Frida Nilsson, Sasja und das Reich jenseits des Meeres
„»Wie ist das, wenn man Tod ist?«, fragte ich. Semilla schluckte mit ihrem trockenen Mund. »Im Reich des Todes …«, sagte sie, »ist es wie hier, nur anders.« Ich setzte mich auf. Ich weiß nicht, warum ich gefragt hatte. Ich hatte nicht einmal geahnt, dass sie etwas über das Reich des Todes wusste.“ (S. 16)
Als Sasja von seiner Mutter erfährt, dass sie an Krebs erkrankt ist und nicht mehr lange leben wird, ist er überwältig vor Schmerz und nennt seine Mutter nur mehr Semilla. Sie erzählt Sasja vom Tod und dem Leben danach. Als seine Mutter schließlich stirbt, beschließt er, dem Schiff des Todes in das Reich jenseits des Meeres zu folgen, um seine Mutter wieder zurück zu holen.
Als Sasja zum Bootssteg läuft und das große Segelschiff des Todes erblickt, schnappt er sich das erste Ruderboot und folgt dem Schiff hinaus auf die offene stürmische See. Das schaukelnde Boot macht den Jungen schläfrig und als er erwacht, trifft er auf einen Jungen, der ein Schwein in einem langen blauen Hemd und einer dunklen Hose war. Sasja war im Reich jenseits des Meeres gestrandet, wo die Verstorbenen entweder als Spartaner, Harpyr oder Hildin weiterleben.
Der junge Hildin Trine ist Sasja Idee den Tod zu finden und seine Mutter wieder heimzuholen begeistert und beschließt sich seiner Suche anzuschließen. Aber während die Hildin ganz im Süden des Reiches leben, befindet sich das Haus des Todes auf der gegenüberliegenden Seite der Insel. Außerdem besteht zwischen den Hildin, Spartanern und Harpyrn ein angespanntes Verhältnis, was eine Reise durch deren Reiche nicht gerade erleichtert.
Nachdem die Ankunft eines Sterblichen in Hilde die Runde macht, beschließen Sasja und Trine sich rasch auf den Weg zu machen. Zunächst flüchten sie in den Schummerwald, wo es ihnen gelingt Faxe, den Wächter der Schummerwaldbrücke, zu überlisten, um nach Sparta zu gelangen. Zu ihrem Unglück müssen sie feststellen, dass sich das Brückentor nicht öffnen lässt. Sasja gelingt es, die Brücke auf einem Brückenbalken zu überqueren, während Trine vor lauter Panik das Gleichgewicht verliert und in den darunterliegenden Fluss stürzt.
Sasja versucht vergeblich Trine zu retten und muss zu seiner Überraschung feststellen, dass sein Schweinefreund aus dem Reich des Todes gar nicht sterben kann. Als die beiden ihren Weg durch eine öde Landschaft fortsetzen und sie immer mehr vom Hunger geplagt werden, finden sie merkwürdige rote Beeren, die sie voller Freude verschlingen. Sie ahnen nicht, dass die Beeren giftig sind und denken vor allem nicht daran, dass Sasja sehr wohl sterblich ist. Der Weg zum Tod erweist sich als schwieriger und gefährlicher als die beiden geahnt haben.
Frida Nilsson gelingt es, eine fantastische, surreale Welt zu erschaffen, in welcher der Tod überaus menschliche Züge trägt und ihre Einwohner unsterblich sind und Tierwesen aus der Umgebung des Helden ähneln. Nur vegane Kuchen und Gemüse stehen im Reich jenseits des Meeres auf dem Speiseplan und auch sonst spielt der Einklang mit der Natur eine wichtige Rolle.
Die überaus dicht erzählte Geschichte bereitet viele wichtige Themen auf kindergerechte Weise auf und versteht es, durch seine poetische Sprache und seine schön gestalteten Illustrationen zu gefallen. Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch, das den jungen Leserinnen und Lesern ein unterhaltsames und spannendes Lesevergnügen verspricht und zum Nachdenken anzuregen vermag.
Frida Nilsson, Sasja und das Reich jenseits des Meeres. Ill. v. Torben Kuhlmann, übers. v. Friederike Buchinger [Orig. Titel: Det tunna svärdet], ab 11 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg Verlag 2019, 496 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-8369-5688-8
Weiterführende Links:
Gerstenberg Verlag: Frida Nilsson, Sasja und das Reich jenseits des Meeres
Wikipedia: Frida Nilsson
Wikipedia: Torben Kuhlmann
Andreas Markt-Huter, 16-03-2020