„Juva zog am Hebel und hörte, wie die Armbrust mit beruhigendem Klicken aufklappte. Sie drückte den Kolben an die Brust, bereit zu reagieren. Lauschte. Das Totenhorn ließ seine düstere Warnung über Náklav erschallen, und direkt hinter ihr kamen Männer wieder zu Atem, aber ansonsten war es beunruhigend still auf der Straße. Kein Weinen, keine entsetzten Schaulustigen, keine Rufe aus den Fenstern.“ (S. 7)
Nachdem es Juva Sannseyr gelungen ist, die Geheimnisse der Vardari aufzudecken und ihre Macht zu brechen, muss sie feststellen, dass die auf der Insel Naklav grassierende Wolfskrankheit trotzdem nicht verschwunden ist, sondern im Gegenteil noch zuzunehmen scheint. Sie ahnt nicht, dass die Vardari einen Plan verfolgen, um ihre Unsterblichkeit weiterhin sichern zu können.
Juva ist es gelungen herauszufinden, dass die Blutperlen, welche die Wolfsseuche übertragen, nichts mit den Wölfen zu tun hat, sondern das Blut von Ewigwährenden enthalten. Sie konnte aber auch aufzeigen, dass die Steine im Naklaring auch mit dem Blut von Wolfskranken funktionierten, woraufhin die Jagd auf Wölfe eingeschränkt worden ist. Der Stadtrat ist mit den Ergebnissen dennoch unzufrieden, weil die Zahl der Wolfskranken erstaunlicher Weise dennoch nicht abgenommen hat.
Juva ahnt nicht, dass Nafraim, das einstige Oberhaupt der Vardari, von Eydala in einem tiefen Kerker gefangen gehalten und verhört wird. Sie will mit aller Macht wissen, wo sie Grif, den Teufel finden kann, dessen Blut ihr Unsterblichkeit verleihen soll. Juva hat zum Schein eine Geschichte mit einem Brief erfunden, aus dem hervorgeht, wo Grif gefunden werden kann.
Juva fühlt sich immer noch von Grif verraten, dem sie in seinem Kerker immer nähergekommen war. Die Vardari hatten aus Grifs Blut die Blutperlen hergestellt, die ihnen ewiges Leben gewährten und bei den Menschen die Wolfskrankheit hervorgerufen hat. Obwohl Juva den Teufel befreit hat, wurde sie von ihm als menschliches Schutzschild benutzt, um entkommen zu können.
Eydala plant nun mit Hilfe eines neuen Verbündeten, ein Priester namens Silberkehle, der die Menschen von Naklav in seinen Bann zu ziehen vermag, Juva das Geheimnis um Grif entreißen zu können.
Von der Ewigwährenden Ferkja erfährt Juva zu ihrem Entsetzen, dass sich die Ewigwährenden nun vom Blut der Wolfskranken ernähren würden, was erklärt, weshalb deren Zahl nicht zurückgegangen sind. Ferkja offenbart ihr aber noch eine weitere entsetzliche Nachricht, dass Juva selbst den Geruch der Wolfkrankheit verbreite.
Auch im zweiten Teil der Vardari Trilogie dreht sich alles um die Motive Macht, Verrat, Identität und dem Kampf zwischen Gut und Böse. wie Schicksal, Macht, Loyalität und den Kampf gegen das Unvermeidbare in die Handlung ein. Siri Pettersen verbindet in ihrem komplexen und spannungsgeladenen Roman nordische Mythologie mit düsteren Fantasy-Elementen und bietet eine vielschichtige Handlung mit starken Charakteren und spannenden Wendungen.
Ein überaus lesenswerter Fantasyroman, dessen dramatische Handlung und außergewöhnlichen Charaktere die Leserinnen und Leser zu fesseln vermögen und mit Spannung das Finale erwarten lassen.
Siri Pettersen, Silberkehle. Aus d. Reihe: Vardari Bd. 2, übers. v. Dagmar Mißfeldt /Dagmar Lendt [Orig. Titel: Sølvstrupen], ab 14 Jahren
Zürich: Arctis Verlag 2024, 464 Seiten, 22,70 €, ISBN 978-3-03880-050-7
Weiterführende Links:
Arctis Verlag: Siri Pettersen, Silberkehle
Wikipedia: Siri Pettersen
Andreas Markt-Huter, 14-10-2024