Wieland Freund, Träum niemals von der Wilden Jagd!

„»Jetzt ist’s passiert!«, flüsterte Wendel. Er hielt sich noch immer die Augen zu. Nur nahm er nun beide Hände zu Hilfe. »Jetzt ist der Schaden angerichtet. Oha!« Janis hatte die Geisterstimme gehört. Er starrte auf die mittlere Eibe. Er versuchte einen Blick mit Motte zu tauschen. Aber Motte hatte keine Augen für ihn. Sie saß da, wie versteinert, nur ihre Lippen bewegten sich. »Das - kann - nicht – sein. Das ist völlig un…«“ (57)

Jannis, der junge Elfe, hat sich wieder einmal nicht wie andere Schüler um die Schulweisheiten und Merkverse der Elfenschule geschert und darauf verzichtet, sich einen Wintervorrat anzulegen. Stattdessen hat er es sich einfach in seinem Kobel gemütlich gemacht und sich zur Winterruhe gelegt. Als er plötzlich vom Hunger gepackt aufwacht, ahnt er nicht, dass er sich bald in einem Abenteuer wiederfindet, in dem ein längst besiegt geglaubter Feind von neuem sein böses Unwesen treiben wird.

Mitten im Winter vom Hunger geweckt, versucht Janis bei seiner Freundin Motte etwas zum Essen zu erbetteln, wobei er von seinem treuen Freund und Beschützer Wendel dem Schratt begleitet wird. Als die beiden den Mottes Kobel erreichen, ist zu beider Überraschung niemand da. Bald schon entdecken sie die junge Elfin, die dem berühmten Verfasser der Elfenweisheiten Amsel Salamander dabei hilft, die auf Blätter niedergeschriebenen Weisheiten zu sammeln. Dabei kommt Amsel Salamander zum Schluss, das Buch für die Ewigkeit zu schreiben, wo nur das Wesentliche auf Stein festgehalten werden soll.

Die Raunächte sind die ideale Zeit, um den weisen Hyazinth im alten Geisterhain anzurufen, der Amsel Salamander die Weisheiten in die Feder diktieren soll. Janis, Motte und Wendel begleiten Amsel zur Geisteranrufung, bei der nun aber einiges schief läuft. Statt des weisen Hyazinths meldet sich nämlich der Geist von Horn Pappel, dem schlechtesten Sommerschüler, mit den schlechtesten Versen aller Zeiten. Horn Pappel lässt einen Elfentritsch, einen großen Vogel, aus dem Gebüsch stürmen, der Amsel Salamander und Jannis mit sich reist. Motte und Wendel der Schratt bleiben entsetzt und überrumpelt zurück.

Während die beiden sich auf die Suche nach Amsel und Janis machen und dabei auf die Geister des Waldes treffen, müssen Amsel und Janis erkennen, dass sie von Horst Pappel mit Absicht zum Wurzelpalast der Moosleute entführt worden sind. Auf dem Volk der friedlichen Moosleute liegt ein böser Zauber, der sie nach Sonnenaufgang in willenlose Wesen verwandelt, die tagaus tagein an einer riesigen Steinburg bauen müssen. Beim Versuch den Moosleuten zu helfen, treffen Janis und Amsel auf einen alten, verschwunden geglaubten Feind.

Auch das zweite Abenteuer der liebenswerten Helden Jannis, Motte und Wendel bietet von der ersten bis zu letzten Seite spannende Unterhaltung. Diesmal gesellen sich zu den drei kleinen Helden der ehrgeizige Amsel Salamander, der immer zu Streichen aufgelegte Geist von Horn Pappel und kleine Zauberer Krokus. Überraschende Wendungen, eine schaurige Geisterwelt und ein bösen Zauberer lassen die jungen Leserinnen und Leser bis zum Ende um die Helden zittern.

Ein überaus empfehlenswertes Abenteuerbuch, der neben zahlreichen liebevoll gestalteten Illustrationen vor allem durch seine klar strukturierte, spannende Handlung und seinen kindergerechten Humor zu überzeugen weiß. Ein gemeinsames Lesevergnügen für Jung und Alt, mit dem Potential zum Klassiker.

Wieland Freund, Träum niemals von der Wilden Jagd! Die Abenteuer von Jannis, Motte und Wendel, dem Schrat, ill. v. Joëlle Tourlonias, ab 9 Jahren
Weinheim: Beltz & Gelberg Verlag 2015, 232 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-407-82081-5

Weiterführende Links:
Beltz & Gelberg Verlag: Wieland Freund, Träum niemals von der Wilden Jagd!
Wikipedia: Wieland Freund
Wikipedia: Joëlle Tourlonias

Andreas Markt-Huter, 03-11-2016