Trenton stewart, secret keepers„Ruben saß auf dem Boden der kleinen Felskammer unter dem Meer und wurde sich langsam der Tragweite seiner soeben gefällten Entscheidung bewusst. Er hatte zwar noch keine Ahnung, wie er an die Uhr des Schattens gelangen sollte. Aber er war absolut sicher, dass er es versuchen musste.“ (S. 7)

Der elfjährige Ruben Pedley ist durch Zufall in den Besitz einer merkwürdigen Uhr gelangt, die aus einem unbekannten Material gefertigt worden ist und nur einen Zeiger hat. Bald schon entdeckt er die unglaubliche Fähigkeit der mysteriösen Uhr: wer sie aufzieht, den Zeiger auf zwölf Uhr gestellt hat und den Schlüssel der Uhr zieht, kann sich für 15 Minuten unsichtbar machen.

stefan kutzenberger, friedingerDie Fiktion ist ja per se etwas Farbloses und Diffuses, das erst beim Lesen Konsistenz erlangt. Im Falle von schwerer Fiktion entsteht daraus ein Kosmos, der sich zu einer handfesten Figur verdichtet.

Stefan Kutzenberger hat einen raffinierten Erzählplan. Er geht scheinbar autofiktional in die Figur des Stefan Kutzenberger über, der eine schwere Schreibkrise durchmachen muss, weil er eigentlich bloß Vater in einer glücklichen Familie sein will. Stark lastet die Sendung auf ihm, ein Schriftsteller sein zu müssen, seine Frau hat Mitleid und schenkt ihm eine Auszeit, er darf in Kreta befreit von der Familie einen Schreiburlaub zelebrieren.

shaun tan, zikade„Zikade arbeitet in Hochhaus. Dateneingabe. Siebzehn Jahre. Kein Tag krank. Kein Fehler. Tack Tack Tack! Siebzehn Jahre. Nicht befördert. Personalabteilung sagt, Zikade kein Mensch. Braucht kein Geld. Tack Tack Tack!“

Zikade sitzt an einem Schreibtisch, der durch labyrinthische Trennwände von den anderen, leeren Büroplätzen abgetrennt ist. Sein karger Arbeitsplatz besteht aus einem Computer, einem Aktenschrank, einer Uhr und einem Stapel Akten.

udo kawasser, acheWas als Wort kurz wie ein Seufzer klingt, ist als Vorbild einer Studie für die Sinnesorgane und hat die Länge von 67 Kilometern.

Udo Kawasser nimmt den heimatlichen Fluss der Bregenzer Ache als Modell, um daran seine Schreibkunst, seine Ideen, seine Erinnerungen und seine Fähigkeiten zu schreiben auszuprobieren. Etwa drei Jahre lang besucht er zu allen Jahreszeiten die Ache, hält sich am Ufer auf, steigt manchmal in die Erinnerung zurück und manchmal auch ins Wasser hinein.

 claire legrand, königsfluch„Simon setzte sich mit einem Ruck auf, tränenerstickt schaute er auf seine Hände. Sie waren leer. Das Einzige, was von der Prinzessin geblieben war, war ein Fetzen der Decke, an dessen Rändern die kalte Flamme der Zeit geleckt hatte. Und plötzlich begriff er, was passiert war. Er begriff das Ausmaß seines Versagens. Aber vielleicht bestand ja noch Hoffnung.“ (S. 8)

Eine Prophezeiung besagt, dass einst die Blutkönigin die Welt von Avitas zerstören wird, während die Sonnenkönigin die Welt retten kann. Tausend Jahre voneinander entfernt, verbindet die Sonnenkönigin Rielle und die Auftragskillerin Eliana mehr als sie zunächst ahnen können.

max höfler, arbeitWas den Menschen vom Tier unterscheidet, sind seine Affinitäten für Arbeit, Freizeit und Gewalt. Arbeit und Freizeit sind oft Komplementär-Mengen, und beim Übergang von einem in den anderen Zustand knackst es und es gibt Gewalt.

Max Höfler nennt sein Handbuch über diese soziologischen Grundbegriffe eine Commedia. Mit diesem Genre stellt er eine Verbindung zu Dantes Inferno her, worin ja auch die Herrschaft der Hölle über den Menschen besungen wird. Die Arbeit-Freizeit-Gewalt-Commedia ist aus diesem Grund auch in drei Kapitel mit jeweils neun Kreisen unterteilt. „Im Inferno“ (7), „Im FegeFeier“ (75), „In Eden“ (139) suggerieren einen logischen Dreischritt, der sich aber Satz für Satz so lange in Schach hält, bis die Ereignisse eingefroren sind zu einem Standbild.

mary stewart, der verhexte besen„Selbst ihr Name war unscheinbar. Mary Smith. Nichts war deprimierender, als unscheinbar zu sein, zehn Jahre alt zu sein, an einem grauen Herbsttag einsam aus dem Fenster eines Schlafzimmers zu schauen und Mary Smith zu heißen.“ (S. 7)

Mary Eltern reißen in den Sommerferien für einen Monat nach Amerika. Während ihre älteren Geschwister ihre Ferien in Yorkshire auf einem Bauernhof verbringen durften, musste Mary sich mit einem Aufenthalt in einem stillen, alten Haus bei ihrer alten und stocktauben Tante Charlotte in Shropshire begnügen. Sie ahnt nicht, dass ihr die aufregendsten Ferien ihres Lebens bevorstehen.

nadja bee, leseprojekte„Im vorliegenden Band werden einige größere und kleinere interessante Aktionen rund ums Lesen vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei der Bereich Leseerfahrung sammeln, wobei die anderen Teilbereiche des Lesens – wie Sinnerfassendes Lesen, Lesefähigkeit und Lesefertigkeit üben sowie insbesondere auch das Präsentieren gelesener Texte – automatisch berücksichtigt werden. (S. 4)

„Unvergessliche Leseprojekte“ bietet konkrete Beispiele, wie in Volksschulklassen mit interessanten Angeboten und Ideen Leseprozesse gefördert werden können und sich eine stabile Lesekultur aufbauen lässt.

sergio bambaren, der delfin„Irgendwo im unendlich großen Meer liegt ein kleines Meer, das von Korallenfelsen umgeben ist. Dort lebt seit einiger Zeit glücklich und zufrieden ein kleiner Schwarm Delfine.“

In einer Delfinfamilie lebt neben Mama, Papa, dem großen Elia und der kleinen Fia auch noch der verträumte Daniel, der seit kurzem oft verträumt und allein in der kleinen Bucht hin und her schwimmt. Dabei versucht er einen Blick hinter die Felsen auf das große Meer zu werfen.

mario hladicz gedichteOft ist der Kosmos eines Gedichtbandes schon im Titel abgesteckt, da gibt es Natur ohne Horizont, dünne Luft in Arkadien, Asteroiden in der Moebius-Schleife. Völlig geerdet ist hingegen ein Projekt, das sich schlicht Gedichte zwischen Uhr und Bett nennt.

Mario Hladicz setzt mit seinen Gedichten unvermittelt ein, kleine Sequenzen, die einem jäh vor die Linse tanzen, sind in Wahrheit vielleicht ein Gedicht, wenn man sich die Mühe nimmt, hinzusehen. Ziemlich kühl in die Abschnitte I, II und III unterteilt erinnern die Gedichte vielleicht an die alten Eisenbahnwaggons, wo es je nach Klasse immer ungefederter zugegangen ist. Die Einteilung könnte aber auch mit innig, halböffentlich und öffentlich gedeutet werden.