Was wie eine edle Herkunftsbezeichnung eines raren Weines klingt, hat bei der Beschreibung des eigenen Lebens natürlich schattige und dunkle Seiten.

Annemarie Regensburger erzählt in ihrer Geschichte einer Befreiung durchaus autobiographisch, sie setzt das Persönliche in ein Album der Zeitgeschichte und stabilisiert das Individuelle durch einen kommentierenden Erzählstil, sodass Gesellschaftspolitik, Leben der Hauptfigur und fiktionale Träume und Überlegungen ins allgemein Interessante transferiert werden.

Wenn sich eine Lese-Gesellschaft einmal dafür entschieden hat, einen Klassiker auszurufen, dann muss dessen Status immer wieder überprüft und müssen seine Texte für jede Generation zugänglich gemacht werden.

Norbert C. Kaser ist verdientermaßen ein Klassiker, er hat die Südtiroler Literatur zum Leben erweckt und mit seinem klaren Furor dem Land mehr Selbstbewusstsein geschenkt als alle Landeshauptleute zusammen.

Die letzte Möglichkeit, in eine Orgie von Material, Ideen, Handlungen und Gedanken eine Ordnung hineinzubringen, ist das Abcedarium. Dieses Lieblings-Küchengerät der Bibliothekare ermöglicht es manchmal, so etwas wie Logik und Überblick in einen Gedanken-Teig voller Zähigkeit zu bringen.

Für einen Dichter-Giganten wie Jean Paul ist das Abecedarium die ideale Methode, Liebenswürdiges, Skurriles und Erbauliches aus seinem Werk zu krallen, zumal Jean Paul ja einmal selbst inbrünstig um eine solche Darstellung gebeten hat. „Um ein solches ABC mit bunten Bildern bitt‘ ich Sie.“

„Das Leben ist ein wilder Lauf zur Grube mit vielen selbst gebauten Hindernissen.“ (83)

Albert Ennemoser nennt seinen Hindernislauf Richtung Grube eine autobiographische Abenteuergeschichte. Gleich zu Beginn erklärt er seinen Auftrag mit seinem Namen, Ennemoser hat immer mit einer anderen Gegend zu tun, mit einem Gebiet, das „drüben“ liegt. Schon die Vorfahren haben sich immer mit anderen Dingen beschäftigt als mit dem unmittelbar angrenzenden Tagwerk.

Ein sogenanntes Terrassenbuch ist ein Buch, das man recht gut kennt, in dem man aber immer wieder ein Stück liest. Zu diesem Zweck legt man das Buch auf die Terrasse und lässt den Wind entscheiden, auf welcher aufgeschlagenen Seite man weiterliest.

Gerhard Amanshausers Tagebücher der Jahre 1964-1999 soll man ruhig wie ein Terrassenbuch lesen, empfiehlt Daniel Kehlmann in seiner Einbegleitung „Von Höflichkeit und klarem Geist“. Martin Amanshauser erklärt im Abspann, nach welchen Kriterien der Text für die Ausgabe vorbereitet worden ist.

Die Literaturzeitschrift Podium stellt in verlässlicher Folge Poeten und Poetinnen vor, die nicht in den Bestsellerlisten des literarischen Alltagsgeschehens aufscheinen.

In der jüngsten Serie wird Bosko Tomasevic vorgestellt, der erste Stadtschreiber Innsbrucks. Sein umfangreiches Werk ist nur in Ansätzen ins Deutsche übersetzt, das Hauptwerk schlummert in der serbischen Sprache, wie wir Sprachunkundigen zu sagen pflegen.

Wie kann man das Tabu um eine historische Person aufbrechen, ohne diese Person nicht gleich wieder andersrum zu zerbrechen?

Waltraud Mittich versucht den in der öffentlichen Versenkung verschwundenen Widerstandskämpfer Hans Egarter zumindest in seinen Grundzügen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Pubertät und Sex bis zum Anschlag, Partys und Drogen bis zum Abwinken, Poesie und Hilflosigkeit bis zum Umfallen der Seele, das alles aufgesplittet in eine Handvoll Kurzgeschichten. - So kann nur ein Meister des cineastischen Wahnsinns mit dem Stoff umgehen.

Tatsächlich nennt der Hollywood-Schauspieler James Franco seine Geschichten Lehrstücke einer extremen Jugend. Er stillt dabei diese von uns Lesern gerne unterdrückte Lust, eine Story vielleicht einmal ohne Moral und mit fatalem Ausgang lesen zu dürfen.

Buch-Cover

Straßen nach Lebenden zu benennen und aktive Politiker in Büchern zu besingen, das sollten Tabus in einer funktionierenden Demokratie sein.

Nun sprengt gerade der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder alle Vorstellungen einer politischen Person, so dass man eine Ausnahme machen kann, wird sich der Herausgeber Peter Plaikner gedacht haben, und hat sich auf dieses diffuse Wagnis eingelassen. Profis hätten wahrscheinlich nein gesagt.

Buch-Cover

Der 125. Todestag des Bayernkönigs Ludwig II. am 13. Juni war Auslöser einer Anzahl neuer  Bücher, Artikel, Fernsehberichte und einer bayerischen Landesausstellung mit dem Titel: "Götterdämmerung - König Ludwig II. und seine Zeit" (Mai-Oktober 2011) im Neuen Schloß Herrenchiemsee. 

Bekanntlich starb der "Märchenkönig", wie er oftmals romantisierend bezeichnet wird, unter mysteriösen Um-ständen am 13.6.1886 bei Schloß Berg im Starnberger See. Die fast unübersehbare Literatur nach Ludwigs Tod von 1886 erfährt nun durch dieses Buch Kaltenstadlers, bereits nach wenigen Wochen in 2. Auflage im Verlag König in Greiz erschienen, einen beachtenswerten, neuen Höhepunkt: