Wenn eine Autorin für ihre Figuren verantwortlich ist, muss sie diese dann sozialversichern? Können Figuren einen Vertrag mit der Autorin kündigen, wenn dieser gegen die guten Sitten verstößt?

Ilse Kilic erzählt keine fertige Geschichte, die man als Leser mit dem Finger auf der Zeile nachfahren kann, sondern von Problemen mit den Figuren, dem Abhauen der Handlung aus dem Text und der Schwierigkeit, dabei selbst eine Identität zu bewahren, die sich nicht beim Umblättern auflöst.

So wie Fahnen von Zeit zu Zeit ausgerollt und wieder zusammengefaltet werden müssen, müssen auch die patriotischen Helden einer Gegend von Zeit zu Zeit aufgefrischt und „reloaded“ werden.

Martin Wanko hat im Umfeld des 170sten Geburtstags von Peter Rosegger mit Hilfe eines Projektes ein paar steirische Amtskollegen eingeladen, Peter Rosegger aufzufrischen und für die Gegenwart herunterzuladen.

In einem Innsbrucker Gymnasium quält in den 1970er Jahren ein Englischprofessor ganze Jahrgänge an Schülern und löst dadurch ungewollt so manche Karriere aus.

Sinn seines Unterrichtsstils ist es offensichtlich, die Besten von der Schule zu vergraulen und schnell der Kreativität des puren Lebens zuzuführen.

Einer dieser Vertriebenen ist Oliver Schopf, der aus Rache an dem Desaster-Professor eine Karikatur verfasst, die reißenden Absatz findet. Ab jetzt zeichnet er zuerst neben Matura und Studium, später für Standard und Süddeutsche Zeitung wie wild.

Was wie eine edle Herkunftsbezeichnung eines raren Weines klingt, hat bei der Beschreibung des eigenen Lebens natürlich schattige und dunkle Seiten.

Annemarie Regensburger erzählt in ihrer Geschichte einer Befreiung durchaus autobiographisch, sie setzt das Persönliche in ein Album der Zeitgeschichte und stabilisiert das Individuelle durch einen kommentierenden Erzählstil, sodass Gesellschaftspolitik, Leben der Hauptfigur und fiktionale Träume und Überlegungen ins allgemein Interessante transferiert werden.

Für manche Zustände sind Beamtenwitze am erklärungsfreudigsten: Treffen sich zwei unkündbare Hamster, fragt der eine, in welchem Modell rennst du?

Reinhard Kocznar geht seine Hamster-Analyse witzig wie einen Beamtenwitz an, er wählt dabei den Standpunkt eines Außenstehenden, der wohlwollend auf das rennende Getier schaut, der aber auch weiß, dass er selbst in einem Meta-Rad seine Runden dreht.

Manchmal besteht der Sinn der Liebe darin, dass die beiden Schmachtenden ums Verrecken nicht zusammenkommen dürfen.

Lina Hofstätter verwendet die Technik einer Doppelerzählung um das unmögliche Zusammendriften von Mann und Frau aufzudröseln. Er und Sie kriegen einerseits das autarke Feld eines kleinen Kurzromans zugeteilt, andererseits sind die beiden Teile untrennbar mit erzählerischen Widerhaken ineinander verschränkt und ließen sich nur unter großen Verwundungen trennen.

In der Literatur wird manchmal die Logik der Ereignisse ausgehebelt wie die Schwerkraft, wenn man einen Stein fetzig über die Wasseroberfläche springen lässt.

Die Autoren Werner Egli und Martin Kolozs, beide sind perfekte Abnager von Erzählknochen, haben sich eine Woche lang zu einem Schreibexperiment zusammengefunden. Gelingt es, eine dynamische Schreibwoche in eine dynamische Erzählung zu transformieren?

Die Geschwindigkeit, mit der ein Ereignis abläuft, hat nichts mit seiner Erwartbarkeit zu tun. So können uns spitze Dinge genauso unerwartet anspringen wie wir über den unheimlichen Verlauf eines langen Vorgangs überrascht sind.

Klaus Merz setzt mit seinen Gedichten Nadelstiche in den Alltag, dadurch lässt er an manchen Tagen aufgestauten Überdruck ab, während er anderntags dem allmählichen Ablauf und Verrinnen der Zeit eine höhere Struktur zufügt.

Manchmal muss man für sich Entfernungen in die richtigen Relationen setzen, um eine Geschichte begreifen zu können. So sind etwa mit dem Auge der Monarchie gemessen die Städte Lemberg und Meran gleich weit von Wien entfernt.

Ada Zapperi Zucker beschreibt in ihrem Roman „Theater der Schatten“ den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie an ihren Rändern.

Historische Ereignisse erlangen schließlich eine gewisse Zeitlosigkeit, wenn sie den Stoff für Romane abgeben. Es gibt sogar die Vermutung, dass etwas erst dann bewältigt ist, wenn es darüber einen Roman gibt.

Jeannine Meighörner wendet sich nach entfernt liegenden Stoffen wie der Frau des Andreas Hofer oder der Philippine Welser einem recht zeitnahen Ereignis zu. Vor fünfzig Jahren zerstörte im oberitalienischen Longarone eine Flutwelle alles Leben, nachdem ein ganzer Berg in einen Stausee gerutscht war.