Katharina Hartwell, Die Silbermeer-Saga – Das schwebende Schiff
„Die See wusste nichts von Zeit. Stunden, Tage, Wochen, Jahre, Jahrhunderte – alles Worte ohne jede Bedeutung für die See. Wie lange sie auf ihre verlorene Tochter gewartet hatte, zwei lange Ewigkeiten oder einen halben Wimpernschlag, ließ sich also nicht sagen, doch als Edda Valt zu ihre zurückkehrte, da schloss die See sie in eine stille Umarmung, zog sie hinab bis ins Herz der Stille, bis in die reglose Ruhe tiefer Gewässer.“ (S. 8)
Gerade als Edda mit dem Schwebenden Schiff zu den letzten Inseln aufbrechen will, um ihren lange gesuchten Bruder zu finden, wird sie vom dunklen und undurchsichtigen Talin Brand überfallen. Er sticht sie mit dem Messer nieder, wird sie in die Fluten des Teermeeres und stiehlt ihr schwebendes Schiff, um sich selbst auf den Weg zu den letzten Inseln zu machen. Doch Edda überlebt die tödliche Verletzung, denn sie ist eine Tochter der Silbersee.
Eddas Freunde und Weggefährten Teofin Bornholm und Pantemin sind auf der nördlichen Teermeerinsel Bal Okren zurückgeblieben und hoffen, dass Edda den Angriff Talin Brands irgendwie überlebt hat und wieder zurückkehren wird. Als es nach Tagen kein Lebenszeichen von Edda gibt, beschließt Teofin nach Witte Kastiel zu reisen, um sich in der magischen Alten Sprache unterrichten zu lassen. Pantemin wartet hingegen weiter beharrlich auf die ersehnte Rückkehr von Edda und versucht ein neues Schwebendes Schiff zu bekommen.
Pantemin blitzt mit seiner Forderung nach einem neuen Schwebenden Schiff, weil das alte bezahlt, aber gestohlen worden sei, bei den Anführern Agnosh und Olveg ab. Außerdem fehlt einem neuen Schiff ein Schattenwal, der das Schiff erst zum Schweben bringen kann. Als es ihm schließlich gelingt, einen Schattenwal aus einem Brunnen zu befreien, droht die angespannte Situation zu eskalieren.
Edda macht zu ihrer Überraschung die Erfahrung, unter Wasser atmen zu können und zu einem Teil der Meereswelt zu werden. Als sie schließlich das Land gespült wird, trifft sie auf Gunnar auf Norderness, den Hofmarschall unter König Feven und dann von Eddas Mutter, Königin Marinne, der ihre schwere Stichwunde versorgt. Gunnar hatte sie und Tobi damals bei ihrer Flucht der Hexe Felma übergeben und deren Schwester Maron schließlich nach Colm zu ihrem Ziehvater Ruben gebracht. Eddas erfährt ihren früheren Namen, Bjanne, und dass sie als Nachfolgerin ihre Mutter und neue Königin von Astador betrachtet wird.
Doch Edda hat nicht vor nach Astador zu ziehen. Sie setzt alles daran weiter im hohen Norden nach Makrabor zu den letzten Inseln zu gelangen, um ihren Bruder Tobi befreien, aber auch um den geheimnisvollen Indrid zu finden, bei dem alle Fäden ihrer Vergangenheit und Zukunft zusammenfließen.
Im großen Finale lässt Katharina Hartwell langsam die letzten Geheimnisse um die Ereignisse in Eddas Vergangenheit lüften, wobei sich unerwartete und überraschende Wendungen ergeben. Die Schleier lüften sich und lassen manche Protagonisten in einem neuen Licht erscheinen.
Der überaus spannende und gelungene Abschluss einer außergewöhnlichen und poetischen Fantasy-Trilogie rund um eine überaus starke Heldin besticht durch ihre zahlreichen nicht weniger ansprechenden Protagonisten und eine beeindruckend gezeichnete fantasievolle und magische Umwelt.
Ein überaus empfehlenswertes Lesevergnügen für jugendliche und erwachsene Freunde der Fantasie-Literatur, das durch seine poetische Sprache, seinen spannenden Aufbau, seine starken Figuren und seine überraschenden Wendungen zu überzeugen weiß.
Katharina Hartwell, Die Silbermeer-Saga – Das schwebende Schiff. Aus d. Reihe: Die Silbermeer-Saga Bd. 3, ab 14 Jahren
Bindlach: Loewe Verlag 2022, 640 Seiten, 25,70 €, ISBN 978-3-7432-0368-6
Weiterführende Links:
Loewe Verlag: Katharina Hartwell, Die Silbermeer-Saga - Das schwebende Schiff
Wikipedia: Katharina Hartwell
Andreas Markt-Huter, 19-12-2022