Katharina Hartwell, Die Silbermeer-Saga - Die Fließende Karte
„Was auch immer auf jener Insel namens Horvig geschehen war, es hatte ihn verändert. Nicht bloß sein Bein, sondern ihn, Teofin. Genau wie Edda selbst war er nach wenigen Wochen draußen im Inselreich nicht mehr der, der er noch an der Küste gewesen war.“ (S. 50)
Im zweiten Band der Silbermeer-Sage geht die verzweifelte Suche der sechzehnjährigen Edda Valt aus dem kleinen Küstenort Colm nach ihrem entführten kleinen Bruder Tobin weiter. Auf ihrer Reise durch die Inselwelt des Silbermeers kommt sie auch dem Geheimnis ihrer wahren Herkunft immer näher.
Eddas Freund Teofin hat sich mit einem Boot auf die Suche nach seiner Freundin Edda gemacht, als sein Boot an der Insel Ootland strandet, wo er von den beiden Hexen Agatha und Lor gefunden und gepflegt wird. Die Zwillinge waren als Kinder von den Dorfbewohnern Colms ins Meer geschickt worden, um mit ihrem Opfer das Meer zu besänftigen. Niemand weiß, dass sie noch am Leben sind. Nachdem die beiden Frauen ihn von seinen Schmerzen im Bein befreien, verkünden sie ihm, dass er nach Telomar, die Insel der Sprachgelehrten reisen wird. Dann verlässt er Ootland um Edda bei ihrer Suche nach ihrem Bruder zu helfen.
Eddas Bruder Tobin ist vom Krähenkönig entführt worden, der hoch droben im nördlichen Teermeer leben soll. Um den Weg dorthin zu finden, braucht sie die „Fließende Karte“, die sich auf der Insel Bela Haven beim geheimnisvollen Volk der Irdu befindet. Gemeinsam mit Teofin und ihrem Freund Meister Nevin Goldzahn gewinnt sie das Vertrauen der Irdu und hilft ihnen im Kampf gegen die gefürchteten Wassermänner.
Mit Hilfe von Pantemin, der die Nachfolge seines Vaters als Oberhaupt der Irdu antreten soll, sucht Edda die Hexe auf, die als „Dürre“ bezeichnet wird. Von ihr erfährt sie zunächst, dass ihr Bruder noch am Leben ist, sie nur mit einem Luftschiff ins Teermeer gelangen kann. Zuerst muss sie sich aber auf die Insel Vin-Lu begeben muss, wo jemanden verlieren wird.
Pantemin lehnt die Nachfolge seines Vaters ab und begleitet Edda und ihre Gefährten nach Vin-Lu, die Insel der Spieler, der Goldzahn vor vielen Jahren entkommen konnte, nachdem die Spielsucht ihn ruiniert hatte. Vom Kartenmacher, dem schattenhaften König der Spielwelt erfährt sie von der Zerstörung Astadors durch die Brigor-Hexe und wie sie die den verwaisten Indrid Prym bei sich aufzog. Indrid, der die magische Alte Sprache wie kein anderer beherrscht, wird zum König der Krähen.
Goldzahn kann der neuerlichen Versuchung des Fächer-Spiels nicht widerstehen, um begibt sich ins Spielhaus, wo ihm das Schicksal die besten aller möglichen Karten in die Hand gibt. Als Geschichte erzählt er Eddas Schicksal und gewinnt damit ein Vermögen. Als er das Spielhaus verlässt, wird er hinterrücks ermordet. Edda ist verzweifelt und muss nun ohne Hilfe des erfahrenen Meister Goldzahn ein Luftschiff finden, um ihren Bruder retten zu können.
Auch der zweite Band der Trilogie „Die Silbermeer-Saga“ verspricht Abenteuer und Spannung vom Feinsten. Die Nebel der Vergangenheit beginnen sich zunehmend zu lichten und lassen ein aufregendes Finale erahnen. Hartwell überzeugt dabei durch ihre ausdrucksstarken Charaktere, die sich zunehmend entwickeln und an Profil gewinnen.
In einer überaus poetischen Sprache entfaltet sich immer deutlicher eine Fantasy-Welt voll Magie und Zauber, in dem Freundschaft und Zusammenhalt, allen Widernissen zum Trotz, gegen die Herausforderungen scheinbar übermächtiger Kräfte bestehen. Eine überaus gelungene Fortsetzung, die ein spannendes Leseabenteuer garantiert.
Katharina Hartwell, Die Silbermeer-Saga - Die Fließende Karte. Aus d. Reihe: Die Silbermeer-Saga Bd. 2, ab 14 Jahren
Bindlach: Loewe Verlag 2021, 640 Seiten, 22,60 €, ISBN 978-3-7432-0367-9
Weiterführende Links:
Loewe Verlag: Katharina Hartwell, Die Silbermeer-Saga - Die Fließende Karte
Wikipedia: Katharina Hartwell
Andreas Markt-Huter, 31-05-2021