche dieser Geschichten nehmen auch durch das Quaken eines verwunschenen Prinzen, das schrille Kichern einer buckligen Althexe oder das Schnurren einer nachtfarbenen Katze ihren Lauf. Diese Geschichte jedoch beginnt mit einem mächtig müden Paketboten – auch wenn ein schwarzer Kater in ihre durchaus eine Rolle spielen wird. (S. 7)
Die elfjährige Felina Fingerhut träumt davon eine Hexe zu sein und übt bereits auf dem Trampolin im Garten mit dem Besen das Fliegen. Felinas Mutter ist darüber alles andere als begeistert, befürchtet sie doch, dass sich Felina mit einem Besen auf dem Trampolin verletzen könne. Auch Felinas vermeintlicher Frühstücks-Zaubertrank aus Erdbeereis, zerdrückten Bananen, Milch, Vanillesirup, Schlagobers und Zuckerperlen sind nicht eben nach dem Geschmack der Mutter.
Felina würde alles lieber tun als in den Sommerferien in ihrem Ferienjob Prospekte auszutragen. Auf ihrem Weg zu den einzelnen Postfächern begegnet ihr eine schwarze Katze und das ausgerechnet an einem Freitag, den 13. Sie ist sofort Feuer und Flamme und überzeugt, dass es sich um ein Zeichen für ein bevorstehendes Abenteuer handeln muss.
Als sie am Garten der Zauberers Ignaz Stecknadel in der Wurzelgasse 66 vorbeischlendert, bemerkt Felina einen Frosch, der unglaubliche Wassersprungkunststücke in einem Teich vollführt, die von Kröten benotet werden. Gleichzeitig taucht die schwarze Katze wieder auf und aus der Tür der Villa tritt eine Frau in dunkler, altmodischer Kleidung, die Felina sofort für eine Hexe hält und schleunigst auf ihrem Fahrrad die Flucht ergreift.
Sie ahnt nicht, dass es sich bei der Frau um die Hexe Wolke Donnerwetter handelt, die dem Zauberer das oberste Stockwerk abgekauft und renoviert hat. Der Tag nimmt für Felina schließlich eine ganz unerwartete und unheilvolle Wendung, als sie ein Paket für Frau Donnerwolke, das vom Postboten versehentlich bei ihrem Haus in der Wurzelgasse 99 statt 66 abgegeben worden ist, heimlich öffnet.
Zu ihrer Überraschung ist das Paket leer, nur ein schwarzer Kreis auf dem Schachtelboden ist zu sehen. Verärgert wirft sie das abgezogenen Klebeband in den Karton, das wie mit Zauberhand verschwindet. Als sie mit der Hand im Paket nach dem Klebeband sucht, taucht ihre Hand wie in ein dunkles Loch ein.
„Ein Schwarzes Loch in einem Karton! Und niemand wusste, dass es hier war.“ (S. 40)
Felina beginnt in den folgenden Tagen das Schwarze Loch mit allen Gegenständen zu füttern, die sie nicht mehr brauchen konnte. Als plötzlich auch noch ihre Eltern vom Schwarzen Loch verschluckt werden, steht Felina vor einer gewaltigen Katastrophe. Zunächst sucht sie Hilfe beim Zauberer Stecknadel, der ihre aber auch nicht helfen kann. Erst als Hexe Donnerwetter erfährt, dass Felina ihr Paket für sich behalten hat, scheint Rettung nahe.
Katja Hemkentokrax magische Hexengeschichte sprüht vor Fantasie und Lust am Erzählen. Die spannende Story begeistert durch überraschende Wendungen sowie die zahlreichen außergewöhnlichen und liebenswerten Protagonisten, wie den Zauberer Stecknadel, der sich der Mathematik verschrieben hat, die Hexe Donnerwetter mit ihren außergewöhnlichen Zaubersprüchen und schließlich die mutige Felina, die unbedingt eine Hexe sein will.
„Felina Fingerhut und das verhexte Schwarze Loch“ ist ein ganz außergewöhnliches Lesevergnügen, das seine junge Leserinnen und Leser von Beginn an zu fesseln vermag. Neben seiner einfach verständlichen Sprache überzeugen auch die ausdrucksstarken Illustrationen, die dem Kinderbuch einen bezaubernden Charakter verleihen.
Katja Hemkentokrax, Felina Fingerhut und das verhexte Schwarze Loch. Aus d. Reihe: Felina Fingerhut Bd. 1, Ill.v. Phine Wolff, ab 9 Jahren
Köln: Baumhaus Verlag 2024, 303 Seiten, 16,10 €, ISBN 978-3-8339-0922-1
Weiterführender Link:
Baumhaus Verlag: Katja Hemkentokrax, Felina Fingerhut und das verhexte Schwarze Loch
Andreas Markt-Huter, 24-10-2024