Naomi Novik, Scholomance - Tödliche Lektion
„Manche Hexen und Zauberer haben eine Affinität für Wettermagie oder für Verwandlungszauber oder für fantastische magische Kampfkünste wie unser guter Orion. Ich habe eine Affinität für Massenvernichtung. Das ist natürlich alles die Schuld meiner Mum, genau wie mein dämlicher Name.“ (S. 12)
Auf der Magierschule Scholomance zählt allein das Überleben und nur wer stirbt oder die Abschlussprüfung schafft, kann am Ende die Schule wieder verlassen. Bis dahin warten jedoch an allen möglichen unerwarteten Ecken und Ende Malefizer, bösartige Monster, die einem nach dem Leben trachten.
Galadriel Higgins, El genannt, besucht die 11. Klasse Scholomance, der Schule für Hexen- und Zauberer, auf der bereits ihr Vater ums Leben gekommen war und der ihre Mutter nur knapp entkommen konnte. An der Schule gibt es kein Lehrpersonal und alle Schülerinnen und Schüler sind auf sich allein gestellt. Einziges Ziel ist es, die vier Schulstufen zu überleben.
Gleich zu Beginn wird El von ihrem Mitschüler Orion Lake bereits zum zweiten Mal das Leben gerettet. Orion gilt als der von allen bewunderte Held der Schule, der es sich zum Lebensinhalt gemacht hat, seine Mitschülerinnen und Mitschüler mit Hilfe seiner Zauberkräfte vor Angriffen der Malefizer zu retten. Diese stets hungrigen Monster können an den ungewöhnlichsten Orten ihren Opfern auflauern, wie z.B. im Abflusse, in der Dusche, im Essen, an der Decke oder unter dem Bett. Am Ende wird ein Großteil der Schüler von den stets hungrigen Monstern gefressen wird.
Anstatt jedoch dankbar zu sein, gerät El immer wieder in Wut, wenn ihr Orion hilft, weil sie dadurch den Eindruck von Schwäche vermittelt, sodass sich alle anderen von ihr fernhalten. Schließlich ist nichts gefährlicher als alleine zu essen oder durch die Gänge zu streifen und sich damit den monsterartigen Wesen, die an der Schule ihr Unwesen treiben, als leichte Beute erkennen zu geben. Denn nur wer Bündnisse schließen kann, für den besteht die realistische Aussicht, die Schule am Ende lebend zu verlassen.
Niemand ahnt, dass El über außergewöhnliche dunkle magische Fähigkeiten verfügt, mit denen sie problemlos die Lebens- und Zauberkraft ihrer Mitschüler absaugen oder auf einen Schlag alle Monster vernichten kann. Gezielt unterdrückt sie ihre Gabe, um nicht auch das Leben ihrer Mitschüler in Gefahr zu bringen. Obwohl Orion Galadriel mit seinen ständigen Hilfe- und Lebensrettungsversuchen nervt, entwickelt sich allmählich eine komplexe Freundschaft zwischen den beiden, die ihr bislang einsames Leben erweitert.
Naomi Novik entführt ihre Leserinnen und Leser in eine außergewöhnliche Welt, in der das Überleben vom Erlernen von Zauber- und Abwehrsprüchen abhängt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht Galadriels, wobei der Einstieg in die Geschichte und ihr Umfeld zunächst nicht gerade leicht fallen. Neben ständigen Angriffen durch Monster, werden die Konturen der Schule und der komplexen Lebenswelt nach und nach deutlicher, wie auch die Beziehungen zwischen den beiden gegensätzlichen Charakteren Galadriel und Orion.
Ein etwas düsterer und komplex aufgebauter Fantasy-Roman, der durch sein besonderes Setting und seine ungewöhnliche Handlung neugierig auf den weiteren Verlauf macht und besonders Fantasy-Fans ansprechen wird.
Naomi Novik, Scholomance - Tödliche Lektion. Aus d. Reihe: Scholomance Bd. 1, übers. v. Doris Attwood [Orig. Titel: A Deadly Education. Lesson One of The Scholomance], ab 14 Jahren
München: Cbj Verlag 2021, 480 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-570-16609-3
Weiterführende Links:
Cbj Verlag 2021: Naomi Novik, Scholomance - Tödliche Lektion
Wikipedia: Naomi Novik
Andreas Markt-Huter, 27-09-2021