Jack Meggitt-Phillips, Biest & Bethany - Nicht zu zähmen

„Ebenezer Tweezer war ein schrecklicher Mensch, sein Leben aber war wundervoll. Er musste niemals hungern, denn seine zahlreichen Kühlschränke quollen stets über vor Leckereien. […] Nicht einmal über seinen Tod musste sich Ebenezer Tweezer Gedanken machen. Als die folgende Geschichte ihren Lauf nahm, war sein 512. Geburtstag nur noch eine Woche entfernt …“ (S. 9 f.)

Ewiges Leben und ewige Jugend haben ihren Preis, wie schon Oscar Wild in seinem schauerlichen Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ zu erzählen wusste. Doch hatte es Dorian Gray nicht mit einem frechen und widerspenstigen Waisenkind zu tun, das sein Leben verändern hätte können.

Ebenezer Tweezer wohnt im 15. Stockwerk eines Hochhauses und steht kurz davor 512 Jahre alt zu werden. Gleich zu Beginn trifft er in einer Vogelhandlung auf Bethany, die zum Leidwesen des Händlers einen Frosch, oder Panther oder Eisbären kaufen möchte. Am Ende gibt sie sich mit zehn Würmern zufrieden, während Mr Tweezer für einen ganz speziellen Mitbewohner einen sprechenden und singenden Papagei besorgt. Er verspricht dem Händler sich ganz besonders um das außergewöhnlich Tier zu kümmern, das er Patrick nennt.

Zu Hause angekommen bringt Tweezer den Papagei zu einem Biest, das sich einem feuchten, nach Kohl riechendem Raum befindet. Das gruselige Biest mit seinen drei schwarzen Augen, zwei Zungen und einem riesigen Sabbermaul lässt sich vom Papagei noch ein Liedchen singen, ehe er ihn verspeist.

Tweezers Leben zeigt sich ganz eng mit dem Biest verbunden, das ihm jeden Wunsch aus seinem Maul herauszaubert, wenn es ordentlich gefüttert wird. Für den alljährlichen lebensverlängernden Trank wünscht sich das Biest diesmal aber ein ganz besonderes Fressen: es will ein Kind.

„Ich will wissen, wie eine Rotznase schmeckt“, seufzte es verträumt. (S. 29)

Der entsetzte Mr Twezer macht sich gezwungener Maßen an den verschiedensten Orten, wie im Zoo oder in einem Süßwarenladen, erfolglos auf die Suche nach einem Kind, bis ihm Bethany, das kleine Mädchen vom Vortag in der Vogelhandlung, wieder einfällt. Er macht sich auf den Weg ins Waisenhaus für Kinder. Die Heimleiterin Miss Fizzlewick ist überrascht, dass sich Twezer ausgerechnet das schrecklichste und widerspenstigste Kind aussucht. Twezer, der glaubt sein Futterproblem elegant gelöst zu haben, ahnt nicht, wie sehr das freche Mädchen, das keiner mag, sein Leben auf den Kopf stellen wird.

„Biest & Bethany“ ist eine ebenso gruselige wie lustige Geschichte für junge Leserinnen und Leser, die neben schauererregenden Elementen auch gerne etwas zu lachen haben. Und davon gibt es in Jack Meggitt-Phillips Gruselgeschichte für Kinder einiges geboten. Von den ausgewöhnlichen Charakteren stechen vor allem Bethany und Ebenezer Tweezer heraus, die eine außergewöhnliche Entwicklung erkennen lassen.

Ein überaus lesenswertes und empfehlenswertes Kinderbuch, das durch seinen eigenwilligen englischen Humor und seine ebenso unterhaltsame wie spannende Geschichte überzeugt. Die kurzen Kapitel und zahlreichen ausgesprochen passenden Illustrationen machen das Buch zu einem großen Lesevergnügen.

Jack Meggitt-Phillips, Biest & Bethany - Nicht zu zähmen. Eine ungeheuerliche Freundschaft,
aus d. Reihe: Biest & Bethany Bd. 1, ill. v. Isabelle Follath, übers. v. Ulrich Thiele [Orig. Titel: The Beast and the Bettany], ab 9 Jahren
Bindlach: Loewe Verlag 2021, 272 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-7432-1081-3

Weiterführende Links:
Loewe Verlag: Jack Meggitt-Phillips, Biest & Bethany - Nicht zu zähmen
Homepage: Isabelle Follath

Andreas Markt-Huter, 31-03-2022