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Pure Lyrik ist rar, offensichtlich vertraut kein Herausgeber der bloßen Lyrik, weshalb ein echter Lyrikband in unseren Breitengraden fast immer mit Vorwörtern anfängt.

Marie Luise Habicher muss gleich in zwei Vorwörter beißen, ehe sie loslegen kann. Einmal erklärt Gerald Kurdoglu Nitsche, dass Vielsprachigkeit eine tolle Sache ist, und wenn es doch einsprachig zugeht, dann sollte es wenigstens vom Rand stammen:

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Eine berüchtigte Prüfungsfrage in biologischen Muskelszenarien lautet: Längs-oder quergestreift?

Wollte man dieses Unterscheidungsmerkmal für die Lyrik anwenden, so handelt es sich bei Annemarie Regensburgers Wellenspiel eindeutig um längsgestreifte Gedichte.

Buch-CoverVon einem gut getarnten Atelier im Landecker "Karrnerwaldele" aus schreibt der Maler, Bildhauer und Verleger entlegener Kulturen, Gerald Kurdoglu Nitsche, was ihm an Lyrik eigentlich nicht gefällt, um dann begeistert zu erklären, dass er das Buch "Schmerzmittel" unbedingt machen musste.

In einem Kataster für schlechte Lyrik schreibt der Verleger Nitsche, was er nicht mag: Kleinschreibung, zu kurze oder zu lange Gedichte, Fremdwörter, scheppernde Metaphern. Wenn schon Wortspiele, dann bitte nur die eigenen! Wörter wie Ehrfurcht, Bademantel, Geschlechtsverkehr haben in der Lyrik nichts verloren. Christian Partl hält sich überhaupt nicht an diese Verbotsliste und ist dennoch auf dem richtigen Kurs.

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In Richard Walls kleinem Lyrikband ist eine große Galerie versteckt. Im ersten Durchblättern springen immer wieder die Seiten zurück und geben edel gerahmt durch den Ausschnitt eines Passpartouts Miniaturgemälde frei.

Die Collagen liegen unruhig in ihrem eigenen Ausmaß, man sieht es ihnen an, dass sie im Original viel größer waren, andererseits verklumpen durch das optische Einkochen auf die Größe eines Gedichts die Bilder zu beinahe plastischen Thumbnails.

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Ein Buch, das irgendwie mit der Hand geschrieben ist, erregt sofort Aufmerksamkeit.

Jörg Zemmler hat die Schnauze voll von Times und Arial und schreibt sich nicht nur die Geschichten selber sondern auch die Buchstaben.

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Schon beim Einlegen der CD muss man stark nicken, auf dem Label steht nämlich neben dem Hinweis auf das Kultursponsoring ein Gedicht, das vier Mal von oben nach unten gelesen die Botschaft ergibt:

"immer / schön / brav / nicken". Auch sonst betreibt Jörg Zemmler die Kunst durchaus unkonventionell, seinen wirklichen Namen Zemmer hat er auf Zemmler geändert, weil irgendwelche Affen auf Plakaten immer seinen Namen verhunzt haben.

 

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Wenn ein Autor ein Vierteljahrhundert lang Abend für Abend literarische Gäste zum öffentlichen Diskurs einlädt, färbt das dann auf seine eigene Literatur ab?

Höchstens in der Ausdauer, an die Literatur zu glauben, ist man versucht zu sagen.

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Am Umschlag dieses witzigen Buches ist eine Kartoffel abgebildet und die spielt auch die Hauptrolle.

Himmel und Hölle ist nämlich ein Projekt bei dem eine heiße goldene Kartoffel vom Himmel in die Hölle fällt. Auf diesem Weg legt sie offensichtlich 84 Stufen zurück.

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Das Gegenteil einer Elegie ist der Witz, heißt es landläufig. Elegien geben einer speziellen Gemütsverfassung den Namen und spätestens seit Rilkes Duineser Elegien sind sie etwas, das unsterblich zwischen All, Engel und dem Ende der Welt angesiedelt ist.

Marie-Thérèse Kerschbaumer schafft das geradezu Unmögliche, sie macht schwere Stimmung nicht nur erträglich sondern beinahe leicht, ohne dass die Themen leichfertig verschenkt würden.

Buch-CoverSchon der Titel macht alles klar und lässt alles offen. Es geht um W-ORTE, die in noch unerschlossenen Sprachgegenden gegründet werden, als Knoten- und Zielpunkte ihr Schicksal durchmachen und später einmal aufgegeben und zur Wüstung werden.

Eines der größten Themen in der Lyrik ist der Jahreskreis, das Gehen und Vergehen großer und kleiner Dinge mit unbestechlicher Ernsthaftigkeit. Norbert Mayer, der sich als ?echter Lyriker? lange verschwiegen hat, stellt in ?wortungen? den Ablauf eines sprachpotenten Jahres vor. In zwölf Sequenzen, die wohl dem Monatsabriss am Kalender entsprechen, werden Worte wie verschollene Bräuche ausgehoben, neu inszeniert und dann wieder frisch verpackt beiseite gelegt.