josiah gilbert, die entdeckung der dolomitenDie Dolomiten gelten mittlerweile als über-erschlossenes Touristengebiet, das an manchen Tagen so von Menschen überwuselt ist, dass nichts mehr vom „bleichen Stein“ zu sehen ist, wie der Dolomit vor seiner Entdeckung durch Dolomieu 1789 geheißen hat. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass dieses Gebirge einmal leer und wild gewirkt hat wie heute vielleicht der Kaukasus.

„Die Entdeckung der Dolomiten“ ist ein Klassiker und Welterfolg. Der Band von Gilbert und Churchill stammt aus jener romantischen Zeit, als die Schweiz als Bergsteigerland entdeckt ist und man sich in gehobenen englischen Kreisen daranmacht, weitere wilde Gebiete zu besuchen und vor allem zu besteigen.

renate habinger_ich brauche ein buch„»Mir reichts!«, sagt Rotto laut, obwohl er ganz allein ist. »Ich möchte jetzt endlich etwas in meiner Lieblingsfarbe stricken!« Aber in welchem Muster und was soll daraus werden? Sanft streicht er über die Knäuel in Kornblumenblau und Himmelblau, in Indigo und Ultramarin. Ein bisschen wunderbar muss es werden, das weiß Rotto ganz genau.“

Rotto liebt es zu stricken, ganz besonders mit Wolle in seiner Lieblingsfarbe Blau. Er will endlich etwas anderes als ständig nur Socken stricken und macht sich auf den Weg in die Baumbücherei, um nach neuen Strickideen zu suchen.

tobias steinfeld, scheiße bauen„Heute ist der erste Tag vom Schnupperpraktikum. Blöderweise habe ich es verrafft, mich um einen Platz zu kümmern, also bekam ich einen zugewiesen. Während meine Mitschüler Kanzlei-, Praxis-, Agentur- oder Sparkassenluft schnuppern, muss ich in die Förderschule nach Röhrbach. Das ist am anderen Ende der Stadt.“

Nicht nur, dass Paul ständig unentschuldigt zu spät kommt, er auch noch faul und stolz darauf. Seine Faulheit trägt auch Schuld daran, dass er es verabsäumt hat, sich wie alle anderen Mitschüler um einen gewünschten Platz für ein Schnupperpraktikum zu bemühen und stattdessen für drei Wochen als Praktikant einer Förderschule zugewiesen worden ist.

michaela hinterleitner, räuber der meereIn den Sehnsuchtsvorstellungen vom Meer liegt im Unterbewusstsein meist noch etwas brach: Raubfische, Raubtiere, Seeräuber, Raubbau an der Natur.

Michaela Hinterleitner versammelt diese Störungen im weiten blanken Meer mit den Zustandsbeschreibungen „verbissen, vertieft, verschwommen und vernetzt“. Diese vier Zustände sind auch an Land verwendbar, diese vier Zustände sind vielleicht die Windrichtungen, in die unser Gemeinwesen täglich verblasen wird.

enne koens, ich bin vincent„Auf meiner Flucht hierher bin ich über Äste gestolpert und in Kuhlen gefallen. Meine Sachen sind durchnässt von dem Laub und den Farnblättern, die gegen mich schlugen, meine Hände sind völlig zerschrammt. Ich bin allein, und wenn ich ehrlich bin: Ich habe Angst.“ (S. 6)

Der elfjährige Vincent fühlt sich als Außenseiter, der schon seit längerer Zeit intensiv von Mitschülern seiner Klasse gemobbt wird. Auf einer viertägigen Klassenfahrt in den Wald in den belgischen Ardennen kommt es schließlich zum Eklat.

sebastian vogt, zwei brüderIn fast allen Genres sind Brüder-Paare ein ideales Experimentier-Feld, um zu untersuchen, was genetisch, soziologisch und psychologisch ablaufen muss, dass sich der eine in diese und der andere in jene Richtung entwickelt.

Gerade in der bürgerlichen Literatur zeigen Brüder immer, wie knapp das Gute und das Böse beisammen liegen. Und seit den Brüdern Heinrich und Thomas Mann haben wir es schwarz auf weiß, dass die wahre Literatur über allen politischen Gegebenheiten steht, gute Literatur ist einfach gut und sonst nichts.

erwin moser, billi die baummaus„Billi, die Wandermaus, ist immer unterwegs. Sie sucht ein neues Zuhause. »Ja, hier gefällt es mir!«, denkt Billi und setzt sich ans Ufer des Teiches. »Die Landschaft hier ist schön!«“ (S. 8)

Die jungen Leserinnen und Leser begleiten die kleine Baummaus Billi auf ihren Streifzügen durch die vier Jahreszeiten und erleben mit ihr, zahlreiche unterhaltsame Ereignisse, fröhliche Begegnungen und spannende Abenteuer.

gay talese, highnotesObwohl es im Deutschen kaum originäre Vertreter des New Journalism gibt, verlangt die Gier des Publikums ungebrochen nach guten Reportagen, die das Herz aufrütteln, weil sie immer miterzählen, wie es zu dieser Reportage gekommen ist.

Gay Telese ist der große Meister und Mitbegründer des literarischen Journalismus. Seine Texte sind oft so plastisch, dass sie geradezu nach einer Verfilmung verlangen. Das hat damit zu tun, dass er die Sachverhalte zwar abpixelt, in den Zwischentönen aber immer erklärt, dass ein Medium vor den Dingen liegt wie eine Erzählperson, mit der man in Kontakt treten muss.

jonathan metcalf technik verstehen„Energie lässt Dinge geschehen – von winzigen Stromstößen bis zu gewaltigen Explosionen. Energie wird in Joule gemessen. Leistung ist die Rate, mit der Energie von einer Form in eine andere umgewandelt wird.“ (S. 10)

Die Technik hat sich im Laufe der letzten 200 Jahre mit Riesenschritten entwickelt. Heute sind wir in allen Lebensbereichen von Technik umgeben, die wir oft gar nicht mehr wahrnehmen und noch viel weniger verstehen.

dadmar comtesse, radikale demokratietheorie„Das vorliegende Handbuch dient genau diesen beiden Zwecken: Auf der einen Seite kann es als ein Glossarium der Diskurse über radikale Demokratie gelesen werden, auf der anderen Seite glättet es aber die teils erheblichen Differenzen nicht, sondern sucht stattdessen die wesentlichen Kontroversen auszuleuchten.“ (S. 16)

Wer heute für gewöhnlich über Demokratie nachdenkt, hat für gewöhnlich die demokratischen Einrichtungen wie Parlament, Wahlen, Repräsentation u.a. Mittel der demokratischen Entscheidungsfindung im Visier. Das Sachbuch „Radikale Demokratietheorien“ hingegen stellt unterschiedliche Vorstellungen von demokratischer Teilhabe, theoretische Ansätze gesellschaftlich-demokratischen Aufbaus vor, präsentiert aber auch die Kritik wichtiger Denker an verschiedenen demokratischen Theorien und konkreten Ausformungen scheinbar demokratischer Gesellschaftsordnungen.