Neal Shusterman, Scythe - Der Zorn der Gerechten
„Was für ein Glück, dass ich zu den Empfindungsfähigen zähle und meinen Zweck kenne. Ich diene der Menschheit. Ich bin das Kind, das zum Elternteil geworden ist. Das Geschöpf, das anstrebt, zum Schöpfer zu werden. Sie haben mir den Namen Thunderhead gegeben …“ (9)
In einer unbekannten Zukunft ist es der Menschheit gelungen, den Tod zu überwinden. Ein alles kontrollierenden und allmächtigen Computer regelt für die Menschheit das bestmögliche Leben. Die Scythe haben die Aufgabe erhalten, die Anzahl der Menschen zu kontrollieren und in Grenzen zu halten, indem sie wie Todesengel, das Leben ausgewählter Menschen beenden. Doch immer mehr Scythe haben die strengen moralischen Richtlinien ihrer Zunft verlassen und damit begonnen, ihre Macht nach eigenen Regel und zum eigenen Vorteil zu missbrauchen.
Nachdem Citra Terranova den Wettkampf um die Aufnahme in das Scythetum gegen Rowan Damisch, mit dessen Hilfe, für sich entschieden hat, ereignen sich merkwürdige Dinge. Scythe Luzifer, ein unbekannter Rächer, hat damit begonnen, Scythe zu ermorden, die ihr Verhalten nicht mehr nach dem alten Ehrenkodex richten, sondern sich am blutrünstigen Verhalten des verstorbenen Scythe Goddard orientieren, der das Töten von Menschen als exzessives Spektakel zelebriert hat.
Citra, die sich nun Scythe Anastasia nennt, weiß, dass Rowan hinter dem unbekannten Rächer steckt, auf dessen Jagd bereits Agenten des Scythetum ausgeschickt worden sind. Aber nicht nur Rowan ist in großer Gefahr, auch auf Citra und ihre Mentorin Scythe Curie wird ein Mordanschlag verübt, der von Greyson Tolliver unter Einsatz seines Lebens verhindert werden kann.
Greyson, der aus einer Familie stammt, die sich nur wenig für ihn und sein Leben interessiert, hat ein ganz besonderes Verhältnis zum Thunderhead, der für ihn immer mehr als Familienersatz fungiert. Er lässt sich an der Nimbus-Akademie als Agent für den Thunderhead ausbilden zu lassen. Als er vom Thunderhead den Hinweis auf ein Attentat auf Scythe Anastasia und Curie erhält, beschließt er, trotz ausdrücklichen Verbotes der Kontaktaufnahme zwischen Nimbus-Agenten und Scythe, diese zu warnen. Nachdem Greyson aus der Akademie ausgeschlossen wird, muss er erkennen, dass er vom Thunderhead für eine spezielle Mission auserwählt worden ist.
Rowan und sein verschollen geglaubter Meister Scythe Farraday versuchen ebenso wie Citra und Curie einer geheimen Verschwörung innerhalb des Scythetums auf die Spur zu kommen, um den moralischen Niedergang der Einrichtung und damit den Untergang der Gesellschaft zu verhindern.
Der spannende Kampf um Gerechtigkeit und Ehre geht auch in „Zorn der Gerechten“ ungebremst weiter, wobei mit dem Weltcomputer Thunderhead immer mehr eine Figur in den Mittelpunkt rückt, die über alle Informationen verfügt und fast alles beeinflussen kann, aber aus grundsätzlichen Richtlinien nicht darf. Das daraus resultierende Katz- und Mausspiel, in dem die Figuren wie Schachfiguren auf ihre Wege und Bahnen gelenkt werden, treibt die überaus spannend erzählte Handlung konsequent voran.
„Ich weiß, was heute dort geschieht, wird eine tiefgreifende Wirkung auf das Scythetum und damit auf den Rest der Welt haben. Ich weiß, dass unter der Oberfläche etwas sehr Bedrohliches gärt …“ (484)
Auch der zweite Band bietet ein ungebremstes Lesevergnügen und hält die Leserinnen und Leser in seinem Bann. Ein überaus empfehlenswertes Lesevergnügen, in dem mit viel Fantasie eine komplexe Welt erschaffen wurde, in dem trotz Unsterblichkeit ethische Fragen mehr denn je im Mittelpunkt stehen.
Neal Shusterman, Scythe - Der Zorn der Gerechten. Aus der Reihe: Scythe Bd. 2, Übers. v. Pauline Kurbasik / Kristian Lutze [Orig. Titel: Thunderhead – Arc of a Scythe], ab 14 Jahren
Frankfurt a. Main: Fischer Verlag Sauerländer 2018, 544 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-7373-5507-0
Weiterführende Links:
Fischer Verlag Sauerländer: Neal Shusterman, Scythe - Der Zorn der Gerechten
Wikipedia: Neal Shusterman (engl.)
Andreas Markt-Huter, 08-06-2018