Jutta Richter, Frau Wolle und der Duft von Schokolade

jutta richter, frau wolle„Es ging das Gerücht um, dass Gesine Wolkensteins schwarzer Laden Kinder verschluckte. Zoe Sodenkamp behauptete sogar, zwei dieser Kinder gekannt zu haben. Aber das konnte nicht sein, denn Zoe Sodenkamp war neu im Hasenweg. Wir wohnten schon immer dort.“ (S. 7)

Weil die Mutter von Moritz und Merle in der Spätschicht arbeitet und ihr Vater ganz weit weg von zu Hause ist, kümmert sich Gesine Wolkenstein um die Kinder während der Nacht. Aber etwas Unheimliches scheint von der Kinderfrau auszugehen, die sich in der Nacht in Frau Wolle verwandelt.

Von Papa hat Merle zu Weihnachten als „Abschiedsgeschenk“ ein Radio mit Weltempfänger bekommen, das sie mit ihrem kleineren Bruder Moritz in der Nacht heimlich unter dem Bett einschalten, um die Stimme ihres Papas zu hören. Als ihnen ihre Mutter erzählt, dass sie zum Nachtdienst eingeteilt worden ist und deshalb einen „Babysitter“ für sie sucht, ist Merle alles andere als begeistert.

Moritz und Merle sind ziemlich aufgeregt und nicht ohne Angst, als Gesine Wolkenstein, die neue „Nachtfrau“ mit ihrer rauen und strengen Stimme plötzlich vor ihnen steht. Besonders eigenartig erscheint ihnen, dass die grasgrünen Augen der Nachtfrau ihre Farbe wechseln und schwarz werden. Frau Wolkenstein schenkt den Kindern eine Schokolade, von der Merle glaubt, dass sie verhext muss, weil Moritz die Nachtfrau plötzlich nicht mehr so schrecklich findet.

Bereits am ersten Abend zeigte sich Frau Wolkenstein als überaus mysteriös und scheint selbst zu wissen, dass die Kinder die Stimme ihres Papas im Weltempfänger anhören. Frau Wolkenstein ist für Merle die Frau, welcher ein schwarzer Laden gehört, in dem Kinder verschwinden.

Im wieder erinnert sich Merle an die Zeit mit ihrem Vater, ob beim Urlaub in Italien oder zu Hause beim ins Bett bringen am Abend, wo sie sich immer sicher und geborgen fühlen konnte. Aber die schöne Oberfläche der Erinnerungen an den Vater erhält zunehmend Kratzer, hat er doch zugelassen, dass Mama monatelang weinend im Bett lag, und dass sie jetzt eine Nachtfrau brauchen.

Merle ist von Moritz enttäuscht, weil er ihre Ablehnung gegenüber Frau Wolkenstein nicht teil, außerdem verhält sich die Nachtfrau ähnlich wie ihr Vater und scheint ihre Gedanken lesen zu können. Merle fällt in einen tiefen Schlaf und wird in der Nacht vom Rauschen des Weltempfängers geweckt. Die beiden Kinder entdecken ein Licht hinter der Tür, auf der sich plötzlich ein Türschild mit der Aufschrift „Mürkelei“ befindet.

Die Kinder öffnen die Tür und werden von einer Stimme begrüßt, die sie vor den Spitzzahntrollen warnt.

„Die Spitzzahntrolle werden euch begrüßen. Die Spitzzahntrolle lieben den Reim.“ (S. 53)

Als plötzlich fünfzehn kleine Spitzzahntrolle vor den Kindern stehen und von ihnen verlangen in Reimen mit ihnen zu sprechen. Die Trolle schenken den Kindern Schokolade, als plötzlich der Waisenfuchs Silberträne erscheint, um Merle und Moritz zu Frau Wolle zu führen.

Jutta Richter erzählt eine außergewöhnliche Geschichte einer Familie, die unter schwierigen Umständen ohne Vater auskommen muss und auf fremde Hilfe angewiesen ist. Dabei werden geschickt reale Kinderängste mit Fantasie- und Traumsequenzen vermischt, die ganz natürlich in die Alltagshandlung eingebettet sind.

Die geheimnisvoll in Licht und Schatten gesetzten Illustrationen unterstreichen die mysteriösen Ereignisse der Handlung und schaffen eine wunderbare magische Welt. Ein überaus unterhaltsamer und spannend zu lesender Auftakt einer Trilogie, der die jungen Leserinnen und Leser von der ersten Seite an in ihren Bann zu ziehen vermag.

Jutta Richter, Frau Wolle und der Duft von Schokolade. Ill. v. Günter Mattei, ab 9 Jahren
München: Hanser Verlag 2018, 144 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-446-26052-8

 

Weiterführende Links:
Hanser Verlag: Jutta Richter, Frau Wolle und der Duft von Schokolade
Wikipedia: Jutta Richter
Homepage: Günter Mattei

 

Andreas Markt-Huter, 06-06-2019

Bibliographie

AutorIn

Jutta Richter

Buchtitel

Frau Wolle und der Duft von Schokolade

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2018

Verlag

Hanser Verlag

Reihe

Frau Wolle

Illustration

Günter Mattei

Seitenzahl

144

Preis in EUR

13,40

ISBN

978-3-446-26052-8

Lesealter

Altersangabe Verlag

9

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Jutta Richter veröffentlichte noch als Schülerin ihr erstes Buch. Anschließend studierte sie Theologie, Germanistik und Publizistik in Münster. Seit 1978 lebt sie als freiberufliche Autorin auf Schloss Westerwinkel im Münsterland.

Günter Mattei wurde in Bregenz geboren und studierte Grafik-Design. Er lebt als freier Grafiker, Buchgestalter und Illustrator in München, wo er jahrelang die Plakate des Münchner Tierparks Hellabrunn und der Schauburg in München entworfen hat. Berühmt sind auch die von ihm gestalteten Lexika von Charles Schumann.