Wimmelbilder erzählen Geschichten ohne Worte und laden Kinder auf eine Reise ein, auf der sie Bekanntes aber auch Neues entdecken können. Dabei ist es vor allem das spannende Wechselspiel zwischen Vertrautem und Unbekanntem das die richtige Kombination aus Lernen und Unterhaltung ausmacht.

Erst verschiedene Perspektiven vervollständigen ein Bild. In der Wimmelbilder-Geschichte von Doro Göbel und Peter Knorr dreht sich im wörtlichen Sinne alles um ein kleines Kinderkarussell, das zu den unterschiedlichsten Tageszeiten den Mittelpunkt einer unterhaltsamen Bildergeschichte bildet.

Manche Helden sind so fies, dass sie in der Literatur selbst bei größtem Bemühen um einen hellen Fleck nur in voller Kot-Bräune dargestellt werden können.

Pascal Optional geht in seinen schrägen Texten jenen Rissen nach, in denen sich Ungustln, komische Verwandte oder aufgeblasene Kleindarsteller gerne verstecken. Während an der Oberfläche alles leiwand ist, ducken sich in diesen abartigen Nischen des Kleinformat-Niveaus allerhand Kleinbeamte, die absurde Tätigkeiten auszuführen haben.

„»Willkommen, Robyn, im Zimmer 13B und der Selbsthilfegruppe für junge Erwachsene mit Zwangsstörungen. Es gibt kein Zimmer 13A«, erklärte Chuck, »was ein Zimmer 13B überflüssig macht. Und du hast mit Sicherheit auch schon festgestellt, dass es im Aufzug keinen dreizehnten Stock gibt.« (9)

Adam Spencer Ross ist beinahe 15 Jahre alt und leidet unter Zwangsstörungen. So kann er bestimmte Situationen nur lösen indem er sie zwanghaft ordnet, mit Zahlen verbindet und Türschwellen nur zu überschreiten vermag, wenn er bestimmte Rituale ausführt. Als eines Tages die 16-jährige Robyn Plummer zu seiner Selbsthilfegruppe für junge Erwachsene mit Zwangsstörungen stößt, verliebt sich Adam von der ersten Sekunde an, in das gutaussehende Mädchen.

Regionale Krimis summen in erster Linie einmal die Vorzüge der Geschichte wie eine Hymne ab, ehe sich darin kurz das regionale Böse zeigt, das selbstverständlich von den Guten in die Schranken verwiesen wird.

Lenz Koppelstätter zeigt mit seinem natur-intelligenten und auch durch Studien intellektuell auf die Höhe der Zeit gebrachten Commissario Grauner einen Typus Südtiroler, wie er weltaufgeschlossen und historisch abgeklärt durchaus Gang und Gäbe ist. Diesem Grauner, der seine Fälle mit der bodenständigen Hingabe eines Landwirtes abarbeitet, ist ein junger Inspektor aus Neapel beigestellt, der mit seiner Außensicht den lokalen Gebräuchen die entscheidenden Fragestellungen in den Weg wirft.

Im kulturell ausgedünnten Tirol der 1950er Jahre gilt die französische Kultur als Befreiung und Fenster zur Welt, die aufkeimenden heimischen Künste werden von französischen Strömungen geleitet, Grete und Josef Leitgeb etwa übersetzen den kleinen Prinzen von Saint-Exupéry ins Deutsche. Mittlerweile ist die Frankophilie ziemlich abgeebbt und es fällt geradezu auf, wenn der Tiroler Wolfgang Gösweiner einen französischen Gegenwartsroman übersetzt.

In Pierre Chazals Roman „So etwas wie Familie“ geht es um angewandtes Familienleben im Großen und im Kleinen. Als sich die drogensüchtige Hélène in den Suizid stürzt, hinterlässt sie ihren achtjährigen Sohn Marcus dem Gemüsehändler und Ich-Erzähler Pierre. Dieser versucht als sogenannter „Patenonkel“ dem Kind eine Perspektive zu geben und es vor allem besser zu machen als sein Vater, der früher von der Couch aus im Dauer-Suff seine Kindheit gesteuert hat.

„»Wer hält dich hier fest?«, fragte Ophelia. »Ich bin ein Gefangener Ihrer Majestät, der Schneekönigin«, sagte der Junge. »Ich glaube aber nicht an Schneeköniginnen.« »Glaubst du an Zauberschwerter?« »Na ja …«, sagte Ophelia. Sie wollte nicht unhöflich klingen. »Große magische Uhus? Kummervögel?« (19)

Die 11-jährige Ophelia Jane Worthington-Whittard und ihre 16-jährige Schwester Alice begleiten ihren Vater Malcom, einen international anerkannte Experten für Schwerter ins Museum, wo er eine große Weihnachtsaustellung zum Thema „Schwerter in der Weltgeschichte“ vorbereiten soll. Während ihr Vater beschäftigt ist, macht sich Ophelia auf Entdeckungsreise durch das Museum. In einem abgelegenen Raum entdeckt sie eine kleine Tür. Als sie durchs Schlüsselloch blickt, schaut ihr jemand direkt ins Auge.

Müde Schülerinnen, Lehrerinnen und Bibliothekarinnen träumen davon, dass sie etwas gelesen haben, ehe sie eingeschlafen sind, ohne dass sie etwas gelesen haben.

Bernhard Aichners Thriller-Literatur zielt darauf ab, den Menschen ein Gefühl von Lektüre zu vermitteln, ohne dass sie je eine Lektüre betreiben müssen. Nach Totenfrau heißt der neue Roman jetzt Totenhaus, aber der Titel wird ohnehin kaum genannt, man verlangt nach dem neuen Aichner oder, wenn man Aichner-Profi ist, nach dem weißen, nachdem der erste schwarz gewesen ist.

„Er kann sich an den Knall erinnern. Mein Gott, wie hat das geknallt. Wie lange ist das jetzt her? Wenn das Herz die Zeit gestoppt hat, dann hat es eine Pause eingelegt. Er hat nur keine Ahnung wie lange. Eine Minute? Einen Tag?“ (90)

In einer U-Bahn in Oslo kommt es zu einer fürchterlichen Explosion. Im U-Bahn-Waggon am Ende der U-Bahn befinden sich fünf Jugendliche, die sich flüchtig aus der Schule kennen: Sherpa, Anjo, Bruno, Albert und Ida. Alle gehen in die gleiche Klasse, haben aber bisher nur wenig gemein. Während die Fünf in der U-Bahn auf Hilfe warten, kommt es zwischen den unterschiedlichen Charakteren zu spannungsgeladenen Konflikten und Diskussionen, die ihre Sicht auf die Welt und sich selbst dramatisch verändern werden.

Was mag da Aufregendes herauskommen, wenn in Tübingen eine Novelle gedruckt wird, worin zwanzig Jahre nach der Matura sich Lieblingslehrer und Lieblingsschüler treffen und beide als Germanisten unterwegs sind?

Joachim Zelter lässt gar keinen Zweifel aufkommen, mit der Novelle will er eine zickige Begebenheit abgeklärter Menschen beschreiben, die alles schon erlebt haben und daher nichts mehr erleben wollen. „Wiedersehen“ geht von der Konstellation aus, die im Schulbetrieb immer wieder vorkommt: nach der Schule wird diese verklärt und die ehemaligen Lehr-Sonderlinge werden zu Göttern.

„»Wie komm ich von hier nach Palermo?«, frag ich. Hinterm Schalter sitzt eine Frau. Die tippt etwas in ihren Computer. Ich knibbel aufgeregt an meiner Geldrolle rum. »Die nächste Möglichkeit wäre um 14 Uhr 49 nach München, Gleis drei. Dann umsteigen in den Nachtzug nach Rom. Der ist morgen früh um 9 Uhr 25 da. Eine Stunde später Abfahrt nach Palermo.«“ (5)

Carlo ist elf Jahre alt und lebt bei seiner Mama in Bochum. Seit sich seine Eltern vor fünfeinhalb Monaten getrennt haben und sein Papa zurück nach Palermo gezogen ist, träumt Carlo davon, ihn zu besuchen. Aber immer, wenn er seine Mutter darauf anspricht, beginnt sie nur die ganzen Fehler von Papa aufzuzählen. Eines Tages als Carlos Mutter Nachtdienst hat, beschließt Carlo sich auf den Weg zu Papa nach Palermo zu machen.