Sam Thompson, Der Junge, der mit den Wölfen spricht
„»Ich habe das Gefühl, du hast das Tier gesehen, das wir suchen«, sagte Reynard. »Und ich glaube, du wirst uns helfen.« Silas antwortete nicht. Er war ein wenig überrascht, dass der Fuchs sprach, aber nicht so sehr, wie ihr vielleicht denkt. Ein sprechender Fuchs wirkte gar nicht so seltsam, wenn er direkt vor einem saß und einen aus freundlichen goldenen Augen anschaute.
Der junge Silas hat Schwierigkeiten beim Sprechen, wenn er aufgeregt ist und wird deshalb von Richie Long und dessen Freunden als „Stiller“ gehänselt und regelmäßig auf dem Schulhof gemobbt. Silas geht daher am liebsten seiner eigenen Wege, bis eines Tages auf dem Weg in die Schule ein Wolf vor ihm steht.
Zunächst erschrickt Silas vor dem gewaltigen Tier, bis er bemerkt, dass der Wolf auf der Pfote verletzt zu sein scheint. Das Tier lässt den Jungen an sich heran, der einen Reißnagel zwischen den Fußballen des Wolfs entdeckt und ihn entfernt. Als das Tier hinter einem Drahtzaun verschwindet, hört Silas hinter sich die Stimme eines Fuchses. Als er sich umdreht, findet er sich plötzlich von zwanzig Füchsen umringt.
Der sprechende Fuchs stellt sich als Reynard vor und will wissen, wohin der Wolf verschwunden ist. In seiner Aufregung bringt Silas, der ahnt, dass es der Fuchs nicht gut mit ihm meint, kein Wort heraus. Bald ändert der Fuchs seine überfreundliche Art und beginnt dem Jungen zu drohen. Eine Füchsin beißt Silas so fest in den Fuß, dass er stark zu bluten beginnt und der Knöchel dick anschwillt.
Als die Füchse wieder verschwunden sind, kann sich Silas vor Schmerz nicht mehr bewegen. Der Wolf kommt zurück, stellt sich als Isengrim vor und nimmt ihn auf seinem Rücken mit in den Wolfsbau, wo er von Hersent, der Frau des Wolfs, mit einer Lehmpackung um den Fuß verpflegt wird. Isengrim und Hersent sind die letzten Wölfe des Waldes und erwarten in Kürze Nachwuchs. Doch die Füchse leben in der Stadt „Erde“ und kontrollieren den Wald. Mit aller Gewalt versuchen sie, die beiden Wölfe wieder unter ihre Herrschaft zu bekommen.
Nachdem die Jungen der Wölfe zur Welt gekommen sind, bringt sie Isengrim bei Silas in Sicherheit. Während die beiden Wölfe auf die Jagd gehen, taucht Reynard auf und überlistet Silas mit seinen verschlagenen Lügen. Die Füchse stehlen die Wolfswelpen und verletzen die Wölfin Hersent schwer, beim Versuch ihre Kinder zu befreien. Silas startet mit seinen Wolfsfreunden eine abenteuerliche Rettungsaktion, bei der er über sich hinauswachsen und seine Stimme finden wird.
Mit großen Bildern erzählt Sam Thompson die Geschichte eines Jungen, der unter seinen Sprachproblemen leidet und trotzdem uneigennützig bereit ist, sich für andere einzusetzen. Ein großartiges Abenteuer über Freundschaft, Hilfsbereitschaft und den Mut, sich seinen Problemen zu stellen und über sich hinauszuwachsen.
Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch, das Fantasy und Problemthemen kunstvoll miteinander zu verbinden weiß. Die spannende Geschichte und die starken Charaktere vermögen die jungen Leserinnen und Leser von Beginn weg in ihren Bann zu ziehen.
Sam Thompson, Der Junge, der mit den Wölfen spricht. Übers. v. Ingo Herzke [Orig. Titel: Wolfestongue], ab 10 Jahren
Stuttgart: Thienemann Verlag 2022, 208 Seiten, 15,50 €, ISBN 978-3-522-18589-9
Weiterführende Links:
Thienemann Verlag: Sam Thompson, Der Junge, der mit den Wölfen spricht
Homepage: Sam Thompson
Andreas Markt-Huter, 26-04-2022