Akram El-Bahay, Herzenmacher

el_bahay, herzenmacher„»Was sind das für Krähen?«, fragte Léo und sah in die tiefbraunen Augen des Anderen. »Die Hexe schickt sie« Auf Léos fragenden Blick hin fügte er hinzu: »Sie hat auch die Todeshändler geschickt. Den Mann, den du bei ihnen siehst. Du …«, er musterte Leo mit starrem Gesichtsausdruck, dann blieb sein Blick auf Léos Sachen hängen, »du kommst von der anderen Seite?«“ (S. 24)

Kurz vor Ferienbeginn beobachtet der sechzehnjährige Léo Mellino, wie seine Mutter in ihrer Spielzeugmacher-Werkstatt Besuch von einem merkwürdigen zwergwüchsigen Mann bekommt. Neugierig geworden, belauscht Léo das Gespräch seiner Mutter mit dem fremden Mann. Als sie ihm eine silberne Kugel seines spurlos verschwundenen Vaters übergibt, schleicht Léo dem Mann hinterher, in der Hoffnung etwas von seinem verstorbenen Vater zu erfahren.

Léos Verfolgung führt ihn in den Turm der Kirche, wo sich der Fremde ins Nichts verschwunden zu sein scheint. Er verletzt sich und ein Tropfen Blut fließt auf ein Steingesicht einer Mauer, das plötzlich zu sprechen beginnt, worauf sich eine geheimnisvolle Pforte öffnet. Als Léo den Turm verlässt ist tritt ihm statt der sommerlichen Hitze plötzlich eine winterliche Kälte entgegen.

Leo ist eine andere Welt übergetreten, die von einem König beherrscht wird, der unter dem bösen Einfluss einer Hexe steht, die sich durch Todeshändler die Lebenszeit von Menschen abkaufen lässt. Mit Hilfe ihrer Krähen, in denen die Geister getöteter Menschen weiterleben, kontrolliert sie das Land und seine Menschen. Léo gelingt es mit Hilfe eines Fremden in sein Haus zu flüchten, das in dieser Welt aber dem Spielzeugmacher Fernando gehört, der in ihm Léos verstorbenen Vater erkennt, seinen alten Freund Stéfane.

Zu seiner Überraschung erkennt Léo, dass er ein Herzenmacher ist, jemand der die Fähigkeit besitzt, ein metallenes Herz zum Schlagen zu bringen. Als der alte König stirbt, plant Isaak, sein junger und skrupelloser Nachfolger, einen Krieg gegen seine Nachbarreiche. Der Spielzeugmacher Fernando wird gezwungen, unbesiegbare metallene Soldaten mit Eisenherzen zu produzieren.

Leo belauscht ein Gespräch von Fernandos Lehrling David mit einem Todeshändler, der auf der Suche nach einem mechanischen Menschen ist, beinahe so echt wie ein richtiger Mensch. Leo ahnt, dass Fernando in seiner Werkstatt heimlich an einem ganz besonderen metallischen Menschen arbeitet. Als er sich heimlich in die Werkstatt seines Meisters schleicht und einen perfekten, aber noch kopflosen mechanischen Mann vorfindet, den er zum Leben erweckt, geraten die Dinge plötzlich vollkommen aus dem Ruder.

„Der Herzenmachter“ ist ein fantastischer Roman, in dem ein junger Held über eine Pforte in eine parallele Welt tritt, in der eine böse Hexe die Welt in eisiger Kälte und Furcht und Angst gefangen hält. Bald stellt sich der unscheinbare Junge als zentrale Figur im Kampf gegen die böse Macht der Hexe heraus.

Ein überaus spannender und lesenswertes Fantasy-Abenteuer, das die jungen Leserinnen und Leser von Beginn an seinen Bann zu ziehen vermag und immer wieder überraschende Wendungen bietet.

Akram El-Bahay gelingt es, eine überaus beeindruckende, mysteriöse aber beängstigende Welt, mit starken und überzeugenden Charakteren zu schaffen und geschickt vorhersehbare und überraschende Wendungen in der Handlung zu kombinieren. Ein überaus empfehlenswertes Jugendbuch das spannende Lesestunden garantiert.

Akram El-Bahay, Herzenmacher, ab 12 Jahren
Berlin: Ueberreuter Verlag 2019, 384 Seiten, 18,50 €, ISBN 978-3-7641-7080-6

 

Weiterführende Links:
Ueberreuter Verlag: Akram El-Bahay, Herzenmacher
Wikipedia: Akram El-Bahay

 

Andreas Markt-Huter, 20-05-2019

Bibliographie

AutorIn

Akram El-Bahay

Buchtitel

Herzenmacher

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

2019

Verlag

Ueberreuter

Seitenzahl

384

Preis in EUR

18,50

ISBN

978-3-7641-7080-6

Lesealter

Altersangabe Verlag

12

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Akram El-Bahay hat viele Jahre als Journalist gearbeitet und schreibt nun mit Vorliebe Bücher, die ebenso märchenhaft wie fantastisch sind. Nicht selten finden sich in ihnen orientalische Motive – ganz so, wie es sich für Geschichten eines Halbägypters gehört.