Torsten Fink, Die Runenmeisterin
„Ihr wurdet nicht einfach ausgesetzt. Es war jemand dort, hat dem Ohm und mir euch zwei kleine Schreihälse übergeben. Dazu gab es einen Batzen Geld und einen Brief. Der Ohm und ich mussten schwören, niemals über diese Nacht zu reden.“ (S. 69)
Vor siebzehn Jahren sind die beiden Zwillinge Ayrin Rabentochter und ihr Bruder Baren Rabensohn sind als Babys bei der Muhme Nurre und dem Dorfwirten Grener Staak abgegeben worden. Die beiden ahnen nichts von ihrer geheimnisumwitterten Herkunft und von Ayrins besonderen Fähigkeiten, welche die Aufmerksamkeit finsterer Mächte auf sich ziehen.
Ayrin und Baren sind gezwungen bei ihrem Ohm für Kost und Logie im Wirtshaus zu arbeiten. Sie ahnen nicht, dass dieser bereits ein Beutel Geld sowie einen Brief erhalten hat, der er den beiden zu ihrem 16. Geburtstag überreichen sollte. Als die geheimnisvolle Ragne von Bial und ihr Diener Tsifer ins Dorf kommen, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Ayrin ahnt als einzige, dass diese ein gefährliches Spiel treibt.
Ragne und Tsifer gehören zu den dunklen Mächten, die für den gefangenen Hexenmeister mit Krankheiten und Seuchen Furcht und Leid über die Menschen bringen sollen. Sie merkt, dass das Dorf durch einen wirkungsvollen Runenbeutel vor ihren dunklen Mächten geschützt ist und überlistet Baren, den Beutel zu öffnen und ihn damit zu zerstören. Bald schon geraten alle Dorfbewohner in den Bann der Hexe, außer Ayrin, die ahnt, dass eine große Gefahr von ihr ausgeht.
Nachdem Ragne und der gefährliche Nachtalb Tsifer das Dorf verlassen, bricht sofort eine Seuche aus, an der Tiere und Menschen erkranken. Bald darauf erreicht Runenmeister Maberic vom Hagedorn zufällig das Dorf und erkennt, dass die Schutz-Runen zerstört worden sind. Er ist aber beeindruckt von den gefälschten Runen, die Ayrin für ihren Bruder gezeichnet hat. Da er glaubt, dass die Runen von Baren geschrieben worden sind, stellt er ihn als seinen neuen Lehrling ein.
Aber auch andere im Dorf scheinen Baren Rabensohn zu verdächtigen und so gerät Ayrin, nachdem ihr Bruder mit Meister Maberic weitergezogen ist, immer stärker unter Druck. Sie beschließt das Dorf zu verlassen, erfährt zuvor noch von der Ohme Nurre von den geheimnisvollen Hintergründen ihrer Herkunft. Ayrin weiß nicht, dass die Hexe Ragne den Brief ihrer Mutter an die Zwillinge bereits an sich gebracht hat.
Als sie Meister Maberic und ihren Bruder Baren erreicht, erkennt der Runenmeister sehr rasch, dass eine geheimnisvolle Kraft in Ayrin steckt. Der dunkle Hexenmeister, dem die Hexe und der Nachtalb dienen, ahnt noch nichts von der wichtigen Rolle, die das Mädchen im Kampf um seine Freiheit aus seinem selbst verursachten Gefängnis spielen wird.
Torsten Fink erzählt in einer überaus dichten Atmosphäre eine ebenso spannende wie überzeugend ausgearbeitete Fantasy-Geschichte, in der dunkle Mächte, unbemerkt von den einzelnen Protagonisten, ihr Unwesen treiben. Für die Leserinnen und Leser werden die Ereignisse der Vergangenheit nach und nach aufgedeckt, wobei sie als außenstehende Beobachter einen wachsenden Überblick über die Handlungen und verfolgten Ziele der gegensätzlichen Protagonisten erhalten, um dennoch immer wieder von unvorhergesehenen Wendungen überrascht zu werden.
Der packend erzählte Fantasy-Roman überzeugt sowohl durch seine interessanten Charaktere, als auch durch seine geheimnisvolle Welt der Magie und Zauberei, mit Drachen, Hexen, Alben und anderen Wesen. Ein überaus empfehlenswertes Fantasy-Buch, der seinen Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite auszubauen und seine Leserinnen und Leser in ihren Bann zu ziehen vermag.
Torsten Fink, Die Runenmeisterin, Aus d. Reihe: Die Runenmeisterin Bd. 1, ab 13 Jahren
Stuttgart: Thienemann Verlag 2019, 448 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-522-20256-5
Weiterführende Links:
Thienemann Verlag: Torsten Fink, Die Runenmeisterin
Wikipedia: Torsten Fink
Andreas Markt-Huter, 27-09-2019